Eine Virtuelle Pilgerreise auf der Via de la Plata

sowie der Camino Mozárabe und der Camino Sanabrès
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Pilger Franz
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Re: Eine Virtuelle Pilgerreise auf der Via de la Plata

Beitrag von Pilger Franz »

Habe da was gefunden, das zu meiner Frage "Erzähl doch bitte, wie es dort mit/nach Corona geht! Was ist jetzt anders?" passt:
https://daspilgerforum.de/viewtopic.php ... 388#p19326
WanderinStar hat geschrieben: ↑24. Mai 2021, 18:46
"Ola,
Wetter bzw. Hitze ist ok, gut ich war jetzt 7 Wochen auf den Kanaren also schon ein bissl akklimatisiert. 7 Pilger bis jetzt gesehen. Nach Aussage der Locals gleichviele Pilger wie vor Covid. Hat schon viel offen und die Restaurants und Bars sind gut besucht ( entsprechend Uhrzeit/Siesta). Maskenpflicht eher locker. Leute entspannt wie man es aus Spanien kennt. Ingesamt fühlt man sich als Pilger willkommen. Klar hat die Covidkrise Spanien schwer getroffen. Wird aber nicht so thematisiert oder wird drüber gesprochen. Allgemein ist man froh das der Alarmzustand zu Ende ist und man wieder zu einem normalen Leben wie vor der Krise übergeht. Ansonsten genieß ich hier meine Zeit und bin mehr als froh nicht in Deutschland zu sein. Die öffentlichen Herbergen und z.T. auch die privaten haben geschlossen. Gibt aber bisher jetzt immer ne gute Hotelalternative mit ordentlichen Preisleistungsverhältnis. Zur Not hab ich aber auch ein Zelt dabei. Aber grade jetzt in der Anfangsphase gönn ich mir bissl Komfort ( aktuell bissl Tendinitis im Fuß). Sind ja noch ein paar km bis Santiago, lass es eher langsam angehen. War schon etwas Asphalt/ harter Untergrund die ersten 3 Etappen. Ach, hier in Andalucia ist es aktuell grüner, als ich es mir vorgestellt habe ( Blumen sind noch am blühen, speziell gerade die Distelblüte). Mal gucken wie es in der Extremadura aussieht...bin ich bald.
Ultreia WanderinStar"
Danke für diese Momentaufnahme!
Zuletzt geändert von Pilger Franz am 28. Mai 2021, 22:32, insgesamt 1-mal geändert.
BC
Franz
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Via2010
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Re: Eine Virtuelle Pilgerreise auf der Via de la Plata

Beitrag von Via2010 »

Transalper hat geschrieben: 26. Mai 2021, 20:11 Franz,
vielen Dank für Deine Recherche, bei den Stunden unterwegs, muss ich mir überlegen, ob es nicht einfacher mit dem Flugzeug nach Madrid und dann weiter mit der Bahn oder Bus.
Nochmals vielen Dank.
BC
Transalperin
Die langen Stunden haben mich auch abgeschreckt. Im Moment habe ich die Alternativen Flug Köln oder Luxemburg bis Madrid, dann Avanzabus bis Salamanca oder (4x täglich) direkt bis Zamora (so Anreise 2010, Rückreise 2019) oder Flug Hahn-Santiago und dann Zug nach Zamora. Fliege dann frühmorgens los, wäre aber auch am gleichen Tag kurz nach 15.00 Uhr schon in Zamora. Zeitersparnis gegenüber der Zug-Variante ca. 20 Stunden one-way.

Die Busse von Avanza fahren in Madrid direkt am Terminal ab, also keine U-Bahn und Umsteigerei mehr. Busverbindungen von Salamanca nach Zamora gibt es mindestens stündlich.
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Via2010
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Re: Eine Virtuelle Pilgerreise auf der Via de la Plata

Beitrag von Via2010 »

Und wir laufen weiter auf der Via de la Plata:

