Eine Virtuelle Pilgerreise auf der Via de la Plata

sowie der Camino Mozárabe und der Camino Sanabrès
Benutzeravatar
Pilger Franz
Beiträge: 742
Registriert: 13. Okt 2019, 15:59
Wohnort: Freiburg i. Br.
Kontaktdaten:

Eine Virtuelle Pilgerreise auf der Via de la Plata

Beitrag von Pilger Franz »

Derzeit ist jede Prognose schwierig, wann wir wieder in echt mit Sack und Pack losziehen dürfen. Virtuell ist das leichter möglich. Unsere Phantasie kennt keine Grenzen.
In Anlehnung an den OUTDOOR-Führer von R. Joos schlage ich eine Aufteilung der Reise von Sevilla bis Astorga in ca. 50 Tagesetappen vor.
Mitteilungen und Beiträge sollten auf eigenem Erleben basieren und den einen oder anderen Hinweis für künftige Echt-Pilger bieten. Eigene Fotos: gerne!
Ich biete euch an, als mobiler Hospitalero zu beginnen. Gerne können auch weitere dazukommen. Wir bilden dann ein Hospitaleroteam.

Im https://www.caminodesantiago.me/communi ... ost-894633 habe ich mich an einer solchen Pilgerreise auf der Ruta de la Lana beteiligt - da kam Einiges zusammen an schönen Erinnerungen. Dann freue ich mich auf regen Zuspruch und eröffne gleich mal die virtuelle Pilgerreise!

1. Etappe: Sevilla - Guillena, 22 km
Zuletzt geändert von Pilger Franz am 21. Mär 2021, 14:13, insgesamt 3-mal geändert.
BC
Franz
Benutzeravatar
Pilger Franz
Beiträge: 742
Registriert: 13. Okt 2019, 15:59
Wohnort: Freiburg i. Br.
Kontaktdaten:

Eine Virtuelle Pilgerreise auf der Via de la Plata

Beitrag von Pilger Franz »

1. Etappe: Sevilla - Guillena, 22 km
Also gut, mach ich mal den Anfang.
Knapp vor dem Großen Desaster, am 13. März 2020, ging ich von einem Vorort von Sevilla los. Die Stadt hatte ich zwei Tage lang erkundet.
Beim nächsten Anlauf will ich mir eine zentrale Unterkunft gönnen, alles auch eine Preisfrage.
Außerdem rate ich, nach einer schnellen Anreise z. B. per Flieger (von Deutschland ist die Anreise mit der Bahn oder gar mit dem Fernbus möglich, aber eher unerfreulich lang), ein oder zwei Tage am Ort zu schnuppern und sich zu akklimatisieren. Wir sind hier im Süden und auf Meereshöhe!
Übrigens: Easyjet und Vueling bieten von Basel (der nächste Flughafen von Freiburg aus) keine Direktflüge mehr an, Lufthansa immerhin ab Frankfurt, morgens um 9 Uhr.

Santiponce/Italica, das römische Theater, war nur durch die Gitterstäbe des Tors zu betrachten - Anlage wegen Corona nicht zugänglich!
Das habe ich als recht übertriebene Vorsicht der spanischen Behörde aufgefasst. Bild
Auf der langen Geraden in Richtung Guillena habe ich zum ersten Mal die Sonnenwärme gespürt - es war doch erst Mitte März?!
Und der Weg, gleißend weiß bis zum Horizont... Bild
Unterwegs habe ich ein Pilgerpaar überholt, das gerade Rast machte, dann aber mit einer gemurmelten Bemerkung wie "müssen nach Hause, Familie" umdrehte und verschwand. Später rieselte es mir: Die wussten schon was vom Großen Desaster!

