Cruz de Ferro...Ein Ort wie jeder andere?

Von St. Jean Pied de Port auf dem navarrischen oder vom Somportpass auf dem aragonischen Weg nach Santiago
Kick2007
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Cruz de Ferro...Ein Ort wie jeder andere?

Beitrag von Kick2007 »

Hola,

schon einige Male stand ich am Cruz de Ferro. In mir will/wollte dabei kein besonders Gefühl aufkommen. Es war zwar ein "Meilenstein" des Weges aber darüber hinaus nichts besonders.
Auch störten mich die Busse, Wohnmobile und die total überfüllten Müllcontainer.

Gleichwohl habe ich einen Stein niedergelgt, ein Gebet gesprochen und bin dann schnell weiter.
Wie ging es euch dabei....

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Kick
Was der Frühling nicht sät, kann der Sommer nicht reifen, der Herbst nicht ernten, der Winter nicht genießen.“ (Johann Gottfried Herder)
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CyrusField
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Re: Cruz de Ferro...Ein Ort wie jeder andere?

Beitrag von CyrusField »

Hi,

ich war erst ein Mal dort. Schon Tage zuvor habe ich mich geärgert, weil ich den Stein, den ich mitnehmen und dort ablegen wollte, bei mir zu Hause auf dem Schreibtisch habe liegen lassen.

Ich bin früh morgens in Foncebadon gestartet. Den Abend vorher und die halbe Nacht lang hatte es geschneit, bis zum Morgen war aber schon fast alles wieder getaut. Um überall ein bisschen Puderzucker liegen zu haben, hat es aber gereicht. Der Himmel war bedeckt und so richtig hell wollte es auch nicht werden. Das hat meine trübselige Stimmung nur noch verstärkt.
Aber ich war alleine dort, Anfang November verirren sich ja auch eher wenige Touristen dorthin. Außerdem wäre es für Busse auch noch zu früh gewesen. Erst, als ich meinen Kram wieder zusammengepackt habe, kam der erste Pilger nach mir an.

Ein Moment des Innehaltens, ja. Aber es hat mich nicht übermäßig berührt, da gab es unterwegs ganz andere Situationen.

Den Stein nehme ich dann bei meinem nächsten Camino mit. Auch wenn der dann nicht am Cruz de Ferro vorbeiführt - ich laufe bis Finisterre weiter und da wird er dann mit Wucht in den Atlantik gepfeffert. Das wird dann mein ganz persönliches Ritual.

Grüße
Stefan
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Camineiro
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Re: Cruz de Ferro...Ein Ort wie jeder andere?

Beitrag von Camineiro »

Kick2007 hat geschrieben: 21. Apr 2020, 12:16 Hola,

schon einige Male stand ich am Cruz de Ferro. In mir will/wollte dabei kein besonders Gefühl aufkommen. Es war zwar ein "Meilenstein" des Weges aber darüber hinaus nichts besonders.
Auch störten mich die Busse, Wohnmobile und die total überfüllten Müllcontainer.

Gleichwohl habe ich einen Stein niedergelgt, ein Gebet gesprochen und bin dann schnell weiter.
Wie ging es euch dabei....

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Kick


Moin Kick!

Vielleicht liegt es daran, dass das Kreuz nicht mehr an seiner ursprünglichen Stelle steht.
Lt. Tomás von der Herberge Manjarin stand es früher weiter abseits der Straße.
Quelle: Wikipedia

Kraftorte lassen sich halt nicht einfach verlegen. 🤷🏻‍♂️
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Shabanna
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Re: Cruz de Ferro...Ein Ort wie jeder andere?

Beitrag von Shabanna »

Mich hat das Cruz de Ferro total erwischt.

Ich hatte im Vorfeld viel davon gehört und gelesen und hatte mich auf einen total "abgestumpften" Ort gefasst gemacht. So wie Orte halt sind, wo viel "Müll" abgelegt wird, der dann von der Müllabfuhr jeden Tag beseitigt werden muss. Ich habe im Traum nicht damit gerechnet, dass dieser Ort mich irgendwie auch nur im Ansatz berühren könnte.

