Sicherheit auf dem Caminho

Durch Portugal nach Santiago
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SandraGlück
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Sicherheit auf dem Caminho

Beitrag von SandraGlück »

Hallo zusammen,

Wie sieht es denn mit der Sicherheit auf dem Caminho aus? Gibt es hier Frauen, die alleine gepilgert sind und ihre Erfahrungen teilen würden?
Es ist ein unangenehmes Thema, aber wenn wir wissen, dass wir am Wochenende nachts alleine in einer deutschen Großstadt unterwegs sind, treffen wir ja auch Vorkehrungen und machen uns vorher entsprechende Gedanken.

Für mich ist der Wunsch 2021 alleine zu Pilgern gleichzeitig mein größtes Problem.
Viele Grüße
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Simsim
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Re: Sicherheit auf dem Caminho

Beitrag von Simsim »

Hallo Sandra,

ich pilgere, wie unzählige andere Frauen auch, seit etlichen Jahren allein.
Weder in Spanien noch in Portugal habe ich jemals wirklich Gefahr empfunden, zumal man ja meistens nicht wirklich allein ist, es sei denn man legt es drauf an.
Anmache, auch manchmal penetrante, gab es schon, auch von Mitpilgern, aber auch von anderen. Da braucht es klare Ansagen.
Und allzu naiv sollte frau nicht sein, aber das gilt ja immer und überall. Also nicht unbedingt Einladungen von Unbekannten annehmen etc.

Ich finde es persönlich am besten, allein zu pilgern, denn so erlebe ich den Weg und die Begegnungen am offensten. Ich kann Dich nur ermutigen!

Herzlich,

Simone
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Anhalter
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Re: Sicherheit auf dem Caminho

Beitrag von Anhalter »

Ich habe leider im letzten Jahr in der Facebook Gruppe um den Camino Portugues zwei mal von einem Exhibitionisten gelesen. Leider scheint es also nicht möglich zu sein, komplette Entwarnung zu geben.

Auf meinem Camino Frances letztes Jahr habe ich andererseits kein einziges Mal von den Frauen gehört, dass ihnen etwas passiert sei. Das ist aber natürlich nur meine (statistisch nicht relevante) Einzelerfahrung.

Ich will dir da auch gar nichts raten, uns Männern geht es diesbezüglich ja leider besser. Würde mich aber meine 19-jährige Nichte fragen, ob ich ihr aus Sicherheitsbedenken davon abraten würde allein zu pilgern, wäre meine Antwort eindeutig "Nein".
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ilfuchur
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Re: Sicherheit auf dem Caminho

Beitrag von ilfuchur »

Einen Exhibitionisten hatten wir 2013 auf dem CF tatsächlich auch und auf dem Portuguese sprach mich in einer Stadt einmal ein Einwohner an, ich dürfe gerne für umsonst bei ihm übernachten, wenn ich ihm bei der Hausarbeit helfe. Seine Mutter sei gerade verstorben und er kriege es nicht alleine hin. Ich fürchte allerdings, er sah mich tatsächlich nur als Ersatzmama in Sachen Waschen und Putzen.

Ich bin seit 2012 fast ausschließlich alleine unterwegs (gerade beim Laufen) und bin auch schon sehr einsame Wege gegangen. Ich hätte nie Probleme.... bin allerdings auch nicht mehr wirklich taufrisch und knackig.

Ich denke, eine gesunde Vorsicht ist immer und überall geboten, gerade Frauen. Auf stärker begangenen Wegen bist du immer nur so allein wie du möchtest und wenn dir etwas zu gruselig wird, kannst du ganz bestimmt einen anderen Pilger um Begleitung bitten.

Oh da fällt mir ein: Aber Achtung mit dem letzten Satz, bei Freunden endete es vor dem Traualtar :shock:

:arrow: :arrow: :arrow:
Pilger, die beim Gehen manchmal einfach nur Bauch und Füße sind - #Bauchfüßler eben.
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Simsim
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Re: Sicherheit auf dem Caminho

Beitrag von Simsim »

Anhalter hat geschrieben: 12. Aug 2020, 11:09 Ich habe leider im letzten Jahr in der Facebook Gruppe um den Camino Portugues zwei mal von einem Exhibitionisten gelesen. Leider scheint es also nicht möglich zu sein, komplette Entwarnung zu geben.
Ja, das kann ich auch bestätigen, Exibitionisten sind lästig, aber nicht gefährlich, es sei denn man stirbt vor Schreck. Es braucht ein bißchen kühles Blut manchmal...wie man sagt. Ich hab auch ab und zu einen gesehen.