Guillena: Kurz vor dem Ort gab es eine gewisse Niederung zu durchqueren. Much Matsch! Am Pilgerwagen, wieder dabei, sieht man die Spuren... Bild
Zuletzt geändert von Pilger Franz am 21. Mai 2021, 18:21, insgesamt 2-mal geändert.
BC
Franz
Benutzeravatar
Pilger Franz
Beiträge: 742
Registriert: 13. Okt 2019, 15:59
Wohnort: Freiburg i. Br.
Kontaktdaten:

Eine Virtuelle Pilgerreise auf der Via de la Plata

Beitrag von Pilger Franz »

2. Etappe: Guillena – Castilblanco de los Arroyos, 18 km

Schöne Herberge Luz del Camino, die Pilger sind aus mehreren Nationen, die meisten sind alleine unterwegs. Nach dem morgendlichen Immer-Dasselbe laufe ich los, die Hauptstraße entlang nach Norden. Nach der Brücke biege ich ab auf einen Lehmweg.
Mich beeindruckt immer wieder, wenn der Weg geradeaus läuft, schier endlos auf den Horizont zu. Bild Bild
Der Himmel ist bedeckt, es läuft sich angenehm. Allmählich steigt der Weg an, wird ausgewaschen und zerklüftet. An manchen Stellen sind die Rillen so tief, dass ich vom Weg ab zur Seite hin ausweichen muss. Merkwürdig, die vielen tiefen Regen- und Wasserspuren, naturgemäß stets bergab. Dazu sind Abflüsse an vielen Stellen noch künstlich begradigt und verbreitert.

Mein innerer Film läuft: Ich stelle mir vor, dass vom Regen umso weniger Wasser oben bleibt, je hindernisfreier es abfließen kann. Es vereinigt sich im Tal und fließt weg in Richtung Meer, nimmt stets auch noch Ackerkrume mit. Ich habe in Spanien viele arroyos gesehen als gemauerte Kanäle, in Städten mit Flaniermeilen überbaut. Im Sommer sind sie meist ausgetrocknet, in der regenreichen Zeit von gewaltigen Fluten durchströmt. Man sollte möglichst weit oben beginnen, mit vielen kleinen Auffangbecken das Regenwasser zurückzuhalten. Dann würde mehr Wasser im Boden versickern statt mit zerstörerischer Kraft meerwärts abzurauschen. Es wird den alten Römern zugeschrieben, sie hätten die Wälder abgeholzt und versäumt, sie wieder aufzuforsten. Ich finde, was man heute macht, ist auch kein schlaues Wassermanagement…

Nachmittags kommt die Sonne raus, schütterer Kiefernwald und Korkeichen zu beiden Seiten, Lavendelblüten, Zistrosen und Thymian am Weg. Riechen gut. Die Landstraße, auf die ich ein Stück vor Castilblanco stoße, kommt mir als willkommene Abwechslung vor. Ganz am Ortseingang liegt ein Hotel, dankbar nehme ich das Angebot an und checke ein. 300 Höhenmeter und 22 km waren es heute, das spüre ich. Ein café con leche und ein Radler helfen mir wieder auf die Beine. Später kommen weitere Pilger hinzu.

Eine Pilgerkameradin berichtet, dass das hostal, in dem sie am nächsten Etappenort reserviert hatte, ihre Reservierung storniert hat. Kopfschüttel. Abends dann bei der Suche nach einer Bar, um etwas zu essen: alles geschlossen. Uns schwant buchstäblich, dass da was Großes umgeht. Bald wird uns klar, Leute, ab nach Hause!! Es ist der 14. März 2020. Das Große Desaster ist angekommen.
Zuletzt geändert von Pilger Franz am 21. Mär 2021, 17:57, insgesamt 1-mal geändert.
BC
Franz
Benutzeravatar
Simsim
Beiträge: 2433
Registriert: 23. Okt 2019, 11:33

Re: Virtuelle Pilgerreise

Beitrag von Simsim »

Spannend....ich war ja auch am gleichen Tag auf der Via de la Plata, allerdings viel weiter nördlich (im Nachbarthread beschrieben ). Wir erlebten es ganz genauso. Man hatte eine vage Ahnung, dennoch kam alles für uns Pilger wie als fiele uns der Himmel auf den Kopf.
Aber auch den Dorfbewohnern ging es nicht anders.
Es war ein unglaublich intensives Erleben, eine Erschütterung in allem bis dahin gewohntem und erfahrenem. Es machte hellwach.....um richtig reagieren zu können, auf eine ganz unbekannte Situation.
Das hat jetzt aber nichts mit der Etappe an sich zu tun, sorry.
Benutzeravatar
Pilger Franz
Beiträge: 742
Registriert: 13. Okt 2019, 15:59
Wohnort: Freiburg i. Br.
Kontaktdaten:

Eine Virtuelle Pilgerreise auf der Via de la Plata

Beitrag von Pilger Franz »

