Die Via de la Plata im Hochsommer?!?!

sowie der Camino Mozárabe und der Camino Sanabrès
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Raimund Joos
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Die Via de la Plata im Hochsommer?!?!

Beitrag von Raimund Joos »

Ein dringender Sicherheitshinweis!
Wie schon bekannt wurde, sind letztes Jahr im Sommer zwei Pilger auf dem südlichen Teil der Via da la Plata vermutlich wegen Kreislaufversagens verstorben.
Ich würde insgesamt dringend davon abraten, die südliche Hälfte der Via de la Plata im Hochsommer (mitte Juli bis mitte September) zu laufen.
In den heißen Monaten empfiehlt es sich darüber hinaus sicherheitshalber grundsätzlich nur in Begleitung anderer Pilger längere Distanzen zwischen den Orten zu pilgern und dabei ein Handy und genug Wasservorat mitzuführen.

Bon Camino
Raimund
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Via2010
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Re: Die Via de la Plata im Hochsommer?!?!

Beitrag von Via2010 »

Hallo,

ich war im Juni 3 Wochen zwischen Sevilla und Zamora unterwegs und pflichte Raimund darin bei, dass die Via de la Plata im Sommer besonderer Planung und Vorbereitung bedarf.

Die langjährigen Daten des spanischen Wetterdienstes AEMET zeigen, dass hier im Hochsommer Tagestemperaturen von über 40°C keine Seltenheit sind. Wobei Hochsommer entgegen landläufiger Meinung nicht die Monate Juni-August, sondern eher Juli-September umfasst. Der Juni bietet nämlich zwar auch schon Tagestemperaturen knapp unter 40°C, aber nachts immerhin noch Abkühlung und Erholung.

Die Temperaturen steigen ab etwa 11.00 Uhr merklich an. Richtig heiß wird es nachmittags ab 14.00 Uhr, die Höchsttemperatur ist um 16.00 Uhr und dann allmählicher Temperaturrückgang (vor 20.00 Uhr kaum merklich, also nichts mit "Weiterlaufen in den Abendstunden").

Tageslicht gab es im Juni so ab 6.15 Uhr, so dass die Mitnahme einer Kopflampe zu erwägen ist, um ggf. in die frühen Morgenstunden ausweichen zu können.

Ich habe meine Etappen so geplant, dass ich meist gegen 13.00 Uhr am Tagesziel war.

Eine ursprünglich geplante längere Etappe (Almadén de la Plata nach Monesterio = 34 km) habe ich wegen der angekündigten Hitze doch lieber zweigeteilt, da das erste Teilstück wegen der Wegbeschaffenheit nicht im dunklen gegangen werden sollte - sehr geröllig - und die letzten 4 km nach Monesterio über eine schattenlose Teerstraße bergauf führen.

Auf den längeren Etappen hatte ich stets 3- 3,5 Liter Wasser dabei und überwiegend auch gebraucht.

Bei der Herberge am Alcantara-Stausee sollte man sich vorher per WhatsApp vergewissern, ob sie wirklich geöffnet ist. Sonst sollte man, zumindest wenn die Wasservorräte und/oder die Kräfte knapp sind, lieber der Straße nach Canaveral folgen, weil man hier notfalls noch Hilfe erhalten kann.

BC
Alexandra
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Raimund Joos
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Re: Die Via de la Plata im Hochsommer?!?!

Beitrag von Raimund Joos »

Via2010 hat geschrieben: 23. Jul 2019, 16:34 Hallo,

ich war im Juni 3 Wochen zwischen Sevilla und Zamora unterwegs und pflichte Raimund darin bei, dass die Via de la Plata im Sommer besonderer Planung und Vorbereitung bedarf.
Für den Fall dass ich mich oben doch nicht klar genug ausgerückt habe:
Ich sprach nicht nur davon, dass es im Sommer - also wie bei dir im Juni - nur einer "besonderen Plangung" bedarf, sondern dass man es aufgrund der neueren Vorfälle von mitte JULI bis mitte SEPTEMBER im südlichen Teil am besten GANZ vergessen sollte!

