Casa Fernande hat das Spendenkonzept aufgegeben.

Durch Portugal nach Santiago
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Raimund Joos
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Casa Fernande hat das Spendenkonzept aufgegeben.

Beitrag von Raimund Joos »

Ich haben eben mit Fernanda (Seite 134 im Outdoorführer von 2019) telefoniert. Sie hat mir mitgeteilt, dass Sie leider ihr Spendenkonzept aufgeben mußte, da nicht fair gespendet wurde....
Sie verlangt nun € 15 für die Übernachtung mit Frühstück und € 5 für das einfache Abendessen. Für ärmere Pilger bietet Sie weiterhin einen Rabatt an.

Ich habe sehr großes Verständnis für diesen Schritt und ich finde die Herberge auch weiterhin sehr empfehlenswert.

Bon Camino von

Raimund
caminho2008
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Re: Casa Fernande hat das Spendenkonzept aufgegeben.

Beitrag von caminho2008 »

Eine schlechte Nachricht für Lauschepper u. Menschen, die denken das der Pilgerweg eine Gratiswanderung ist!
Eine gute Entscheidung für Pilger, die weiterhin eine tolle Unterkunft und gutes Essen in umsorgender Atmosphäre geniessen möchten!
Ich kenne Fernanda durch eine gute Pilgerfreundin, welche dort Hospitalera war, Sie hat mir Dinge erzählt, die einen an der
Pilgereinstellung von manchen Menschen zweifeln lassen.
Im Dezember 2017 war ich dort zu Gast, wurde herzlich empfangen und umgehend mit nem kühlen Getränk versorgt, die Einrichtung lässt
nichts zu wünschen übrig, ein leckeres Abendessen im Familienkreis mit guten Gesprächen u. Landwein will auch erwähnt sein, am Morgen hat
Jacinto, der Ehemann, mir Frühstück gemacht, da ist der erwünschte Festpreis noch fast zu niedrig angesetzt oder kennt jemand in unseren Landen
eine Unterkunft die Übernachtung, Abendessen, Frühstück u. alle Getränke für 20 Tacken anbietet, ich nicht?

Der zeitlich und finanzielle Aufwand zum Betreiben einer solchen Herberge ist enorm, ein Danke u. wenige Kröten können aber nicht zum Erhalt dienen!

Meine Meinung, bom caminho
Oliver
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Raimund Joos
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Re: Casa Fernande hat das Spendenkonzept aufgegeben.

Beitrag von Raimund Joos »

caminho2008 hat geschrieben: 17. Okt 2019, 19:23 Eine schlechte Nachricht für Lauschepper u. Menschen, die denken das der Pilgerweg eine Gratiswanderung ist!
Eine gute Entscheidung für Pilger, die weiterhin eine tolle Unterkunft und gutes Essen in umsorgender Atmosphäre geniessen möchten!
Gibt es evtl zwischen diesen beiden Schubladen auch noch andere Pilger die nicht in dieses Schwarz-Weiß-Schema passen?
Das Spendenkonzept gehörte einmal auch zu dem was den Jakobsweg ausgemacht hat und diesen von einem ganz normalen kommerziellen Fernwanderurlaub unterschied. Dass es leider nur noch selten zu realisieren ist, ist sehr schade, auch wenn die Entscheidung heute durchaus verständlich und wohl auch richtig ist.
Pilger in Schnorrer und solche die es sich eben leisten können angemessen zu zahlen zu unterscheiden ist da wohl etwas kurz gedacht. Nicht jeder Pilger der nicht mehr geben kann, da er sich den Urlaub vom Mund absparen muß ist deshalb gleich ein Lauschepper (Schnorrer). Auch ich gehörte übrigens mal in diese Schublade. Und ich denke wenn Fernanda auch so denken würde hätte sie das nicht so lange entgegnen des allgemeinen kommerziellen Denk-Trends gelebt....

Hier stirbt leider ein weiteres Stück Pilgerkultur. Zum einen wegen des Geizes einiger zum Anderen aber auch wegen eines allgemeinen touritischen Denkens unter den Pilgern das jede menschliche und christliche Solidarität zu Miderbemittelten verrät .....

Wir werden sehen wie gut es der Atmospähre in Casa Fernanda tut, wenn nun nicht mehr Dankbarkeit sonder das Einfordern einer Leistung eines Dienstleisters für einen fixen Preis die Sichtweise vieler - wenn nicht der meisten Pilger - bestimmt .... das wird m.E. kaum ohne Konsequenzen bleiben...

BC

Raimund
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Mirabilis
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Re: Casa Fernande hat das Spendenkonzept aufgegeben.

Beitrag von Mirabilis »

Eine gute Entscheidung von und für Fernanda und ihre Casa Fernanda.

