Pilgern 2020 in Deutschland?

Pilgerwege in Deutschland, Österreich und der Schweiz
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Annkatrin
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Re: Pilgern 2020 in Deutschland?

Beitrag von Annkatrin »

https://daspilgerforum.de/viewtopic.php ... 8218#p8037

Nachdem ich in meinen alten Fotos,Unterlagen von den Wegen der Jakobspilger in Deutschland gestöbert habe, ist mir aufgegangen, dass das meine Art zu pilgern ist. Hier bin ich viel mehr bei mir, als auf dem CF wo so viele Pilger unterwegs sind. Es ist auch wirklich interessant mit den vielen Leuten aus aller Welt, aber mich lenkt es ab. Hier kann ich mich mit den Menschen am Weg unterhalten und es gibt zwar nur einen Sonntagsgottesdienst, aber dem kann ich dann folgen. Eine Messe auf spanisch kann mich nicht so erreichen. (Ich schreibe übrigens bewusst "ich" und nicht "man" ;) )
Auch hier gibt ER dir auf dem Weg was du brauchst, du musst nur deine Sinne dafür öffnen. (Ich kann den Spruch "Der Weg gibt dir was du brauchst" * nicht leiden) Jeden Morgen habe ich mir zwei Äpfel für unterwegs gekauft. An diesem Morgen klappte es leider nicht. Als ich aus der Ortschaft heraus war, kam ich an einer Obstwiese vorbei, wo gerade ein Rentnerehepaar seine Äpfel geerntet hatte. Wir klönten über den Zaun und dann fragte mich der Altbauer, ob ich ein paar Äpfel möchte. Die habe ich dankend angenommen. Während ich sie im Rucksack verstaute, warf er seinen kleinen Traktor an und die beiden tuckerten davon. Ich sollte meine Äpfel also doch bekommen.

Sobald man wieder Unterkünfte buchen kann, packe ich meinen Rucksack und mache die Gegend unsicher ;) :lol:
Annkatrin

* bei mir heißt es "du findest auf dem Weg was du brauchst"
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Shabanna
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Re: Pilgern 2020 in Deutschland?

Beitrag von Shabanna »

Annkatrin hat geschrieben: 3. Mai 2020, 13:20 Nachdem ich in meinen alten Fotos,Unterlagen von den Wegen der Jakobspilger in Deutschland gestöbert habe, ist mir aufgegangen, dass das meine Art zu pilgern ist. Hier bin ich viel mehr bei mir, als auf dem CF wo so viele Pilger unterwegs sind.
Das kenn ich, Annkatrin. Als ich nach meinem langen Weg von daheim in Santiago angekommen war, hab ich oft gesagt: Es war alles genau richtig, so wie es war. Ich hab viel erlebt und nichts davon will ich missen. Aber die vielen Pilger auf dem letzten Abschnitt, das brauch ich nicht mehr.

Während ich bis etwa SJPdP das Gefühl hatte, jeder einzelne Pilger, ja, jeder Stein und jede Blume am Wegesrand haben sich in mein Herz geprägt und ich kann sie immer wieder hervorholen, wenn ich mich danach sehne, verschwimmen die Erinnerungen nach den Pyrenäen. Ja, doch, es gibt Bilder, Fragmente, als würde sich eine Kamera kurz scharf stellen, um dann wieder undeutliche, verwackelte Aufnahmen zu liefern. Ich glaube, ich wurde mehr nach Santiago gespült, als dass ich das Gefühl hatte, auf meinen eigenen kurzen Beinen zu gehen. Erde unter den Füßen spürte ich erst wieder vor der Kathedrale in Santiago, wo ich ganz allein, im strömenden Regen eingelaufen bin. Und dann war wichig: Finisterre und Muxia. Was bin ich dankbar, dass ich die Zeit dazu hatte und den Weg nicht hektisch verlassen musste.

Die Jahre darauf habe ich viele Wege gemacht, bin viel in Deutschland, Österreich, in der Schweiz und in Italien gelaufen. Alles war wundervoll. Für mich sind diese Wege kein Ersatz, keine zweite Wahl. Auch gibt es für mich nur wenig Unterschied zwischen Pilger- und Fernwanderwegen. Überall fühle ich mich geborgen, verbunden mit der Natur und mit den Schätzen am Wegesrand. Besondere Menschen hab ich getroffen. Auch die, die ich wieder verloren habe, waren wichtig.