Hola Simsim,

zeitlich und vom Anlass her doch, doch! https://daspilgerforum.de/viewtopic.php ... 734#p17479
Wie wäre es mit einem weiteren Beitrag von dir? Muy buen.
Zuletzt geändert von Pilger Franz am 22. Mär 2021, 18:36, insgesamt 2-mal geändert.
BC
Franz
Benutzeravatar
Simsim
Beiträge: 2433
Registriert: 23. Okt 2019, 11:33

Re: Eine Virtuelle Pilgerreise auf der Via de la Plata

Beitrag von Simsim »

Lo siento mucho, Franz, aber wenn nichts dazwischen kommt bin ich ab morgen (war eigentlich schon für heute geplant) auf dem Weg. Ab Vezelay. Laufe mit Zelt und kaum Auflademöglichkeit. Muss (und will) daher meine Internetpräsenz stark einschränken, auf das allernötigste.
Sonst sehr gerne. Gracias!

Hasta luego!
Benutzeravatar
Pilger Franz
Beiträge: 742
Registriert: 13. Okt 2019, 15:59
Wohnort: Freiburg i. Br.
Kontaktdaten:

Eine Virtuelle Pilgerreise auf der Via de la Plata

Beitrag von Pilger Franz »

.
Hasta la Vista und Bon Courage!
BC
Franz
Gellogir
Beiträge: 49
Registriert: 17. Jul 2019, 10:50

Re: Eine Virtuelle Pilgerreise auf der Via de la Plata

Beitrag von Gellogir »

Hola.Zu diesen Virtuellen Camino kann ich auch was beitragen.Bin die Via del la Plata im Frühjahr 2017 von Cadiz über Astorga nach Finisterre gepilgert.Ein unvergessliche schöne Wanderung.
Gellogir
Beiträge: 49
Registriert: 17. Jul 2019, 10:50

Re: Eine Virtuelle Pilgerreise auf der Via de la Plata

Beitrag von Gellogir »

3.Etappe: Castilblanco de los Arroyos-Castiblanco de los Arroyos.Ca.30 KM (9.Mai 2017)

Ein anstrengender,aber guter Tag.Bei kühler Temperatur ging es kurz vor 7 Uhr auf die ersten 15 Kilometer an der eintönig,wenig befahrenen Bundesstraße entlang.Dan bog der Weg rechts in ein hügeliges schönes Naturschutzgebiet ab.15 Kilometer durch eine tolle Gegend.Ich kam mit einem Pilger aus Deutschland und einem Radpilger aus Spanien ins Gespräch.Das Hostel"La Concha für 20 Euro ist top.Sehr nette Betreiber.Der Ort Almaden de la Plata ist klein und gemütlich.Das Wetter soll morgen erstmal kühler werden.Das wäre nicht schlecht.

https://share-your-photo.com/a4029dd864
Das Naturschutzgebiet von einen Aussichtsturm fotografiert

https://share-your-photo.com/832dec3bd8

https://share-your-photo.com/cacfd9a10b
Almaden de la Plata
Gellogir
Beiträge: 49
Registriert: 17. Jul 2019, 10:50

Re: Eine Virtuelle Pilgerreise auf der Via de la Plata

Beitrag von Gellogir »

Almaden de la Plata ist der Zielort ;)
Benutzeravatar
Pilger Franz
Beiträge: 742
Registriert: 13. Okt 2019, 15:59
Wohnort: Freiburg i. Br.
Kontaktdaten:

Eine Virtuelle Pilgerreise auf der Via de la Plata

Beitrag von Pilger Franz »

Hola Gellogir, willkommen! Danke für die Fotos, die Sehnsucht machen! Es geht auf die nächste Etappe. Du hast sie schon geschafft.

3. Etappe: Castilblanco de los Arroyos – Al(a)madén de la Plata, 29 km

Hier trennten sich die Geister. Der eine Geist beugte sich dem Großen Desaster und fuhr mit Körper und Gepäck Richtung Süden/Sevilla und weiter heimwärts.

Der andere lässt sich nicht beirren und setzt den Weg Richtung Norden fort. Er hat sich was vorgenommen, das wird jetzt gemacht.
Ein langer Abschnitt auf der Landstraße steht bevor. Also, genug Wasser eingepackt und los.