16. Etappe: Grimaldo - Carcaboso (31 km)

Da wir heute weit wollen, stellen wir unseren Wecker bereits auf 5.00 Uhr. Nach einem improvisierten Frühstück mit den noch schön saftigen Ensaimadas von gestern sind wir bereits um 5.45 Uhr auf der Piste. Zunächst folgen wir der N 630 aus dem Ort raus, füllen im Vorbeigehen noch unsere Wasservorräte an dem von der Hospitalera empfohlenen Trinkbrunnen auf. Das Wasser ist wirklich lecker, schmeckt besser als das stille Wasser aus dem Supermarkt.
Wir biegen ab auf ein kleines Landsträßchen Richtung Holguera, das uns unter der Autobahn durchführt. Direkt danach biegt der Pilgerweg bei einem Weidezauntor ab in die Dehesas. Es folgt ein in den frühen Morgenstunden landschaftlich sehr schönes Stück. Wir müssen noch unzählige dieser Tore passieren, die manchmal leichter, manchmal schwerer und in zwei Fällen nur mit Veras und meinen vereinten Kräften zu öffnen sind. Kühe und Schafe sehen wir nur von fern. Nach 2 Stunden passieren wir den deutlich markierten Abzweig nach Riolobos. Gegen 8.30 Uhr locken große Steinquader unter Steineichen zu einer Rast. Wir verzehren unser restliches Brot mit Käse und Lomo sowie die beiden Tomaten. Gut gesättigt wandern wir über eine Hochebene mit Steineichen und weiteren Viehweiden. In der Ferne blitzt ein Stausee.
Schließlich trifft der Weg auf die von Riolobos kommende Landstraße und verläuft nach rechts etwa einen Kilometer lang als eingezwängter Trampelpfad zwischen Leitplanken und Stacheldraht. Als die Leitplanke endet und wir endlich mehr Platz haben, sind wir so erfreut, dass wir zunächst geradeaus an der Straße weiterlaufen, statt diese zu überqueren und auf einem Feldweg zur Finca Valparaiso anzusteigen. Ich merke den Irrtum nach knapp 1 km. Vera ist mir da schon enteilt. Ich schicke ihr eine SMS, weil sie mein Rufen wohl nicht mehr gehört hat und auch ihr Handy gerade keinen Empfang hat. Kurz vor der Anhöhe, von der aus man bereits einen schönen Blick auf Galisteo mit seiner charakteristischen Stadtmauer und dem Torre Picota hat, holt sie mich schließlich wieder ein.
Die nächsten 6 k werden die Wiesen zunehmend grüner. Dank ausgeklügelter Bewässerungstechnik gedeihen mit dem Wasser des Rio Jerte hier sogar Mais und Paprika. Ich erinnere mich, dass hier im Oktober 2009 bei der großen Scheune, kurz bevor der Weg knapp 2 km vor Galisteo einen pappelgesäumten Fluss überquert, Unmengen von Paprika in der Sonne trockneten und die Luft würzig nach dem berühmten "Pimentón" roch.
Nach einem letzten Anstieg ist Galisteo, unser heutiges Zwischenziel, erreicht. In der Bar "Los Emmigrantes", die günstige Zimmer bietet und wo ich 2009 auch gut zu Abend gegessen habe (Schweinebäckchen in Paprika), serviert uns der inzwischen erwachsene Sohn des Wirts zum Café con Leche sogar eine Tapa. Wir haben die Wahl zwischen zwei - noch warmen - Churros oder einem Stück Sandkuchen. Beides lecker.
So gestärkt machen wir einen kleinen Umweg durch das Ortszentrum, hoch zur Puerta Sta. Maria, vorbei an Kirche und Rathaus, ein kleiner Abstecher zur (begehbaren) Stadtmauer und zum Torre Picota, dann zum anderen Tor wieder hinaus. Viele alte Häuser werden hier aufwendig saniert. Ob sie danach noch erschwinglich sind?
Der Weg führt runter zum Fluss Jerte, wo es einen schönen Picknickplatz mit Trinkbrunnen gibt, den unsere Mitpilger Miguel und Cruz nach einem Menü in der Bar "Los Emmigrantes" für ihre Mittagssiesta nutzten, was sie uns bei ihrer späten abendlichen Ankunft enthüllen. Von hier unten sieht der Torre Picota wesentlich imposanter aus, der Umweg innerhalb des Ortszentrums hat da nicht gelohnt.
Die nächsten 11 km verläuft der Weg parallel zum Fluss auf einer weitestgehend schattenlosen, aber kaum befahrenen Landstraße und durchquert noch den Weiler Aldehuela del Jerte. Von weitem hören wir eine Blaskapelle und Böllerschüsse. Dort steppt im Hogar del Pensionista der Bär, da gerade die Prozession mit dem heiligen Antonius (heute ist der 13.06.) beendet ist. Dennoch gönnen wir uns in diesem Gewühl ein kühles Getränk und verschnaufen ein wenig. Um 14.45 Uhr haben wir Carcaboso endlich erreicht, steuern dort die Pilgerherberge von "Elena" an.
Die Anmeldung ist in der Bar des Sohnes im Nebenhaus Nr. 27. Für je 11€ erhalten wir ein Bett in einem altmodischen Doppelzimmer mit Bad gegenüber. Die Herberge zeigt deutlichen Renovierungsstau, ist aber wesentlich sauberer als die Bar. Später erfahre ich den Grund: Senora Elena ist vor wenigen Wochen verstorben, lag davor lange im Krankenhaus. Der sehr bemühte und hilfsbereite Sohn war mit der Situation offenbar überfordert. Er zeigt uns Supermarkt, Restaurant, Apotheke sowie den Beginn des morgigen Weiterweges und meldet uns auf unsere Bitte hin auch telefonisch für die nächste Nacht im Hostal Asturias nebst Abholservice am "Arco di Caparra" an.
Wir sputen uns und schaffen es so noch rechtzeitig zum bis 16.00 Uhr angebotenen Mittagsmenü ins Restaurant "Ciudad de Caparra", denn Abendessen gäbe es erst wieder ab 20.30 Uhr. Für 10,50 € gibt es hier eine tolle Auswahl. Ich entscheide mich für einen reichhaltigen gemischten Salat und als Hauptgericht Schweinebäckchen, habe aber auch mit der Paella mit Kaninchen und Huhn sowie dem Schweinebauch ("magro al ajillo") nach dem Geheimrezept von Maria geliebäugelt. Zum Nachtisch gibt es saftige dicke Kirschen aus dem Flusstal des Jerte. Insgesamt hatte man die Wahl zwischen mindestens 8 Vor- und Hauptspeisen sowie 6 Nachspeisen, alles recht originell. Bei meinem späteren abendlichen Rundgang hing eine neue Karte für den nächsten Tag aus, d. h. das Angebot wechselt sogar noch täglich.
Zufällig stelle ich bei der Kirche fest, dass hier wegen St. Antonius eine Abendmesse gefeiert wird und so bleibe gleich da. Ich werde nicht enttäuscht. Die Feier ist festlich und aufwändig mit einem Kinderchor gestaltet. Und beim Herausgehen aus der Kirche erhält jeder Gottesdienstbesucher noch ein gesegnetes St.Antonius-Brot, das mich etwas an den Weckmann bei uns zu St. Martin erinnert.

