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Mosel-Camino

Verfasst: 21. Okt 2021, 15:43
von calixtinusII
Abschnitt Treis-Karden via Maria Engelport nach Beilstein. Jetzt in der Herbstzeit von besonderer Schönheit. Einige Etappe reichen. Warum nicht einmal
zwei/drei Tage im Kloster meditieren?
https://www.jakobspilger-westwaerts.de/ ... enz-trier/
calixtinusII

Re: Mosel-Camino

Verfasst: 21. Okt 2021, 19:36
von Matt Merchant
Lieber Calixtinus,

ich möchte kein Spielverderber sein - aber Kloster Maria Engelport habe ich 2016 als grenzwertig fundamentalistische Enklave kennengelernt.
Ein reaktionärer Ort, wo in der Abendmesse auf der Kanzel gegen Moscheen als 'Ausdruck Satans in der Welt' gewettert wird, ist einer, wo ich niemandem empfehlen möchte, 2-3 meditative Tage zu verbringen.

Andernorts schrieb ich bereits darüber:
https://daspilgerforum.de/viewtopic.php ... ort#p13286

Sollte ich jemals wieder den Mosel-Camino laufen, werde ich am Kloster Engelport nur meinen Staub von den Füßen schütteln - und einen Ort suchen, wo christliche Nächstenliebe anders, toleranter und weitsichtiger, gepredigt wird. Und da gibt es doch einige attraktive Klöster (namentlich die benediktinischen).

Aber dass die Etappe traumhaft schön ist - da gebe ich Dir absolut Recht!

Alles Liebe,
Matthias

Re: Mosel-Camino

Verfasst: 22. Okt 2021, 12:02
von Fred
Matt Merchant hat geschrieben: 21. Okt 2021, 19:36 [..]Kloster Maria Engelport habe ich 2016 als grenzwertig fundamentalistische Enklave kennengelernt.
Ein reaktionärer Ort, wo in der Abendmesse auf der Kanzel gegen Moscheen als 'Ausdruck Satans in der Welt' gewettert wird, ist einer, wo ich niemandem empfehlen möchte, 2-3 meditative Tage zu verbringen.
Alles andere hätte mich auch an dieser Empfehlung erstaunt. Ich glaube, dass aus Fundamentalismus eine bestimmte Art des Terrorismus entstehen kann. Die christliche Botschaft aber ist Liebe und nicht Hass.

Mario

Re: Mosel-Camino

Verfasst: 22. Okt 2021, 21:21
von Fred
»Dankbar gedenken wir der Übergabe des Rosenkranzes durch die allerseligste Jungfrau Maria an den heiligen Dominikus, der sich im Jahr 1208 in Südfrankreich um die Bekehrung der Albingenser bemühte. Viele von diesen Revolutionären und erbitterten Feinde der Kirche konnte der hl. Dominikus mit Hilfe des Rosenkranzgebetes zu Christus und zur Kirche zurückführen.«
Quelle: Kloster Maria Engelport, Monatliche Klosternachrichten – Porta Angelica Oktober 2021

»Das erste Ziel der Kreuzritter war Béziers, das am 22. Juli 1209 eingenommen wurde. Die Stadt wurde in Brand gesteckt und eingeäschert sowie praktisch die gesamte Bevölkerung, etwa 20.000 Menschen, in einem Massaker getötet. Der päpstliche Gesandte, Abt Arnaud Amaury, soll den Kreuzfahrern auf die Frage, wie sie denn die Ketzer von den normalen [katholischen] Bewohnern unterscheiden sollten, geantwortet haben: Tötet sie [alle]! Gott kennt die Seinen schon (Caedite eos! Novit enim Dominus qui sunt eius). In Béziers starben somit Katharer wie Katholiken. Männer, Frauen und Kinder wurden gleichermaßen umgebracht, selbst wenn sie in Kirchen Schutz gesucht hatten. Die Nachricht von dem Blutbad ging schnell um und verbreitete Panik und Angst.«
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Albigenserkreuzzug

Na ja, die Katharer oder Albigenser wollten vor allem keine Abgaben an den Papst bezahlen, die Frauen waren gleichberechtigt und Laien predigten. Ansonsten wollten sie eigentlich nur in Ruhe gelassen werden. Die zuvor am 14. Januar 1208 erfolgte Ermordung des päpstlichen Legaten Pierre de Castelnau nach einem Streitgespräch mit dem Grafen von Toulouse, selbst kein Katharer, durch einen Gefolgsmann war für Papst Innozenz III. wohl eher ein Vorwand für den Genozid an den Katharern.