Ich kenne sie seit einigen Jahren und war mehrmals in ihrem Haus zu Gast, nicht nur als Pilger. Bei meinen letzten Besuchen haben wir immer wieder diskutiert, denn die Spendeneinnahmen reichten nicht aus, um die Herberge weiter zu betreiben. Irgendwann sind Reparaturen fällig im Betten- und Sanitärbereich, Wasser- Abwasser und Strompreise steigen. Das sind alles Dinge über die ein Pilger sich meistens keine Gedanken macht.
Es ist eine private Herberge und mit öffentlichen oder kirchlichen Herbergen, die auf Spendenbasis betrieben werden, nicht zu vergleichen.

So wie ich Fernanda kenne, wird sie für hilfsbedürftige Pilger immer eine Lösung finden. Ich weiß, dass sie sich diese Entscheidung nicht leicht gemacht hat.

Der Geist und die Atmosphäre bei ihr sind sowieso unbezahlbar und einmalig und ihr großes Herz schlägt weiter für alle Pilger, egal, wie sie unterwegs sind. Sie weiß sehr wohl zwischen solchen und solchen und denen dazwischen zu unterscheiden.

LG Notburga
Nichts geschieht ohne Grund!
caminho2008
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Re: Casa Fernande hat das Spendenkonzept aufgegeben.

Beitrag von caminho2008 »

Boa Tarde Raimund!

Ein 2 Schubladensystem kann ich in meinen Eingangssätzen beim besten Willen nicht erkennen, Pilger mit geringem Budget stell ich auch nicht als Lauschepper hin, dies hast Du falsch kanalisiert und interpretiert!
Warum steigen Herbergsbetreiber von Donativo auf Festpreis um, scheinbar gibt es ja doch mehr Menschen, die günstig unterkommen u. essen möchten, diese machen sich aber wenig Gedanken über die Kosten u. Mühen der Betreibenden, jedes Unternehmen macht pleite wenn die Ausgaben höher sind als die Einnahmen, und da haben wir noch nicht von einem lebensnotwendigen "Gehalt" gesprochen, geschweige Profit!
Die Pilgerzahlen haben zugenommen, Einstellungen und Ausrichtungen haben sich verändert, sich neu ausrichten müssen die Herbergsbetreibenden wohl auch, nostalgisches denken ist schön, aber nur noch mäßig zeitgemäß!
In einer PIlgerunterkunft in Assisi kam mir der Festpreis zu hoch vor, daraufhin fragte ich nach, und man sagte mir, geben sie dass ihnen Mögliche, dass, was es ihnen wert war, da hab ich mich geschämt. Dies ist jetzt etwas aus dem Kontext gerissen, soll aber von der "billig ist geil Mentalität" wegführen, die meisten Pilger können angemessen geben, diejenigen, die es nicht können, sollen unterstützt werden, uneingeschränkt!
Oliver
Fred
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Re: Casa Fernande hat das Spendenkonzept aufgegeben.

Beitrag von Fred »

Raimund Joos hat geschrieben: 17. Okt 2019, 20:02 Pilger in Schnorrer und solche die es sich eben leisten können angemessen zu zahlen zu unterscheiden ist da wohl etwas kurz gedacht.
Ich denke mal die Sache ist wesentlich differenzierter. Vielleicht ist das Spendenkonzept ein wenig mit dem Trinkgeld geben beispielsweise bei handwerklichen Tätigkeiten vergleichbar? Nach meiner Lebenserfahrung ist es dort so, dass die Wohlhabenderen eher nichts oder wenig geben...

Mario
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Via2010
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Re: Casa Fernanda hat das Spendenkonzept aufgegeben.

Beitrag von Via2010 »

Ich kann Fernandas Schritt nachvollziehen und halte ihn auch in der Sache für gerechtfertigt, insbesondere wenn ich mir die "Empfehlungen" dieser Herberge im englischsprachigen Forum durchlese. Es ist mir unverständlich, dass Pilger (vorwiegend aus den USA), die Geld für einen Transatlantikflug und die zusätzliche Besichtigung von Paris und anderen europäischen Hauptstädten sowie überwiegend Hotelübernachtungen und Feinschmeckerlokale in ihre Camino-Planung einbauen, glauben hier "umsonst" unterkommen und authentische portugiesische Gastfreundschaft genießen zu können. Ich denke, diesen Laumicheln sollte man deutlich die gelbe Karte zeigen.

Pilger, die sich finanziell die Übernachtung nicht leisten können, werden von Fernanda nicht im Regen stehen gelassen, sondern können ihre Situation schildern und z. B. durch Mithilfe ihren Beitrag zur Aufrechterhaltung der Herberge leisten.

BC
Alexandra
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