Ja, und dann, irgendwann, ertappte ich mich dabei, wie mich die alten Bilder aus Santiago sehr rührten und - ich hab es auch hier immer mal wieder gespürt und geschrieben - ich wusste plötzlich: Ich will da wieder hin! Das Band war wohl stärker als gedacht.

Und dann kam nach einem chaotischen Sommer mit verschobenen Träumen im Oktober der Primitivo. Ich war unvorbereitet, fühlte mich von meinen eigenen Entscheidungen überrumpelt. Aber dieser Primitivo hat dann einfach gepasst wie Faust aufs Auge. Ich glaub, sowas gab's ganz selten in meinem Leben. Dass ich das Gefühl hatte, exakt zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Und das 14 Tage lang. Wir waren eine bunt zusammengewürfelte Truppe, alles andere als homogen. Ich glaube, keiner von uns hätte sich genau diese Mitpilger vorher gewünscht. Und trotzdem passte ein Puzzleteil zum anderen. Der Weg: anstrengend. Aber das war Asturien! Die perfekte Kulisse für unseren Film. Magie.

Tja. Sorry, bin ich abgeschwiffen? ;) Was ich sagen wollte: Irgendwann nach dem Primitivo war klar - ich bin back in da house. Einmal im Jahr Santiago muss sein. Aus welcher Richtung: Egal. Und dazwischen: Komme, was wolle.

LG,
Andrea
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Annkatrin
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Re: Pilgern 2020 in Deutschland?

Beitrag von Annkatrin »

Shabanna hat geschrieben: 3. Mai 2020, 16:12
Ja, und dann, irgendwann, ertappte ich mich dabei, wie mich die alten Bilder aus Santiago sehr rührten und - ich hab es auch hier immer mal wieder gespürt und geschrieben - ich wusste plötzlich: Ich will da wieder hin! Das Band war wohl stärker als gedacht.
Oh ja, das kenne ich auch. Als ich knapp zwei Jahre "nach Santiago" den Weg noch einmal intensiv durchlebte weil ich einen Vortrag darüber halten durfte. Auf dem 2. Teil Leon - Santiago hatte ich nur Probleme mit den Füßen. Ich vergesse nicht die Emotionen, als ich bei heftigsten Hagelschauern zum O'Cebrero hoch bin, wo Debbie aus Kanada mich umarmte ,ich stehenblieb, die Aussicht genoss und dachte, jetzt bist du soweit gekommen, jetzt schaffst du auch den Rest....oder die Amerikaner, denen ich unterwegs immer mal begegnete, oft wenn ich nachmittags die Stiefel auszog um in Sandalen weiter zu gehen, die ich in der Kathedrale wieder traf und er sagte ganz erfreut:"You did it!" Auch Ruedi und Therese aus der Schweiz hätte ich nicht kennengelernt, mit denen ich mich abends häufig zum Essen verabredete und zu denen ich heute noch Kontakt halte.

Aber jetzt sind wir älter geworden, mein Mann kurvt nicht mehr den ganzen Sept. auf dem Acker herum, wo er gar nicht merkt dass ich nicht da bin ;). Da möchte ich nicht mehr solange alleine verreisen und dieses "zurück zu den Wurzeln" scheint mir der richtige Weg zu sein. Zusammen pilgern haben wir auch versucht, war nix. :D

Weil Schleswig-Holstein auch in der Mitte schön ist, sind wir letztes Jahr mit den Fahrrädern von St. Peter-Ording (Nordsee) nach Kappeln (Ostsee) gefahren. Es gibt wirklich sehr viele wunderschöne Wege in Deutschland zu entdecken, egal ob als Pilger zu Fuß oder mit dem Fahrrad als Ehefrau :lol: .

Dänemark ist auch nicht zu verachten. Vieles findet man hier: www.jakobswege-norddeutschland.de

LG, Annkatrin
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Gerhard2020
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Re: Pilgern 2020 in Deutschland?

Beitrag von Gerhard2020 »

Moin, Moin,
es hat lange gedauert, aber jetzt kann man in Deutschland wieder pilgern.
Werde Mitte nächster Woche den Lahn Camino ab Wetzlar beschreiten.