BC
Alexandra

P.S.: Da ab Sonntag der Moselcamino ruft, müsst Ihr Euch mit der Fortsetzung etwas gedulden. Aber dann kommt das "highlight" der Via, der Arco di Caparra.
Transalper
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Re: Eine Virtuelle Pilgerreise auf der Via de la Plata

Beitrag von Transalper »

Hallo Alexandra,
vielen Dank für Deinen Tip, werde es genauso machen, Hahn - Santiago und weiter mit der Bahn. Auch Madrid wäre einen Option, da es Flüge von Köln gibt.
Deine virtuelle Pilgerreise hat mich wieder motiviert, nochmal einen Teil der Via zu gehen.
Alles Gute für Deine Tour in diesem Jahr, wann auch immer.
BC
Transalperin :D
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Pilger Franz
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Eine Virtuelle Pilgerreise auf der Via de la Plata

Beitrag von Pilger Franz »

(21.) Grimaldo – Riolobos - Galisteo 18,5 km + (22.) Galisteo – Carcaboso 11,2 km

Nun sind wir auf der virtuellen Pilgerreise gleich über zwei Etappen gegangen, haben die originale Trasse einer römischen Heeresstraße (Calzada Romana) und eine paradiesische Landschaft erlebt. Steineichen, gelbe Ginstersträuche, duftende Zistrosen bilden die wunderbaren Farbtupfer der Natur. Dazu die frei herumlaufenden Schweine, die man oft hört, selten sieht.
Viele schöne Fotos, passend dazu, sind hier zu sehen: https://www.viadelaplata.info/etappe-canaveral-riolobos