Schöne Landschaft, wenig Verkehr. Ab und zu fährt ein Taxi vorbei und bringt wohl andere Pilger die sechzehn Kilometer bis zum Eingang zum Nationalpark El Berrocal. Der Anstieg war heute moderat, nur kurz vor Almaden ging es mal steil rauf auf 550 müM und gleich wieder runter.
Hier endet auch der Bus herauf von Sevilla, 1x täglich.
Zuletzt geändert von Pilger Franz am 24. Mär 2021, 19:40, insgesamt 2-mal geändert.
BC
Franz
Benutzeravatar
Via2010
Beiträge: 504
Registriert: 16. Jul 2019, 16:08
Wohnort: Eifel

Re: Eine Virtuelle Pilgerreise auf der Via de la Plata

Beitrag von Via2010 »

Gute Fotos kann ich leider nicht beisteuern, aber meine Erfahrungen zu dieser Etappe.

2008 mit meinen Eltern haben wir morgens beim Frühstück in der Bar gegenüber der Herberge von Castilblanco den Wirt angesprochen, ob er uns ein Taxi bis zum Eingang des Naturparks rufen könne. Er hat uns direkt angeboten, uns für 25 € gerade rüber zu fahren und hat so lange sein Lokal geschlossen. Damals waren wir sowieso nur mit 6 Pilgern unterwegs, 3 Spanier, die schon losgelaufen waren und hat wir 3. Durch diese "Schummelei" fragten uns die Spanier in Almaden mittags ganz erstaunt, was wir gefrühstückt hätten und ob uns Flügel gewachsen seien. Es war damals gut, dass wir die Etappe abgekürzt hatten, denn die Sohle meines Wanderschuhs hatte sich gelöst und 30 km hätte ich damit sicher nicht geschafft. So hatten wir auch noch Zeit, uns um die Reparatur zu kümmern.

2019 bin ich dann mit meiner Pilgerfreundin Vera auch das Straßenstück gelaufen. Es war gar nicht so schlimm und in der Morgendämmerung auch sehr bequem zu gehen. Weil es ein sehr heißer Tag zu werden versprach, sind wir bereits um 4.30 Uhr gestartet. Wie erfreut waren wir, als am Ortsausgang die Bar tatsächlich - wie auf ihrem Schild versprochen - schon geöffnet hatte. Schnell einen Kaffee und eine Tostada mit Salmorejo (Tomatenpüree) und los ging es auf der kaum befahrenen Landstraße in sanft welligem Auf und Ab vorbei an einigen gepflegten Anwesen. Im noch schwachen Licht erwies sich die Straße als Vorteil und tatsächlich hatten wir um 7.30 Uhr schon den Eingang des Naturparks erreicht. Am Forsthaus (Casa Forestal) machten wir nochmals eine längere Rast, waren aber froh, ausreichende Wasservorräte mitgenommen zu haben, da die Zapfstelle nicht sehr vertrauenerweckend aussah. Der Brunnen war auch keine Alternative. Darin dümpelte eine tote Maus, die selbst die ausgehungerten Katzen nicht mehr appetitlich fanden. Schwarze Schweine begrüßten uns diesmal nicht, die Furt und ihre Suhlen waren auch ausgetrocknet. Unterwegs mahnen mehrere Gedenkkreuze an Pilger, die diese herausfordernde Etappe unterschätzt und ihre ewige Pilgerreise angetreten haben. Landschaftlich sehr schön ging es ab der Furt erst langsam, dann am Schluss nochmals herausfordernd steil bergan zum "Calvario". Von oben genießt man eine tolle Rundsicht und hier geht auch ein erfrischender Wind. Dann - das Ziel schon im Blick - auf herausfordernd gerölligem Weg mit gebotener Vorsicht bergab. Als ich um 13.00 Uhr den Ort erreicht hatte, wurde ich übermütig und bin prompt auf dem Bürgersteig gestolpert. So erreichte ich humpelnd und mit blutigem Knie die Privatherberge "Casa de Reloj", wo Vera uns bereits zwei Betten organisiert hatte. Zur Begrüßung gab es von der Wirtin erst einmal ein kaltes Dosenbier. Der Service war nett, aber die öffentliche Herberge am Ortsende ist geräumiger und bei hohen Temperaturen auch durch die Bauweise kühler. Da waren wir später noch auf einer Stippvisite, schauen ob unser 77jähriger Pilgerfreund Lucien, den wir morgens auf der Landstraße überholt hatten, diese Königsetappe auch wohlbehalten überstanden hatte. Er kochte sich gerade Nudeln, also alles ok! Wir genossen das Mittagsmenü in der Casa Concha (gut und reichhaltig) und kauften uns für Abends noch Tortilla, Tomaten und eine Flasche Wein im Supermarkt. Der Abend in der Herberge wurde noch sehr lustig, weil außer uns noch die 4 Basken eingekehrt waren. Sie hatte ich im Vorjahr auf dem Camino Primitivo kennengelernt und hier wieder getroffen. Zwei Brüder, eine Schwester und deren Ehemann. Dank ihrer Smartphones waren wir später über sämtliche Familienverhältnisse und Enkel, Nichten und Neffen informiert. Leider wollten sie den nächsten Tag schon bis Monesterio, was uns bei gemeldet +38°C doch etwas zu ambitioniert schien (zumal es auf der Etappe die letzte Stunde auf Asphalt forsch bergauf geht). Also war es sowohl ein Wiedersehen als auch ein Abschied.
Benutzeravatar
Naline
Beiträge: 225
Registriert: 21. Sep 2019, 22:23