»Es fiel ihm auf, dass die Albigenser, wie man die Katharer in Südfrankreich nach ihrer Hochburg Albi nannte, die Menschen durch die strenge Askese und das intellektuelle Niveau ihrer Leiter anzogen. Das stand in starkem Kontrast zur ausschweifenden Lebensweise der Bischöfe und der oftmals geringen theologischen Bildung der Priesterschaft.«
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Dominikus

Bild

https://sutterer.eu/2023/sentier_cathare

»Denn wie gefährlich, wie lebensgefährlich, sich öffentlich an die Seite eines Mannes zu stellen, der unerschrocken, während in allen Ländern die Ketzer vom Wahne der Zeit gleich Treibvieh gejagt und gefoltert werden, für diese Entrechteten und Geknechteten das Wort erhebt und über den Einzelfall hinaus allen Machthabern der Erde ein für allemal das Recht bestreitet, irgendeinen Menschen ebendieser Erde um seiner Weltanschauung zu verfolgen! Der es wagt, in einer jener furchtbaren Augenblicke der Seelenverfinsterung, wie sie von Zeit zu Zeit über die Völker fallen, sich den Blick klar und menschlich zu bewahren und alle diese frommen Schlächtereien, obwohl angeblich zu Gottes Ehre vollzogen, mit ihrem wahren Namen: Mord, Mord und abermals Mord zu nennen.«
Quelle: Stefan Zweig, Castellio gegen Calvin oder ein Gewissen gegen die Gewalt, Wien 1936

»Castellio gegen Calvin oder Ein Gewissen gegen die Gewalt ist eine historische Monografie von Stefan Zweig aus dem Jahr 1936. Zweig verschlüsselt darin seine Wahrnehmung des Nationalsozialismus und übt mit der Darstellung der Vorgänge im calvinistischen Genf des 16. Jahrhunderts zugleich Kritik am Totalitarismus der Nazis.«
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Castellio_gegen_Calvin

Mario

Re: Mosel-Camino

Verfasst: 23. Okt 2021, 10:02
von Fred
calixtinusII hat geschrieben: 21. Okt 2021, 15:43 Warum nicht einmal zwei/drei Tage im Kloster [Maria Engelport] meditieren?
https://www.jakobspilger-westwaerts.de/ ... enz-trier/
calixtinusII
Eigentlich könnte man jetzt einen Link auf die Website des Klosters https://kloster-engelport.de/ erwarten. Statt dessen, wie meist bei Peters eher rechten Verlinkungen, wird der Leser auf seine private Website https://www.jakobspilger-westwaerts.de/ geleitet.

Hier wird man von einem Sammelsurium von 'Informationen' erwartet. Peters Spezialthema ist der Islam. Inzwischen hat er seine diesbezüglichen 'Informationen' auch entschärft. Vor Jahren dachte ich beim Durchschauen daran, hoffentlich liest das kein Islamist...

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Hier eine Kostprobe aus dem Kapitel Hell leuchtendes Mittelalter:

CHRISTENTUM UND PLATON

[...] Die Werke Platons und Aristoteles` sind übrigens von Christen und Juden übersetzt worden, nicht von den arabischen Moslems: im 7. Jahrhundert vom Griechischen ins Syrische und im 9. Jahrhundert von christlichen und jüdischen dhimmis (sog. Schutzbefohlene der Moslems) aus dem Syrischen ins Arabische.
Quelle: Peter Schulze, https://www.jakobspilger-westwaerts.de/

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Und hier eine wissenschaftliche Darstellung:

Die Mehrzahl seiner [Aristoteles'] Schriften, die das Ende der unabhängigen griechischen Stadtstaaten überdauert hatten, wurden von akademischen Zirkeln, die sich in Kleinasien niedergelassen hatten, sorgsam verwahrt, bis sie schließlich in die Hände von Arabern gelangten, die im 7. Jahrhundert Syrien eroberten.