Grüße
Gerhard2020
Trier - Le Puy 2019
Lahn - Camino Juli 2020
Mosel - Camino Okt 2020
Lutherweg 1521 - Sept.2021/Sept.2022
Le Puy - Cajarc April 2022
Cajarc - Zumaia (Camino Norte) April /Mai 2023
Wanderoma
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Re: Pilgern 2020 in Deutschland?

Beitrag von Wanderoma »

Hallo, Wanderer,
freut mich, dass dir die Via Baltica so gut gefallen hat – nicht zu vergessen die unglaublichen gotischen Backsteinkirchen…

Hier meine Stationen auf dem Westfälischen Jakobsweg, vllt ist dir damit geholfen:
Lengerich CVJM
Schmedehausen Gemeinde
Münster Arnsteiner Patres
Drensteinfurt Gemeinde
Werne Kapuzinerkloster
Dortmund – Wellinghofen Gemeinde
Herdecke privat
Gevelsberg Pilgerunterkunft Gemeinde der Liebfauenkirche
Beyenburg Kloster Steinhaus
Lennep Pilgerherberge
Wermelskirchen Evangelisches Jugend- und Schullandheim „Neuemühle“
Altenberg Kloster „Altes Brauhaus“

Und falls jemand im kühlen, flachen Norden herumwatscheln möchte, die Via Jutlandica. Sie besteht aus drei Alternativen: den westlichen Dithmarscher Jakobsweg, den östlichen Weg über Eckernförde, Kiel und Lübeck oder den Abschnitt dazwischen – dem Ochsenweg folgend. (Übernachtung jeweils in den Gemeinden.)

LG
Wanderoma
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Uti
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Re: Pilgern 2020 in Deutschland?

Beitrag von Uti »

Bei uns ist die Entscheidung jetzt auch gefallen. Wir haben zwar nur sieben Lauftage, werden diese aber nutzen um Ende August ein Stück des Münchner Jakobswegs zu gehen. Ich freue mich wahnsinnig drauf 😊. Falls jemand noch Tipps hat, welches Teilstück man beruhigt auslassen kann oder auf keinen Fall versäumen darf oder zu besonderen Highlights: Sehr gerne :D
Jedes Gehen auf unvertrauten Wegen ist eine Reise ins Vertrauen.
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Shabanna
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Re: Pilgern 2020 in Deutschland?

Beitrag von Shabanna »

Uti, falls du bis Lindau kommst, gib auf jeden Fall Bescheid! Vielleicht gibt's ja die Chance auf einen gemeinsamen Eisbecher am See! :D

Ich schick dir meine E-Mail-Adresse, da erreichst du mich (fast) immer.

LG,
Andrea
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OmNamahOm
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Re: Pilgern 2020 in Deutschland?

Beitrag von OmNamahOm »

Shabanna hat geschrieben: 19. Apr 2020, 18:19 (...)
Total begeistert war ich auch vom Heidschnuckenweg. Von Hamburg-Buchholz bin ich nach Celle gegangen, es war traumhaft schön. Der Weg ist einfach: Kaum Höhenmeter und idiotensichere Beschilderung.
Eigentlich wollte ich ab Mai die komplette Via de la Plata gehen. Corona-bedingt wurden es dann ca. 2 Wochen auf dem E1-Fernwanderweg; nordwärts Lemgo - Celle - Hamburg. Celle bis Hamburg deckte sich dann in vielen Teilen mit dem Heidschnuckenweg.

War wirklich sehr schön:
https://youtu.be/j6t-6HYwGWw
https://youtu.be/bUrueemIUc8

Die Wege waren größtenteils angenehm menschenleer, was mir sehr zusagte. ^_^

Ich war mit dem Rother Wanderführer "Fernwanderweg E1: Deutschland Nord - von Flensburg bis Hameln" unterwegs. Ohne den wäre ich doch das ein oder andere Mal aufgeschmissen gewesen, da ich kein Smartphone oder GPS habe. Größtenteils war der Weg (X, E1) aber gut markiert, besonders bis Hameln und im Gebiet des Hannoverschen Wander- und Gebirgsvereins. Herzlichen Dank dafür.

Hoffe nun auf die Via de la Plata evtl. 2022 oder später. Je nachdem, wie sich das Herbergsnetzt regeneriert. Mit Zelt find ich es ja schon etwas anstrengend. ;-)

Buen Camino
Dirk
Zuletzt geändert von OmNamahOm am 12. Jul 2020, 06:55, insgesamt 2-mal geändert.
--
Bon Camino
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Frau Holle
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Re: Pilgern 2020 in Deutschland?