Re: Eine Virtuelle Pilgerreise auf der Via de la Plata

Beitrag von Naline »

Hallo Franz,
eine wunderbare Idee die Via virtuell zu erleben. Ich hoffe, dass hier auch Radpilger willkommen sind.
Wir sind die Via de la Plata mit dem Trekkingrad gefahren. Man fährt ungefähr an einem Tag 3 Fußetappen und so war unsere erste Etappe: Sevilla --> Almaden de la Plata. Hier ein paar Eindrücke:
Glaubt bitte nicht, dass Radfahren einfacher ist (gegenüber dem Laufen, fand ich es sogar anstrengender, denn ein Berg hat 2 Seiten!)
Santiponce war auch bei uns leider geschlossen und da gabs Corona noch nicht. Es war zu und völlig mit schwarzen Folien verhängt wegen Filmaufnahmen (wahrscheinlich "Games of Thrones"). Die Strecke bis Guillena war gut zu fahren, den Bach konnten wir auf Paletten rechts gut überwinden. Bis Castillblanco de los Arroyos sind wir Pilgerweg gefahren, das war allerdings ein Fehler, denn der Weg wurde immer schlechter und wir mussten unsere Räder schieben und über große Steine heben. In Castillblanco haben wir dann erstmal ausgiebig Pause gemacht und dann die letzte Strecke in Angriff genommen und die war der Hammer: ständig berghoch und -runter. Für den Naturpark hatten wir (oder besser ich) keine Kraft mehr. Wir sind weiter Landstrasse hügelhoch und -runter gefahren. In Almaden de la Plata haben wir auch in der Casa Concha übernachtet. Eine nette Herberge, dort haben wir auch abends gegessen. Die Menukarte war nett. Abends kamen noch ca 10-12 spanische Radpilger an. Die trafen wir die nächsten Tage immer wieder.
Hier ein paar Bilder:
Bild

Bild

Bild

Wenn ich kann, schreibe ich in den entsprechenden Abschnitten unsere Erlebnisse mit.
Liebe Grüße von Naline
Benutzeravatar
Pilger Franz
Beiträge: 742
Registriert: 13. Okt 2019, 15:59
Wohnort: Freiburg i. Br.
Kontaktdaten:

Re: Eine Virtuelle Pilgerreise auf der Via de la Plata

Beitrag von Pilger Franz »

Hola Naline,
schön, dass du zu uns gestoßen bist! Dein Bericht hat mich an die Überquerung des Flusses vor Guillena, nahe dem einzelnen Turm in der Landschaft, erinnert. Dort haben Radfahrer sicher Vorteile. Aber auch bergab, wenn man es laufen lassen kann.

Die nächste Etappe durch den Naturpark der Sierra Norte ist etwas kürzer. Wasser fassen und los!