Ach ja, noch ein praktischer Tipp:
Wenn ein älterer Mann Dir die Hand reicht (in Spanien, keine Ahnung ob das in Portugal auch vorkommt), dann ist es meist besser, sie mit einem freundlichen Lachen nicht zu nehmen, denn er könnte Dich an sich ziehen und Dir einen Kuss auf den Mund drücken (ist nicht nur mir geschehen und scheint irgendwie bei Spaniern der älternen Generation so ein seltsamer "Brauch" zu sein). Hoffentlich hat sich das mit Corona erledigt.
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Icecube84
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Re: Sicherheit auf dem Caminho

Beitrag von Icecube84 »

Anhalter hat geschrieben: 12. Aug 2020, 11:09 Ich habe leider im letzten Jahr in der Facebook Gruppe um den Camino Portugues zwei mal von einem Exhibitionisten gelesen. Leider scheint es also nicht möglich zu sein, komplette Entwarnung zu geben.
Als ich letztes Jahr aufm Portugués war hab ich live von zwei Pilgerinnen davon gehört.
Eine meinte wohl, der Typ wäre ihr vorher schon aufgefallen und plötzlich sprang er vor ihr ausm Gebüsch.
Sie lief dann noch zwei Tage, hat den Weg dann aber abgebrochen, sie hat sich nich mehr sicher und frei gefühlt.

Mir selbst is auf drei Wegen nix passiert. Aber ich bin jetzt och keen Topmodel und wahrscheinlich sieht man mir auch von weitem schon an, dass ich schonungslos mit meinem Stock zuschlagen würde...
Buen Camino,
Jani

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SandraGlück
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Re: Sicherheit auf dem Caminho

Beitrag von SandraGlück »

Vielen Dank für eure Antworten, Erfahrungen und Ermutigungen! Ist denn eher der Weg gefährlich? Wie sieht es in den Herbergen aus?
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Simsim
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Re: Sicherheit auf dem Caminho

Beitrag von Simsim »

Wo liest Du da jetzt Gefahr heraus?
:?:
Wenn jemand wegen eines Exibitionisten den Weg abbricht, ist das sehr schade. Aber eine reale Gefahr besteht nicht. Im Übrigen ist die Polizei sehr um den Schutz der PilgerInnen bemüht und in den Herbergen ( in Spanien) hängen oft Plakate, die darauf hinweisen, inclusive Notrufnummern.
Ich denke auf dem Camino Portugues wirst Du Dich sicher fühlen können, er ist normalerweise sehr stark begangen, und ein Großteil der dortigen PilgerInnen sind deutsche Frauen. :)
Keine Ahung wie das dort wegen Corona weitergeht, aber bisher war der Löwenanteil dort deutsch, soviel ich weiß.
SandraGlück
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Re: Sicherheit auf dem Caminho

Beitrag von SandraGlück »

Ines war vielleicht etwas unglücklich formuliert ;), ich wollte darauf abzielen ob negative Erfahrungen auch in Unterkünften gemacht wurden. Hier wurde ja jetzt nur vom Weg berichtet
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Icecube84
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Re: Sicherheit auf dem Caminho

Beitrag von Icecube84 »

Meine negativen Erfahrungen in der Herberge beruhen nur auf Schnarcher und Fenster-auf-Verweigerer... ;)
Buen Camino,
Jani

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SandraGlück
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Re: Sicherheit auf dem Caminho

Beitrag von SandraGlück »

Danke :) ihr habt mir alle echt geholfen :)
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Simsim
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Re: Sicherheit auf dem Caminho

Beitrag von Simsim »

:) in den Herbergen. .... eine kleine Anekdote: einmal war ich in Carrion de los Condes allein im Schlafsaal mit zwei Männern. Einer davon war schon stockbesoffen als ich ankam und hatte einige Flaschen um sein Bett herum stehen. Der andere telefonierte lautstark in sein Portemonnaie (völlig gaga der Typ ).
Es war Januar, also kaum was los auf dem Weg.

Da wurde mir dann doch bange vor der Nacht. Ich bat die Schweatern, die die Herberge führen, mich anderswo unterzubringen, was sie auch taten.
Ufff...
Am nächsten Morgen fragte mich der eine mit den Flaschen warum ich denn den Schlafraum gewechselt hätte. Ich sagte ihm wahrheitsgemäß dass ich Angst vor ihm und dem anderen hatte...
Er war völlig entsetzt und rief ( alles in Spanisch): "Aaaangst ????? Vor miiiiir????" Und er gab mir jede Menge kleine Geschenke und jedesmal wenn er mich wiedersah auf dem Weg kam er angelaufen und fragte mich ob es mir gutgeht, ob ich etwas brauche, ob er mir irgendwas Gutes tun könnte. . Es war Jorge, ein Caminobekannter Obdachloser, der zwar säuft, aber ein Herz hat, so groß wie der Himmel.
Für mich eine total wertvolle Lektion.
Trotzdem war der Schlafsaalwechsel absolut angezeigt. Die Kotze im anderen Raum ließ ahnen :shock: , dass die Nacht für mich übel geworden wäre.
Also wenn sowas ist, kann man ja auch die Herberge zur Not verlassen.

Naja und einmal mussten wir mitten in der Nacht die Polizei rufen, in Pedrouzo in der municipal, wo ein paar Spanier anfingen das Mobiliar zu zerschlagen und so ihre letzte Etappe vor Santiago "feierten". Die Polizei war in gefühlten 10 Sekunden :D vor Ort. Also auch nicht wirklich schlimm.
An manchen unkomfortablen Situationen kann man auch wachsen und hat dann weniger Angst.
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