Beitrag von Frau Holle »

Shabanna hat geschrieben: 7. Jul 2020, 15:38 Uti, falls du bis Lindau kommst, gib auf jeden Fall Bescheid! Vielleicht gibt's ja die Chance auf einen gemeinsamen Eisbecher am See! :D

Ich schick dir meine E-Mail-Adresse, da erreichst du mich (fast) immer.

LG,
Andrea
Oh ja, das wäre toll!
Wir wollen auf jeden Fall in Lindau ankommen 😊
u l t r e i a
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Walter
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Re: Pilgern 2020 in Deutschland?

Beitrag von Walter »

Hallo Andrea und alle Pilger,

danke für den Anstoß „Pilgern in Deutschland“.

Im Mai wollte ich auf dem Franziskusweg von Florenz nach Assisi und weiter nach Rom pilgern. Corona hat mir dieses Ziel für 2020 leider komplett verhagelt :( .

Nach dem sich die Zeit wohl wieder etwas normalisiert denke ich darüber nach im Herbst vielleicht auf dem Jakobsweg Via Baltica von Usedom nach Osnabrück oder auf der Via Scandinavica von Puttgarden nach Eisenach zu pilgern, Wobei mir als Allgäuer :D die Via Scandinavica vermutlich mehr zusagen würde; der Weg hat mehr Profil und es geht nicht immer nur eben dahin.

Nun zur Frage - kennt jemand diese zwei Wege, ich meine ob diese Wege schon jemand gegangen ist? Es wäre schön ein paar Meinungen zu hören und auch über mögliche Übernachtungen zu erfahren.

Ich wünsche euch allen stets einen guten Weg, oder eben auch in Deutschland - Buen Camino.

Walter
Cam. Frances, Cam. del Norte, Via Gebennensis, Via dela Plata, Via Podiensis, Via Regia, Jakobsweg Schweiz, Via Francigena, Olavsweg, Português, Ignatiusweg, Fränkisch Schwäbischer Jakobsweg, Münchner Jakobsweg, Via Scandinavica, Franziskusweg, Primitivo.
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chrisbee
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Re: Pilgern 2020 in Deutschland?

Beitrag von chrisbee »

