Drohnenüberwachung von Pilgern in Navarra

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Simsim
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Re: Drohnenüberwachung von Pilgern in Navarra

Beitrag von Simsim »

"Da nur diejenigen betroffen sein können, die sich einer behördlichen Anweisung widersetzen, ist meine Antwort: ja"

Schon erstaunlich. ..denn für mein Verständnis kann eine solch drastische Form der Überwachung, wenn überhaupt, dann nur bei Verdacht auf schwerste Verbrechen, wie Terrorismus z.b., legitim sein, aber nicht für die Einhaltung von Ausgangssperren, Abstandsregeln etc.

Hier in Vezelay (Burgund, Frankreich) wurde im April eine junge Frau die ich gut kenne, von einer Polizeidrohne beim Spaziergang im Wald verfolgt. Sie war etwas weiter gegangen (allein in der menschenleerenLandschaft) als die 1 km Regel erlaubte. Als sie zurück zuhause war, kam kurz darauf die Polizei und sie fühlte sich wie eine Schwerverbrecherin behandelt. Sie ist gesundheitlich sehr wacklig und braucht dringend Bewegung im Freien.
Sie war von dem Vorfall so traumatisiert, dass sie seither immer wieder in die Klinik muss....
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Matt Merchant
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Re: Drohnenüberwachung von Pilgern in Navarra

Beitrag von Matt Merchant »

Liebe Simone,

hast Du als 'Wahl-Französin' eigentlich letztes Jahr den großartigen Kinofilm 'Les Misérables' von Ladj Ly gesehen (im Deutschen heißt er unzureichend übersetzt 'Die Wütenden')? Also, ich meine nicht das Musical, sondern jenen Film, der in den heutigen Pariser Elends-Gebieten spielt und den dortigen Missbrauch von Polizeigewalt zeigt.
Interessant finde ich, wie dort, in der Filmhandlung, ein schwerer Fall von polizeilicher Misshandlung zufällig durch die Drohne eines Ghetto-Kids aufgeklärt wird: https://youtu.be/5IL3bNBjVKE
Dies nur als vorsichtiger optimistischer Impuls, dass diese gruseligen Drohnen in handverlesenen Einzelfällen vielleicht auch Gutes bewirken...
Das kam mir gerade in den Sinn, als Du das Beispiel Frankreich anführtest.

Liebe Grüße,
Matthias

Fußnote: ...Und prompt wird mit Frankreichs neuem Gesetz "zur globalen Sicherheit" dieser Tage die Kino-Fiktion von der Realität überholt:
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Hobbypilger
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Re: Drohnenüberwachung von Pilgern in Navarra

Beitrag von Hobbypilger »

Anhalter hat geschrieben: 18. Dez 2020, 20:06
Ich empfehle jedem, der ein normales/unmodifiziertes Android Telefon sein eigen nennt, mal die Funktion "Meine Zeitachse" von google Maps anzuschauen... Erstaunlich was da alles hinterlegt ist.

Auf dem PC findet man das hier, Blau hinterlegt. Auf dem Handy ist das Menü etwas anders, aber ähnlich. https://abload.de/img/zeitachsefxjl1.png
Ich sehe die Problematik eine Stufe vorher. Jeder sollte sich vorab mit den Gegebenheiten seiner verwendeten Apps vertraut machen und wissen wie sie zu bedienen sind, bzw. auf unpassende Apps verzichten.

Wegen der Drohnen bin ich froh, dass deren Einsatz zu unserer Beobachtung in Deutschland nicht zugelassen ist. Sollte ich in ein Land reisen in dem Menschen grundsätzlich mit Drohnen überwacht werden, muss ich es entweder billigend in Kauf nehmen oder auf die Reise verzichten. Wo ist das Problem?

Dass man die grundsätzliche Überwachung kritisiert und ablehnt, halte ich für selbstverständlich. Um Verbrecher auf der Flucht zu orten hätte ich allerdings auch nichts dagegen.

Ciao
Detlef
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CyrusField
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Re: Drohnenüberwachung von Pilgern in Navarra

Beitrag von CyrusField »

Hobbypilger hat geschrieben: 19. Dez 2020, 13:18 Ich sehe die Problematik eine Stufe vorher. Jeder sollte sich vorab mit den Gegebenheiten seiner verwendeten Apps vertraut machen und wissen wie sie zu bedienen sind, bzw. auf unpassende Apps verzichten.
Hier beginnt das Problem aber schon: Diese "Apps" bzw. deren Funktionen sind bei Google nämlich ein fest integrierter Bestandteil des Betriebsystems "Android". Es ist schon richtig, dass man sich damit vertraut machen sollte, aber das tun viele Menschen wahrscheinlich nicht. Dass diese Apps dann auch noch fröhlich Daten in die Welt senden, selbst wenn man sie eigentlich gar nicht benutzt, ist vielen auch nicht klar. Apple hat in seinem iOS die selbe Systematik.