So kam es, dass die Schriften des Aristoteles zwischen dem 5. und 10. Jahrhundert ins Syrische und Arabische übersetzt wurden, um anschließend in der islamischen Welt Verbreitung zu finden, wo sie zwar maßgeblichen Einfluss auf die arabische Philosophie hatten, für die abendländische Welt aber unerreichbar waren.

Zu einer ersten Begegnung des Abendlands mit diesen Texten kam es erst im 11. Jahrhundert, als es den Christen gelang, den Arabern einige europäische Städte wieder zu entreißen, wodurch Teile der in arabischer Sprache abgefassten Schriften der aristotelischen Lehre ins Lateinische übersetzt werden konnten.
Quelle: http://www.traductanet.de/

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Mario

Re: Mosel-Camino

Verfasst: 25. Okt 2021, 10:53
von Via2010
Ich habe im Juni ebenfalls im Kloster Maria Engelport übernachtet und habe mich dort sehr gut aufgehoben, aber nicht missionarisch indoktriniert gefühlt. Nur weil es eine Gemeinschaft ist, die Messen nach dem tridentinischen (vorkonziliaren) Ritus zelebriert, muss man als Pilger um diese Unterkunftsmöglichkeit nicht von vornherein einen weiten Bogen machen. Bei meiner Etappenplanung passte das Kloster sehr gut rein. Das in der Halbpension enthaltene Abendmenü, das im Gästespeisesaal serviert wird, war sehr reichhaltig und gut.

BC
Alexandra

Re: Mosel-Camino

Verfasst: 25. Okt 2021, 11:13
von Matt Merchant
Liebe Alexandra,

ich hoffe, nicht missverstanden zu werden:
Es geht mir in meiner Kritik nicht um den tridentinischen Ritus, der für sich genommen wunderschön sein kann.

Es geht um die Hasspredigten, die man sich, wie es aussieht, im Kloster Maria Engelport zuweilen auf der Kanzel erlaubt.
Und da ist die rote Linie meiner persönlichen Toleranz erreicht...

Alles Liebe,
Matthias

Re: Mosel-Camino

Verfasst: 28. Okt 2022, 23:24
von Pilger Franz
Ich war in diesen Tagen am Kloster Maria Engelport.
Es war Saisonende und unter der Woche - praktisch alles hatte geschlossen.
Das Klostercafé, das eh nur sonntags geöffnet hat, ist derzeit (dauerhaft?) geschlossen.
Die Kirche ist wegen Renovierung geschlossen.
Stundenweise geöffnet hat der Souvenirshop.
Immerhin stand für Beichtwillige ein Telefon bereit, um einen Kanoniker herbeizurufen, und für Pilger m/w der Pilgerstempel zur Selbstbedienung.

Re: Mosel-Camino

Verfasst: 30. Okt 2022, 10:33
von Pilger Franz
Ein kurzer Zwischenbericht:

Hier im Forum wurde auf das ständige Auf und Ab auf dem MC warnend hingewiesen. Deshalb habe ich die Tagesetappen des OUTDOOR-Führers für mich halbiert. Ich wollte es langsam angehen. Von Stolzenfels bis zum Kloster Maria Engelport habe ich fünf Tage gebraucht.
Nach der Gewöhnung an die täglichen 200 bis 300 Höhenmeter Anstieg ging es ab dem vierten Tag leichter.
Dabei kam mir sehr gelegen, dass praktisch alle Ortschaften unterwegs, auch die kleineren, mit ÖPNV gut erreichbar sind.