Hallo zusammen
Am 25. Februar dieses Jahres stieg ich in die Wanderschuhe und ging zu Hause los mit der Absicht, mich einzustimmen und etwas fit zu machen für den Camino in Spanien. Ich ging in Frankfurt zum Main und folgte dem Jakobsweg nach Mainz. In Alt-Schwanheim hatte ich erst einmal genug und fuhr mit einer Bahn zurück. 2 Tage später startete ich dort zu meiner zweiten Etappe. Als ich Anfang März in Kelsterbach zur dritten Etappe aufbrach, war mir wegen Corona längst klar: Nix Camino – das geht dieses Jahr so weiter mit Main und Rhein und Deutschland. Nach 28 Etappen erreichte ich am 17. Juli Baden-Baden.
Ein kurzer Bericht: Ich ging an den Flüssen entlang – was ich sehr mag. An den Wegen und den Wiesen entlang des Mains blühten die Kirschen und ich sah die ersten Störche, die um ihre Nester rangelten. Am Rhein dann Weite und glitzerndes Wasser, Sonne, blendende Helligkeit. Als ich am 17. März in Mainz ankam hatte der Frühling begonnen. Und der Lockdown. Noch waren die Restaurants geöffnet, und auf der Rheinpromenade waren unglaublich viele Menschen unterwegs. Kurz darauf war Schluss damit. Und praktisch niemand auf den Wanderwegen. Mitte April machten wir von Frankfurt aus wieder Ausflüge an den Rhein, und ich setzte meine Tour in Richtung Worms fort. Dann ging ich mit unserem Campervan auf Tour, um unterwegs übernachten zu können. Camping- und Stellplätze hatte noch geschlossen, und so stand ich möglichst unauffällig auf Parkplätzen, etwa an verwaisten Sportanlagen. In Nierstein (Fähre) stieß ich auf den Lutherweg und oberhalb, in Oppenheim (die schöne Kirche war geschlossen), auch auf den Jakobsweg. Beide Wege verlaufen auf dem klassischen Rheinterrassenweg. Hier verließ ich die Wege am Fluss: Es ging über die Weinhänge mit wunderbarem Ausblick auf die Rheinebene, in der Ferne die flankierende Silhouette des Odenwalds mit der markanten Spitze des Melibokus. Von unten, der Straße her, kann keiner erahnen, wie reizvoll es ist, auf der alten Abbruchkante des Rheinbeckens und auch durch alte Hohlwege, die noch aus Römerzeiten stammen, zu wandern. Wochen später dann, als ich auf den Waldsaumwegen des Odenwaldes ging, begleitete mich dann immer die Horizontlinie des Pfälzer Waldes auf der anderen Seite.
In Worms war ich (über die Nibelungenbrücke) auf die andere Rheinseite gewechselt, um über Mannheim am Neckar entlang nach Heidelberg zu gehen. Ich traf dort eine Freundin und gemeinsam gingen wir Mitte Juni einige Etappen weiter. Erst auf dem Blütenweg und dem Odenwald-Vogesenweg, dann ab Malschenberg (auf dem eine sehr schöne Kapelle steht) auf dem schwäbischen Jakobsweg, der dort beginnt und rund 320 Kilometer lang ist und über Breisach am Rhein ins französische Thann führt. Jetzt hatten wir an den Wegen Kirschen über Kirschen. Auch letzthin, Mitte Juli, hingen noch Kirschen an den Bäumen, aber vertrocknet. Dafür gab es die ersten Brombeeren an sonnigen Weinberghängen. Und das herrliche satte Grün der Laubwälder am Rand des Schwarzwaldes. Was ganz wunderbar war bei den letzthin hohen sommerlichen Temperaturen. Vor Baden-Baden wurde es außerdem anstrengend. Sprich bergig. Der Weg führte erst zum Kloster Lichtenfeld und dann direkt hinein in die „kleinste Weltstadt der Welt“.
Pilgerwege führen in der Regel durch Ortschaften. Und das macht mir diese Wege sympathisch. Mal abgesehen von schöner Natur und Landschaft und den historischen und touristischen Highlights bekommt man hier echtes Leben – auch den wirtschaftlichen Reichtum so mancher Vororte - zu sehen, und lernt auch die grünen Schneisen durch alte Industriegebiete kennen. Natürlich ist nichts davon mit der Pilger-Geselligkeit auf dem spanischen Camino zu vergleichen. Erst recht nicht, wenn man nicht einkehrt, sondern sein eigenes Bett dabei hat. Den Camper parkte ich immer „strategisch“ und immer für einige Tage an einem festen Ort, wo ich ihn leicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen konnte. Womit ich jetzt keine Womowerbung machen will! Andere Wanderer und Pilger sind z.Zt. mit Zelt unterwegs – das habe ich früher auch gemacht. Jetzt bieten sich wieder andere Übernachtungsmöglichkeiten an. Egal, wie man sich organisiert – ich fand es trotz aller Einschränkungen sehr befriedigend, einfach loszugehen.
chrisbee
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PrinzKeksdose
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Re: Pilgern 2020 in Deutschland?

Beitrag von PrinzKeksdose »

Dem Thema "Pilgern 2020 in Deutschland?" kann ich mich mal dirket anschließen.

Diesen Sommer hatte ich Zeit, habe meinen Rucksack gepackt, meine Wanderschuhe angezogen und los gings.
Mein erster Pilgerweg war die Bonifatiusroute von Maiz nach Fulda. Nach einer kurzen Pause ging es auf den eher unbekannten Pilgerweg von Loccum nach Volkenroda. Er führt durch Niedersachsen, Hessen und Thüringen.

Beide Wege sind gut markiert und weisen eine pilgerfreundliche Infrastruktur auf. Es gibt ausreichend Einkaufs- und Übernachtungsmöglichkeiten. Ich selber war mit Zelt unterwegs. Mitpilger hat man eher weniger. Auf der Bonifatiusroute traf ich einen weiteren Pilger. Vielleicht werden es bei Zeiten ja mehr. Ich kann euch beide Wege nur ans Herz legen.


https://www.bonifatiusroute.de/
https://www.loccum-volkenroda.de/
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Gertrud
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Re: Pilgern 2020 in Deutschland?