Und dann kam alles ganz anders. Als das Cruz de Ferro Meter um Meter näherkam, war es, als könnte ich all die Sorgen und Ängste, aber auch die Dankbarkeit und die Gebete der Pilger spüren, die hier etwas von sich selbst "dagelassen" haben. Es war als wäre die Atmosphäre hier dichter, die Luft schwerer - voller intensiver Gefühle. Lachen und Weinen, Freude und Schmerz. All das.

Selten davor habe ich so etwas Starkes gefühlt. Selten davor hat etwas meine Art, etwas zu beurteilen, meinen inneren Plan, mein inneres Gerüst so sehr ins Wanken gebracht wie das Cruz de Ferro. Etwas ist da aufgebrochen. Unvergesslich.

LG,
Andrea
No creo en casi nada que no salga del corazón.
(Fito Páez)

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Pooh_der_baer
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Re: Cruz de Ferro...Ein Ort wie jeder andere?

Beitrag von Pooh_der_baer »

Auf meinem ersten Camino 2010 war das Kreuz für mich ein Punkt unter vielen.
Es war nebelig.
Erschreckt hat mich damals die "Müllhalde" unter dem Kreuz.

Beim 2. Camino 2014 lud mich das Kreuz zu einem längerem Verweilen ein.
Der vergangene Weg lief im Kopf nochmals ab.
Es war ein völlig anderen Daseinsgefühl als 4 Jahre zuvor.
Wer sich nicht erinnert, den bestraft die Zukunft.
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Pater Norbert
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Re: Cruz de Ferro...Ein Ort wie jeder andere?

Beitrag von Pater Norbert »

Bei meinen Wegen 1999 und 2004 war es jeweils ein besonderer Ort.

1999 haben wir (vier Pilger) den Stein jeweils abgelegt, haben uns in eine Buschnische in Sichtweiter gesetzt und Ostermesse gefeiert.
2004 war eine Pilgerin bei uns, die im Jahr zuvor verwitwet war. Sie hat ihren Ehering abgelegt und uns an ihren Erinnerungen an die Ehejahre teilhaben lassen.

Mit diesen beiden Erinnerungen gehe ich immer besonders gestimmt zum Cruz de Ferro. Entweder geschieht gerade Bewegendes oder ich erinnere mich an die oben genannten Jahre.
Wer pilgert, wird von einem Virus infiziert, das nicht vergeht.
Gemerkt im März 2022. Avatar stammt aus Juni 2023.
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Icecube84
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Re: Cruz de Ferro...Ein Ort wie jeder andere?

Beitrag von Icecube84 »

Ich hab direkt wieder Pipi in den Augen wenn ich daran zurück denke.

Schon das Finden meines Steins hat mich sehr berührt:
Ich saß auf der Hinterhof-Treppe und überlegte wo ich nun einen Stein herbekommen könnte.
Und da sah ich ihn plötzloch, ein weißer Stein mitten auf einer riesigen grünen Wiese.
Ich musste dann prompt an meine verstorbene Oma denken.

Das Kreuz war von Anfang an ein sehr wichtiges Ziel für mich.
Da ich ja so viele Probleme mit meinen Füßen/Beinen hatte (Wasser in den Füßen, Blasen, Sehnenentzündung) wurde mir ja "hier" abgeraten den Weg zu gehen. Mir wurde zum Bus geraten.
Aber ich wollte unbedingt zum Kreuz und den Stein ablegen, ich musste! Dabei wusste ich bis dahin nicht einmal, welche Bedeutung dieser Stein für mich hatte.
Nach meiner Lymphdrainage in Astorga und Blasenbehandlung in Rabanal lief dann auch alle wie geschmiert. Ich flog den Berg hinauf und hatte das Gefühl nicht allein zu sein, sondern von guten Geistern begleitet zu werden. Als ich einmal stehen blieb, da strich mir etwas an den Waden lang, so wie mein verstorbener Hund wenn sie wollte das ich weiter ging.
Am Cruz dann nahm ich meinen Stein und reihte mich in die kleine Schlange ein (keine Massen, keine Wohnwagen, kein Müll).
Aber ich konnte nich hoch gehen, ich starrte immer nur auf meinen Stein und lies einen nach dem anderen vor.
Eine Mitpilgerin beobachtete das Spielchen eine Weile. Dann nahm sie mir mein Handy ab, fotografierte den Stein in meiner Hand, hielt die Pilger hinter mir auf und schubste mich liebevolll zum Kreuz hoch.
Von da an lief es von selbst. Ich legte den Stein ab, schaute zum Kreuz hoch und fing an wie ein Schlosshund zu heulen. Aber damit is man ja nich allein am Cruz.
Von da an wusste ich auch, was der Stein für mich bedeutete: Die extreme Trauer über den Tod meiner Oma.
Seit dem geht es mir tatsächlich besser!
Buen Camino,
Jani