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Weiter geht's mit (23.) Carcaboso – Abzweig Oliva de Plasencia 11,9 km (- Arco di Cáparra)
BC
Franz
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Via2010
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Re: Eine Virtuelle Pilgerreise auf der Via de la Plata

Beitrag von Via2010 »

Ich brauchte ein wenig Zeit, um vom Moselcamino wieder im Alltag anzukommen. Aber jetzt geht es weiter:

17. Etappe: Carcaboso - Arco di Caparra (Hostal Asturias) 20 km

Wie gewohnt brechen wir um kurz nach 6.00 Uhr auf. Dabei hätten wir bei der kürzeren Etappe uns heute ruhig Zeit lassen können. Elenas Sohn öffnet seine Bar ab 7.00 Uhr. Wir hingegen frühstücken in der Herberge (Joghurt, Brot, Pfefferminztee - unsere Wunderwaffe). Wie Cruz mir später erzählt, ist Elena wohl vor 14 Tagen nach längerem Krankenhausaufenthalt gestorben. Das erklärt den desolaten Zustand der Bar und den Unterhaltungsstau in der Herberge. Im Bad waren sämtliche Glühbirnen kaputt, so dass wir unsere Morgentoilette im Schein unserer Kopflampen durchführen mussten.

Auf den 20 km bis zum Arco di Caparra passieren wir unzählige schöne Dehesas, teils mit schwergängigen Toren. Wir begegnen insgesamt 4 großen freilaufenden Hütehunden, einem Bauern und unzähligen Kuh- und Schafherden. Ein Mofafahrer im Blaumann passiert uns - mutmaßlich ein Angestellter des Wasserwerks, der den Bewässerungskanal kontrolliert. Auf einer Koppel steht ein massiger einsamer Stier, der sich zu langweilen scheint. Er folgt uns entlang des - zum Glück - geschlossenen und massiven Zaunes, was durchaus etwas bedrohlich wirkt. Die teils geröllig ausgewaschenen Pfade sind eine Strapaze für meinen seit dem Alcantara-Stausee muckenden linken Fuß. Der Blick auf knorrige Korkeichen und Hinkelsteine lenkt leider allzu oft meine Aufmerksamkeit vom Weg ab, so dass ich mir den Fuß selbst auf den sandigen Passagen häufiger anstoße, weil immer wieder einzelne Steine aus dem Sand herausragen. Im noch morgenfeuchten Sand sehen wir Kriechspuren von riesigen Schlangen, große Hundepfoten und andere große Tatzen, die wohl von einem Raubtier (Luchs?) stammen. Auf einer Weide liegt noch das mittlerweile mumifizierte Hinterteil eines halb aufgefressenen Kalbs. Hier wollte ich definitiv nicht wild campen.

Gegen 12.00 Uhr erreichen wir den Arco di Caparra und rufen im Hostal Asturias wegen des Abholservices an. Der Wirt antwortet ausweichend und weiterlaufen bis zum Hostal oder gar nach Aldeanueva wollen wir nicht, weshalb wir die Dame im Besucherzentrum kontaktieren, die glücklicherweise hervorragend deutsch spricht. Sie hakt nochmals nach. Es könne dauern, bis die Mittagsgäste im Hostal abgefüttert sind. Bis 16.00 Uhr wollen wir aber eigentlich nicht warten. Ein Taxi nach Aldenueva ist auch keine Option. Das soll 30 € kosten und vor 16.00 Uhr sei kein Wagen verfügbar. Das von der Angestellten empfohlene Hostal Avion liegt ungünstig für unsere weitere Etappenplanung, 4 km zurück in Richtung Plasencia an der N 630. Also werden wir doch warten, denn Miguel und Cruz wollen auch noch in das Hostal Asturias und sind erst nach uns losgegangen. Vielleicht will der Wirt nur 1x Pilger abholen kommen.