Beitrag von Gertrud »

Shabanna hat geschrieben: 19. Apr 2020, 18:19 Auf meinem Schreibtisch liegen auch noch die Büchlein von der Via Beuronensis.....
Liebe Andrea, das liegt nun auch bei mir :D und kurz entschlossen werde ich in Rothenburg ob der Tauber beginnen, weiter auf der Via Beuronensis, und weiter Richtung Konstanz soweit mich meine Füße tragen.

Für den ersten Teil habe ich natürlich die Broschüre von Hans-Jörg -macht echt Lust auf den Weg. Ein wunderbares Heft, kann ich jedem empfehlen.

Irgendwie habe ich hier im Forum jedoch nichts über diesen Weg von Rothenburg o.d.Tauber nach Rottenburg am Neckar gefunden. Ob niemand diesen Weg gegangen ist oder einfach hier nichts geschrieben hat? Mich würden Erfahrungen, Eindrücke interessieren, selbstverständlich auch Übernachtungen.

Vor allem aber auch welche Variante ab Endersbach nach Neckarteilfingen die sehenswürdigere ist. Ich bin schon am überlegen, ob ich vielleicht beide gehe.

Würde mich sehr über Rückmeldungen jeglicher Art freuen.

LG Gertrud
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Gerhard.1
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Re: Pilgern 2020 in Deutschland?

Beitrag von Gerhard.1 »

Hallo, liebe Gertrud,

meine Frau und ich hatten vor etlichen Jahren den Jakobsweg Rothenburg o.d.T. nach Rottenburg a.N. begonnen, mussten ihn aber leider in Schwäbisch Hall abbrechen, da meine Frau große Probleme mit ihrem Fuß bekam. Jedenfalls haben wir ihn bis dahin wunderschön empfunden, vor allen Dingen ist Rothenburg eine herrliche und sehenswerte Stadt. Quartiere gibt es zahlreiche, auch private, google einfach mit "Jakobsweg Rothenburg nach Rottenburg", da gibt es genügend Informationen.

Wir machen demnächst wieder eine Fortsetzung des Westwegs von Süd nach Nord, fahren nach Titisee, wandern in dreieinhalb kürzeren Etappen bis Hausach und dann gehts mit der Konus-Gästekarte des letzten Quartiers kostenfrei per Bahn nach Hause.

Viel (Vor)Freude und Spaß wünscht dir
Gerhard
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Shabanna
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Re: Pilgern 2020 in Deutschland?

Beitrag von Shabanna »

Gertrud hat geschrieben: 27. Aug 2020, 17:08
Shabanna hat geschrieben: 19. Apr 2020, 18:19 Auf meinem Schreibtisch liegen auch noch die Büchlein von der Via Beuronensis.....
Liebe Andrea, das liegt nun auch bei mir :D und kurz entschlossen werde ich in Rothenburg ob der Tauber beginnen, weiter auf der Via Beuronensis, und weiter Richtung Konstanz soweit mich meine Füße tragen.

Für den ersten Teil habe ich natürlich die Broschüre von Hans-Jörg -macht echt Lust auf den Weg. Ein wunderbares Heft, kann ich jedem empfehlen.

Irgendwie habe ich hier im Forum jedoch nichts über diesen Weg von Rothenburg o.d.Tauber nach Rottenburg am Neckar gefunden. Ob niemand diesen Weg gegangen ist oder einfach hier nichts geschrieben hat? Mich würden Erfahrungen, Eindrücke interessieren, selbstverständlich auch Übernachtungen.

Vor allem aber auch welche Variante ab Endersbach nach Neckarteilfingen die sehenswürdigere ist. Ich bin schon am überlegen, ob ich vielleicht beide gehe.

Würde mich sehr über Rückmeldungen jeglicher Art freuen.

LG Gertrud
Waasss? Und ich dachte, du bist längst im Valle Maira 8-) (Schaust du auch immer den beiden zu? Inzwischen sind sie schon bei Tappa 8, hach ja).

Ab Rothenburg kann ich dir leider nicht weiterhelfen, ich bin erst in Rottenburg losgegangen und dann weiter ins Kinzigtal und das hauptsächlich im Winter, sodass ich meistens in den Pensionen und Gasthäusern am Weg übernachtet habe. Aber die Via Beuronensis geh ich dieses Jahr sicher auch noch ein Stück. Ich hab meinen ganzen Urlaub noch, yepeee 8-)

Schick dir liebe Grüße,
Andrea
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