4. Almadén de la Plata – El Real de la Jara, 14,1 km

Wem das zu kurz erscheint, der kann - nach Pause und Erfrischung in El Real - bis zur nächsten Unterkunft, der Raststätte an der Autobahn, laufen + 11,5 km.
Zuletzt geändert von Pilger Franz am 25. Mär 2021, 13:36, insgesamt 1-mal geändert.
BC
Franz
Benutzeravatar
Via2010
Beiträge: 504
Registriert: 16. Jul 2019, 16:08
Wohnort: Eifel

Re: Eine Virtuelle Pilgerreise auf der Via de la Plata

Beitrag von Via2010 »

4. Etappe: Almaden de la Plata - El Real de la Jara 14,5 km

Diese Etappe ist zwar kurz, hat es aber in sich. Unsere spanischen Mitpilger 2008 bezeichneten sie als "rompe piernas" (Schenkelbrecher), denn es geht auf gerölligen Wegen ziemlich steil auf und ab.

Angesichts der Wettervorhersage sind Vera und ich bereits um 6.00 Uhr gestartet. Die Bar am Ortsausgang öffnete zwar schon zu dieser Stunde, aber die Wirtin nahm sich alle Zeit der Welt, erst die Tische und Stühle rauszustellen, dann abzuwischen, statt und zu fragen, was wir wollen oder schon einmal die Kaffeemaschine anzuwerfen. Nachdem wir ihr knapp 10 Minuten bei der Arbeit zugesehen hatten, waren wir es leid und brachen daher diesmal ohne Kaffee auf. Bei der Stierkampfarena sammelten wir den technikbegeisterten Italiener mit seinem GPS ein, den wir in Sevilla in der Pilgermesse kennengelernt hatten. So toll war die Technik wohl doch nicht, denn er gestand uns, dass er sich gestern im Naturpark um volle 8 km verlaufen habe. Auch heute führte uns sein GPS in die Irre, was mir jedoch sehr bald auffiel, weil wir so an zwei Steinbrüchen vorbeikamen, die ich von 2008 nicht in Erinnerung hatte. Dabei wären die damals meinem Papa einen Abstecher wert gewesen. So drehten Vera und ich um und entdeckten bald, dass wir in der Dämmerung einen gelben Pfeil an einem Wasserbecken übersehen hatten, wo der Camino als unscheinbarer Pfad nach links abbog. Der Italiener ist offenbar auch kurz nach uns umgedreht, denn bald schon stieß er wieder zu uns und meinte nur, sein GPS sei wohl "rotto" (kaputt) und er laufe jetzt lieber auch nach den gelben Pfeilen.

Wir passierten einen feudalen Tourismo Rural mit Swimmingpool - ob Pilger da auch übernachten können? An einer Schweinefarm überholte uns ein Geländewagen, kleingeduckt auf dem Beifahrersitz unser übel zugerichteter Pilgerfreund Lucien. Er war wohl auf der Etappe gestürzt, aber zum Glück von einem Bauern aufgesammelt worden. Warum ihm das peinlich war, verstanden wir nicht so recht.

Gegen 10.30 Uhr erreichten wir bereits El Real de la Jara, was angesichts der Hitze auch anzuraten war und quartieren und sofort im "Alojamento del peregrino" in einem Doppelzimmer ein. Von der Dachterrasse hat man einen Blick auf die Burg. Die junge Herbergswirtin war eigentlich gerade erst ihre Unterkunft am Durchwischen, konnte aber gut nachvollziehen, dass wir bei der Hitze nicht mehr weiter wollten. Wir gingen dann Kaffee trinken, wobei wir in den engen Gassen, in denen die warme Luft sich staute, schon sehnsüchtig von Schatten zu Schatten huschten. Im Ort war Markt (Samstag). Am Bäckerauto erstehen wir ein schönes Landbrot, an einem Marktstand eine saftige Honigmelone und wenig später im Supermarkt noch Schinken, Lomo und Käse für unser Abendessen. Mittags (ab 13.00 Uhr) gönnen wir uns auf Empfehlung zweier Pilgerinnen, die uns eine Tagesetappe voraus sind, weil sie gestern das Taxi genommen haben und dann von der Finca bis El Re al de la Jara gelaufen sind, im "Mesón de la Cochera" für 9 € ein sehr gutes Menü. Ich nehme Auberginen in Salmorejo, Croquetas Caseras und Crema Tostada. Alles hausgemacht und eben nicht das typische "Pilgermenü".

Die Entscheidung, heute nur eine kleine Etappe zu machen, erwies sich als richtig. Es wurde mittags so drückend, dass wir noch nicht einmal mehr die Energie für einen Abstecher zur Burg hatten.
Antworten