Als weitere Erleichterung habe ich ein "Standquartier" gebucht, verkehrsgünstig gelegen, in dem ich alles von Gewicht lassen konnte, um mit leichtem Tagesgepäck zu laufen. Mit ÖPNV abends zum Standquartier und am nächsten Tag zurück zum gestrigen Etappenort - das war gut zu machen.

Es waren viele Menschen, meist ältere, unterwegs. Die Mosel ist ein beliebtes Touristenziel. Getroffen habe ich einige Wanderer m/w und nur eine Pilgerin.

Die weitere Infrastruktur wie Unterkünfte und Einkaufsmöglichkeiten ist gut, wenn man vorsorgt. Die kleinen Emmaläden gibt es nicht mehr, dafür Bäckereifilialen und größere Einkaufsmärkte, aber auch nur dort, wo es sich lohnt.

Für den zweiten Teil von Beilstein bis Trier habe ich schon Pläne...

Re: Mosel-Camino

Verfasst: 30. Okt 2022, 14:33
von beliperegrina
Hallo Franz,
danke für deinen Bericht, er weckt Erinnerungen an meinen Moselcamino, 2020. Das ist eine tolle Idee mit dem Standquartier!
Zu dieser Jahreszeit ist der MC sicher besonders zeitvoll.
Buen camino,
Beate

Re: Mosel-Camino

Verfasst: 7. Nov 2022, 08:43
von Pilger Franz
Für den zweiten Teil von Beilstein bis Trier habe ich schon Pläne...
2195 Ende November geht es weiter, so der Plan :-)

Re: Mosel-Camino

Verfasst: 7. Nov 2022, 12:55
von Pater Norbert
Pilger Franz hat geschrieben: 7. Nov 2022, 08:43 2195 Ende November geht es weiter, so der Plan :-)
Das nenne ich eine weit vorausschauende Planung 173 Jahre...

In der Klinik hängt eine Kopie des Wenzinger Grabsteins: Er durchlebte ein Jahrhundert, durch ihn leben Jahrhunderte.
Bei dir heißt es dann: Er durchlebte zwei Jahrhunderte (19.. geboren, 20-- gewirkt 2195 gepilgert) und über ihn sprechen Tausende

Re: Mosel-Camino

Verfasst: 7. Nov 2022, 14:55
von Camineiro
Mglw hat das Pilgern bei Franz einen Methusalem-Effekt. ;)

Re: Mosel-Camino

Verfasst: 7. Nov 2022, 19:19
von Pilger Franz
Kleine Ursache - große Wirkung!
Schönes Echo, danke sehr!
Die Zahl ganz links ist mitnichten eine Jahreszahl (mitneffen auch nicht ;-))

Re: Mosel-Camino

Verfasst: 8. Dez 2022, 19:34
von Pilger Franz
Bin nun bis Enkirch gekommen (4. Etappe, kurz vor Traben-Trarbach). Die Strecke von Maria Engelport nach Beilstein habe ich ausgelassen. Habe bei der Wahl, oben über den Berg oder um ihn herum zu gehen, den jeweils einfacheren Weg gewählt :-). Die Wegmarkierungen waren gut. Diesmal waren weite Strecken auf Wald- und Wiesenwegen und -pfaden.

Habe mir für sechs Tage (mit An- und Abreisetagen) eine kleine Ferienwohnung in Bullay "gegönnt" (mit Küchenzeile und TV) und bin von dort aus mit dem gut aufgestellten ÖPNV zu den Tagesetappen aufgebrochen. Vom Preis her hätte ich in den normalen Pensionen und Hotels mindestens das Gleiche bezahlt. Ein Ruhetag, weil Regen, war auch noch drin.

Das Moseltal im November hat seinen Reiz, nur Sonnenschein hatte es nicht, dafür wallende Nebel und Nieselregen. Zum Glück war es nicht richtig kalt, da konnte ich es wohl aushalten. Geöffnet waren nur die größeren Supermärkte und viele Winzerkeller. 'Tante Emma' oder Bäckereien - Fehlanzeige.

2463 Im Frühjahr kommen die restlichen vier Etappen dran.