Um diese Zeit machen, wie mir mitgeteilt wurde neuerdings auch einige Herbergen dicht da um diese Zeit (auch Dank des Klimawandesl) sowieso keiner mehr kommt.

Noch etwas krasser sieht das übrigens auch mein Kollege von Gronze:
"ATENCIÓN: En los últimos años varios peregrinos han muerto por golpe de calor en la Vía de la Plata. No recomendamos hacer este camino entre junio y septiembre, puesto que las temperaturas, especialmente en Andalucía y Extremadura, superan con mucha facilidad los 35 °C y, de forma cada vez más frecuente, los 40 °C, alcanzando los 43 o 44 °C en algunas zonas."

BC

Raimund
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Via2010
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Re: Die Via de la Plata im Hochsommer?!?!

Beitrag von Via2010 »

Hallo Raimund,

empfehlenswert im Hochsommer ist die VdP sicherlich nicht. Auf Nachfrage würde ich auch jedem, der zeitlich flexibel ist, von diesem Weg zwischen Juli und September abraten. Aber es gibt nun einmal Menschen, denen für ihre Pilgerreise nur dieser Zeitrahmen zur Verfügung steht. Denen nützt es nichts, wenn pauschal davon abgeraten wird. Die wollen wissen, auf was sie sich einlassen und was sie beachten müssen, um Risiken zu minimieren.

Ich fand es auch nicht hilfreich, dass mir auf meine Nachfrage nach entsprechenden Erfahrungen in deutschen und englischsprachigen Foren von Leuten, die selbst den Weg zu einer anderen Jahresweg gegangen sind, mitgeteilt wurde, ich sei verrückt. Man solle doch bitte zu einer anderen Jahreszeit gehen, der Zeitraum Juni-August sei unbedingt zu vermeiden. Ich halte dies zudem für eine zu korrigierende Fehlinformation, da nach den Durchschnittstemperaturen und auch Höchstwerten der September deutlich heißer ist als der Juni.

Wo Du gerade die Infos bei Gronze ansprichst: Dort findet man durchaus Berichte von Pilgern, die auf der Via de la Plata im Hochsommer unterwegs waren. Und man findet auch - nicht sehr pietätvolle - Eintragungen von Pilgern, die zeitgleich mit den Verunglückten unterwegs waren und kritisieren, dass die Verunglückten alle vernünftigen Ratschläge (früh loslaufen, bei langen Etappen ein Teilstück mit dem Taxi abkürzen, genug Wasser mitnehmen) in den Wind geschlagen hätten.

Ich bleibe daher dabei, dass man zwar grundsätzlich die Via de la Plata vor Banos de Montemayor (ab da geht es ins Hochland von Kastilien und wird kühler) in den Sommermonaten meiden sollte. Wer aber dennoch in diesem Zeitraum gehen möchte/muss, bedarf besonderer Planung und Vorbereitung. Dazu gehören für mich z. B. auch das Notieren der Rufnummern von Taxianbietern auf den problematischen längeren Teilstrecken oder ein vorheriger ärztlicher Check-up.

BC
Alexandra
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Giselle de compostelle
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Re: Die Via de la Plata im Hochsommer?!?!

Beitrag von Giselle de compostelle »

Hallo zusammen.
Ich bin 2015 vom 22.08.15- 03.10.19 von Sevilla bis SdC gepilgert.
Ja es war heiß, sogar sehr heiß. Aber es ist machbar. Auch auf den schattenlosen Strecken. Man muss viel Wasser vorsehen, und der "handsfree- trecking- Schirm" den Fred Mario alias Mario d'Abruzzo mir damals empfohlen hatte, war Gold wert! Der beste Schattenspender to go :lol: !
Früh los ziehen, um der Mittagshitze weitestgehend zu entgehen. ... Usw.

Ich würde jederzeit wieder in dieser Jahreszeit starten. Man kommt sich zuweilen vor, wie in der afrikanischen Savanne ;) . Und trotz Trockenheit blühen immer wieder Blumen!