Während wir in den Ausgrabungsstätten umherschlendern, erscheinen die beiden mit einem großgewachsenen Herren, der uns vorhin unterwegs auch schon aufgefallen ist, aber mit einem Farbeimer in der Gegenrichtung unterwegs war, und einem weiteren Spanier. Es handelt sich um Vorstandsmitglieder der Jakobswegvereinigung aus Almeria, die hier Markierungsarbeiten am Weg durchführen. Sie kennen den Wirt des Hostal Asturias - Oscar - gut, logieren dort ebenfalls. Nachdem sie mit Oscar telefoniert haben, dauert es noch eine halbe Stunde, dann ist unser Transfer da. Vera und ich fahren mit Oscar, Miguel und Cruz mit den Pilgerfreunden aus Almeria, die ein Begleitfahrzeug dabei haben. So bekommen wir 4 Pilger nebst Rucksäcken gut verstaut und treffen auch noch rechtzeitig zum Mittagsmenü im Hostal Asturias ein.

Während der Fahrt zeigt uns Oscar den weiteren Wegverlauf, der parallel zur Straße ist, und erklärt uns, welche Alternativen wir haben, am nächsten Morgen wieder auf den Weg zurückzukehren. Entweder 2 km Feldweg vom Hostal zur klassischen Strecke oder auf einem von ihm mit blauer Farbe markierten Alternativweg, der erst kurz vor Aldeanueva bei einer Ölmühle wieder mit der Via de la Plata zusammentrifft. Hier hat er sogar Skizzen fotokopiert, die er uns zur Verfügung stellt.

Für 16 € pro Person teilen Vera und ich uns ein gepflegtes DZ mit kleinem Bad. Den Verkehr auf der N 630 nimmt man kaum war, der meiste geht wohl jetzt über die Autobahn. Nur die Wände innerhalb des Hauses sind etwas hellhörig, aber mit Miguel und Cruz als Zimmernachbarn dürfte auch das kein Problem sein.

Beim Mittagsmenü gibt es 2 Varianten, für 11 € das "menu del peregrino" und für 12,45 € das "menu del día" mit etwas mehr Wahlmöglichkeiten. Vera nimmt das einfache Menü und ist zufrieden, ich entscheide mich für das Tagesmenü mit Grillhähnchen und üppigem hausgemachten Flan. Nach dem Genuss der im Preis enthaltenen Flasche Rotwein halten wir ausgiebig Siesta.

Als wir beim Nachmittagskaffee auf der Terrasse sitzen, sind noch sechs weitere Pilger aus Galisteo eingetroffen: ein deutscher Mitdreißiger, der erst am 03.06. in Sevilla gestartet ist und bislang meist Etappen von um die 40 km gelaufen ist, ein Ire mit seiner etwa 20-jährigen Tochter, eine junge Koreanerin, ein sympathischer Schwede sowie ein Schweizer Langstreckenläufer. Der Deutsche scheint in dieser Gruppe wortführend und so sehr Vera es genießt, mal wieder mit Pilgern in ihrer Muttersprache reden zu können, so schnell geht mir dessen selbstbewusstes Geprahle mit seinen Pilgererfahrungen - überdies in schlechtem Englisch - auf den Geist. Ich setzte mich daher zu Miguel und Cruz, die uns morgen in Aldenueva verlassen und per Bus die Heimreise nach Mombuey antreten werden. Wir sollen auf unserer Fortsetzung der Via bei Ihnen auf einen Kaffee vorbeischauen und Miguel fertigt daher extra noch eine Skizze für mich auf einer Serviette an.

Abends essen wir leckere Bocadillos in der Bar und gönnen uns dazu original asturianischen Sidra (3,70 €/Flasche), den Oscar aus seiner Heimat importiert. Da ich weiß, wie dieser einzuschenken ist, werde ich zum Nachschenken auserkoren, was mir glücklicherweise ohne Pannen gelingt. Zusammen mit Miguel und Cruz verfolgen wir mit einer Mischung aus Ekel und Faszination im Fernsehen den Stierkampf zu Ehren des San Isidro aus Madrid. Wieder einmal ein ungleicher Kampf, der den prächtigen und durchaus geschickt agierenden Tieren keine reelle Chance lässt. Zwei junge Extremenos sitzen mit uns am Tisch und kommentieren das Geschehen auf dem Bildschirm fachkundig. Hier in der Extremadura gibt es halt noch viele Fans dieser archaischen "Sportart".

Unsere Mitpilger scheinen nach dem Abendmenü noch ordentlich dem Alkohol zugesprochen zu haben, was wir wegen der hellhörigen Wände leider mitbekommen.
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