Natürlich kann man diese Funktionen einschränken - noch nicht einmal vollkommen abschalten. Damit verliert Google dann zumindest sein "Langzeitgedächtnis". Aber solange dann z.B. Google Maps benutzt wird, werden die Daten über den aktuellen Aufenthaltsort immer noch dazu genutzt, angepasste Werbebanner zu präsentieren oder die Einträge bei der Google suche zu "optimieren".
Wer das nicht möchte, dem muss klar sein, dass man alternative Apps benutzen muss. Wohin die aber ihre Daten schicken, lässt sich genausowenig nachvollziehen... Die vernetzte Welt ist in dem Punkt ein echter Fluch.
Hobbypilger hat geschrieben: 19. Dez 2020, 13:18 Dass man die grundsätzliche Überwachung kritisiert und ablehnt, halte ich für selbstverständlich. Um Verbrecher auf der Flucht zu orten hätte ich allerdings auch nichts dagegen.
Richtig - wie bei fast allem kommt es auch hier auf die Verhältnismäßigkeit an. Meiner Meinung nach ist die bei der Pilgerüberwachung aber nun wirklich nicht gegeben.
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Simsim
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Re: Drohnenüberwachung von Pilgern in Navarra

Beitrag von Simsim »

Das führt jetzt mal wieder weit weg vom Titelthema....
aber bei " Verbrecher auf der Flucht" und Drohnen muss ich an die vielen Menschen denken, die z.b. in Franco-Zeiten über die Pyrenäen durch die Wildnis nach Frankreich flüchteten... oder auch in Nazi-Zeiten konnten sich manche durch Flucht und Versteck retten. Sie waren in Augen des Regimes Verbrecher und hätten mit Drohnen keine Chance gehabt.
Es ist, wie ich finde, eine gnadenlose Technik....
Und wir wissen ja dass jede Technik, sobald sie vorhanden ist, nie nur auf gute Weise genutzt wird. Siehe z.b. die Tatsache, dass Pilger mit Drohnen überwacht werden.
Ich gehe jede Wette ein, dass es in Deutschland auch in absehbarer Zeit so weit ist, dass Drohnen von der Polizei eingesetzt werden.
Aber was solls. Jammern hilft nichts. Der Realität ins Auge schauen aber schon.
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Hobbypilger
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Re: Drohnenüberwachung von Pilgern in Navarra

Beitrag von Hobbypilger »

CyrusField hat geschrieben: 19. Dez 2020, 13:30 Richtig - wie bei fast allem kommt es auch hier auf die Verhältnismäßigkeit an. Meiner Meinung nach ist die bei der Pilgerüberwachung aber nun wirklich nicht gegeben.
Das ist deine Meinung die ich dir nicht absprechen kann und will.

Meine Meinung ist die, wer dieses Jahr nicht verstanden hatte um was es wirklich geht, wer wenig Eigenverantwortung zeigte und alles was nicht verboten war bis zur letzten Möglichkeit ausnutzte, der darf sich nicht über ergriffene Maßnahmen beschweren.

In diesem thread werde ich nichts mehr schreiben, du kannst also frei meine Meinung zerreißen.

Bis zu tausend Tote am Tag in Deutschland sind Fakten genug. Mir fehlt JEDES Verständnis für jene die nicht mitbekommen habe was eine Pandemie ist.

Ciao
Detlef
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CyrusField
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Re: Drohnenüberwachung von Pilgern in Navarra

Beitrag von CyrusField »

Ähm...? Habe ich irgendetwas nicht mitbekommen? Habe ich Deine Meinung "zerrissen" oder Dir irgendwie widersprochen? Habe ich irgendwelche Fakten geleugnet?

:?: :?: :?:
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Matt Merchant
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Re: Drohnenüberwachung von Pilgern in Navarra

Beitrag von Matt Merchant »

Lieber Detlef,

als Mitleser habe ich das Gefühl, dass da ein Missverständnis vorliegen muss:
Stefan hat Dich doch mit keinem Wort angegriffen oder widersprochen, geschweige denn 'zerlegt'...
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Pilgerbär
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Re: Drohnenüberwachung von Pilgern in Navarra

Beitrag von Pilgerbär »

Berthold hat geschrieben: 19. Dez 2020, 08:07
Pilgerbär hat geschrieben: 19. Dez 2020, 07:16 Wie mir ein portugiesischer Kollege berichtete wurde in Portugal so die Ausgangssperre überwacht...
.. was ja in meinen Augen ein zwar unschönes, aber leider verständliches Anliegen ist, wenn es darum geht , die Einhaltung der zum Schutz der Allgemeinheit veranlassten behördlichen Anordnungen zu überprüfen und durchzusetzen.
Simsim hat geschrieben: 19. Dez 2020, 07:32 Ob das alles so sehr der (psychischen, seelischen) Gesundheit dienlich ist......?
Für mich ist es mit dem Pilgern jedenfalls aus, wenn ich damit rechnen muss von Drohnen beobachtet zu werden. Ich glaube nicht, dass mit dem Ende (falls das überhaupt kommt) der Corona Restriktionen die Technik nicht mehr eingesetzt wird.
Ich stimme mit Dir überein in der Annahme, dass Drohnen auch nach Ende der Corona-Restriktionen noch zum Einsatz kommen werden, teilweise auch zu durchaus zweifelhaften Zwecken. Keine Sorge habe ich aber, dass irgend eine staatliche Stelle ein Interesse daran haben wird, uns Pilger anlasslos zu überwachen. Dieser Aspekt spielt für meine weiteren Pilgerpläne die geringste Rolle.