LG

Giselle
Camino de Santiago es como respirar el alma ...
CF 07.05.11-05.06.11
Camino Finisterre-Muxia 16.06.13-26.06.13
VdP Sevilla-SdC 22.08.15-03.10.15
CdN Bilbao-SdC 01.09.17-30.09.17
Camino Primitivo 19.06.21-04.07.21
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Adondevas
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Re: Die Via de la Plata im Hochsommer?!?!

Beitrag von Adondevas »

Hallo zusammen!

Die Via de la Plata ist generell und besonders im Sommer kein Spaziergang. Das Profil ist dabei noch sehr pilgerfreundlich.

Ich bin diesen Sommer vom 3.8. bis 31.8. also in 4 Wochen die Strecke von Sevilla bis Salamanca gegangen. Ich fand es durchaus machbar. Allerdings gehört auch die Erfahrung aus bisherigen Pilgerwegen dazu, um das eigene Leistungsvermögen einschätzen zu können.

Wie habe ich mich auf die Etappen vorbereitet.

- Möglichst um 13 Uhr am Zielort ankommen, da ich aber kein Nachtpilger bin wurde es auch schon mal 14 Uhr.
- Vor einer langen Etappe habe ich immer eine kurze Etappe gemacht, um ausgeruht die nächste Etappe starten zu können.
- Am Nachmittag und am Abend bereits für den nächsten Tag ausreichend trinken (über den Durst) und Mineraltabletten nehmen.
- Möglichst keine Etappe über 25 km, das ist sicher nicht immer möglich. Von Carcabosso bis zu den Hostals in Jarilla wurden es 30 km. Die letzten 11 km vom Besucherzentrum am Arco aus startete ich nach einer ausgiebigen Pause um 14 Uhr und habe 3 Stunden bis zum Ziel gebraucht. Langsam gehen gehen kann auch eine Strategie bei 37 °C sein.
- Auch Teile mit dem Bus oder Taxi fahren, wenn es nicht geht.

Man muss sicher klar wissen, was man macht, und gut auf sich aufpassen.

Buen Camino Uwe
Fred
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Re: Die Via de la Plata im Hochsommer?!?!

Beitrag von Fred »

Bonsoir Giselle,
Giselle de compostelle hat geschrieben: 25. Aug 2019, 22:17 Ja es war heiß, sogar sehr heiß. Aber es ist machbar. Auch auf den schattenlosen Strecken. Man muss viel Wasser vorsehen, und der "handsfree- trekking-Schirm" den Fred Mario alias Mario d'Abruzzo mir damals empfohlen hatte, war Gold wert! Der beste Schattenspender to go :lol: !
schön, dass Du gut beschirmt warst Giselle :-)

Ich war 2010 auf der Via der la Plata unterwegs und am 23. Juni hatte es 42°C bei Null Millimeter Schatten. Dann ging mir auch noch das Wasser aus; auch weil ich mir die letzten Tropfen in die Haare schmierte wegen des Hitzestaus unter dem Strohhut und der direkten Sonnenfolter auf den Hinterkopf. So kam ich auf den Handsfree-Trekking-Schirm von euroschirm.com. Diesen Schirm gibt es auch mit Anti-UV-Beschichtung und das Wichtigste: man kann ihn am Rucksackgurt befestigen und die Hände sind frei.

Physikalisch ist es nämlich so, dass nicht die Lufttemperatur das größte Problem ist, sondern die ungebremste direkte Sonneneinstrahlung auf den Körper. Im Schatten des Windes (jetzt mach ich auch noch Werbung für Carlos Ruiz Zafón!), also genauer gesagt, im Schatten des Schirmes ist kein Sonnenhut mehr nötig. Auch nicht bei 42°C. Sondern irgendwie ist immer ein Lüftchen unterwegs und das kühlt dann den Kopf. So ist wenigstens meine Erfahrung...

¡Que el paraguas te dé sombra!

Mario
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