Mein Beitrag war völlig wertfrei und nur als Feststellung gemeint. Selbstverständlich können wir uns über die Überwachung der unterhalten, aber mal ehrlich: haben wir uns nicht durch unsere neumodernen Fahrzeuge, Mobiltelefone und sonstige Medienträger nicht schon längst selber gläsernd gemacht? Und wenn mir, in welchem Land auch immer, Beamte im Wald beim ka....zusehen ist es doch deren Problem sollte ihnen die Augen verfaulen :lol: ...
Ultreya, euer Pilgerbär
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Pooh_der_baer
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Re: Drohnenüberwachung von Pilgern in Navarra

Beitrag von Pooh_der_baer »

Hallo,

beim Einsatz von Drohnen von Amts wegen kann ein etwas mehr oder weniger Verständnis aufgebracht werden.
Unverschämt finde ich den Einsatz von Privatpersonen.
Kann man gelegentlich auch auf dem CF erleben, was ich als sehr störend empfand, und nicht nur in deutschen Gemeinden,Feldern, Wäldern.
Wer sich nicht erinnert, den bestraft die Zukunft.
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Re: Drohnenüberwachung von Pilgern in Navarra

Beitrag von beliperegrina »

Hobbypilger hat geschrieben: 19. Dez 2020, 14:19
In diesem thread werde ich nichts mehr schreiben, du kannst also frei meine Meinung zerreißen.
Also, ich habe das spontan auf eventuell weitere Meinungsäußerungen bezogen. Aber wir sollten das Thema hier vielleicht nicht weiter vertiefen!

Liebe Grüße, Beliperegrina
Torsten
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Re: Drohnenüberwachung von Pilgern in Navarra

Beitrag von Torsten »

Simsim hat geschrieben: 18. Dez 2020, 17:48 ...

z.B. die Vorstellung dass meine bisher immer gut versteckten Biwaks im Wald küftig von Drohnen entdeckt werden, die mich beim Pipimachen filmen und dann kommt die Guardia-Civil um mir zu erklären, dass es verboten ist, imWald zu übernachten....
Finde den Fehler!!!


Ich habe den Artikel nochmal durch den Google-Übersetzer gejagt:
Die Provinzpolizei hat 106 Polizeidienste mit Drohnen durchgeführt. Die durchgeführten Dienste umfassten 160 Flugstunden mit den vier Drohnen, die der Polizei zur Verfügung standen, und unterstützten spezialisierte Einheiten in verschiedenen Bereichen.
Also ein Jahr hat 8760 Stunden ;)
So waren 39 der Gesamtleistungen für die Überwachung der Einhaltung der Anti-Covid-19-Gesundheitsvorschriften, 37 für die Überwachung der Einhaltung der Umweltschutzvorschriften, 15 für die Sicherheit der Bürger, acht für die Überwachung und den Schutz des Camino von Santiago, drei anlässlich der Untersuchung von Verkehrsunfällen, drei zur Unterstützung von Suchgeräten für vermisste Personen und einer anlässlich einer Untersuchung von Flugunfällen, hat in einer Erklärung ausführlich dargelegt.
Also jetzt hier von einer Überwachung zu sprechen ist in meinen Augen völlig überzogen :lol: Weiter führt der Artikel auch aus, dass der Einsatz der Drohnen nur in bestimmten Zonen erlaubt ist.
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Bicigringo
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Drohnenüberwachung von Pilgern in Navarra

Beitrag von Bicigringo »

Ich zitiere aus dem Artikel DdN vom 8. Juli: „Patrouillen mit Drohnen in den am stärksten gefährdeten Gebieten😂 Und die Polizisten im Video stehen bei der Bodegas Irache in Ayegui… 🍷 Honni soit qui mal y pense...

https://translate.google.com/translate? ... 3-300.html

Schöne Feiertage 🎄
La tortuga puede hablar más del camino que la liebre | Gibrán Jalil Gibrán
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Simsim
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Re: Drohnenüberwachung von Pilgern in Navarra

Beitrag von Simsim »

Na dann ist ja alles bestens und Simone wird künftig brav sein und nicht mehr verbotenerweise den winterlichen Sternenhimmel in ihren stillen Nächten in den Wäldern genießen. Ordnung muss schließlich sein.
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Simsim
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Re: Drohnenüberwachung von Pilgern in Navarra

Beitrag von Simsim »

Meine obige Ironie bezog sich übrigens auf Torstens post.
Nicht dass das jemand etwa ernst nimmt und glaubt, ich hätte wirklich Angst um die verfaulenden Augen der Gendarmen..... :)
Trotzdem....bei den derzeitigen Entwicklungen fällt es mir manchmal schwer, den Humor nicht zu verlieren. Danke also für euren!
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