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Michael Heininger
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Re: Cruz de Ferro...Ein Ort wie jeder andere?

Beitrag von Michael Heininger »

Ich hatte mir damals notiert: Der Pilger darf sein Gepäck erleichtern: Es ist eine schöne Tradition, aus der Heimat einen Stein mitzuschleppen und ihn symbolisch für Sorgen und Sündenlast am Steinhaufen, aus dem das Cruz de Ferro ragt, abzulegen. Doch was wird da alles deponiert: Schuhsohlen, Fahrradteile, Plastiktüten, Unterhosen.

Aus meine Notizen, ein paar Tage später: Ergreifendes wird über einen älteren Niederländer erzählt, den ich am Vortag getroffen hatte: Er sei vor Jahren den Jakobsweg gegangen, fühle sich jetzt eigentlich zu alt für die Strapazen. Doch sein geliebter kleiner Enkel ist gestorben und er gehe den Weg noch einmal für ihn. Und mit ihm. Das Rucksackgewicht auf den Schultern erinnere ihn an die Spaziergänge mit dem Kind, als er es huckepack getragen hatte. Am Cruz de Ferro hat er keinen Stein abgelegt, sondern ein paar Murmeln, mit denen der Enkel kurz vor seinem Tod gespielt hatte. Ich schäme mich – hatte ich doch geschimpft über alles, was außer den Steinchen am Cruz de Ferro zurückgelassen wird. Da habe ich wieder etwas gelernt.
Wo ein Weg ist, da ist auch ein Wille.
Pinie
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Re: Cruz de Ferro...Ein Ort wie jeder andere?

Beitrag von Pinie »

Guten Abend,
Auch ich bin der Meinung,dass das Cruz de Ferrro kein „üblicher Ort“ ist.Für mich ist er ein Kraftpunkt von sehr großer Stärke.Er berüht mich in meinem Inneren,liegt außerhalb der rationalen Wahrnehmung.Natürlich hatte auch ich in meiner Vorbereitung über das Cruz gelesen...und war letztendlich völlig überwältigt von den Emotionen,die in mir hoch gekommen sind.
Wenn es möglich ist,gehe ich sehr gerne in alte Klöster und Kirchen, insbesondere,wenn ich für mich alleine sein kann.Auch dort gibt es bestimmte Stellen,die mich gefangen nehmen,die eine unglaubliche Ruhe und Kraft für mich ausstrahlen.Eine Nonne berichtete einmal,dass diese Energie aus den vielen Gebeten resultiert ,die in Jahrhunderten von Jahren dort gesprochen worden sind.
Ich meine,dass dieses auch bei dem Cruz de Ferro so ist.Für mich war es einer der überwältigtsten Momente meiner bisherigen Wege,wenn nicht sogar DER Moment überhaupt.
Ehrfurcht,Dankbarkeit und Demut....all das hat mich dieser wirklich besondere Ort gelehrt.
LG Pinie
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Gertrudis
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Re: Cruz de Ferro...Ein Ort wie jeder andere?

Beitrag von Gertrudis »

Selber hab ich am Cruz de Ferro keine tiefgreifenden Erfahrungen gemacht, aber das unglaubliche Erlebnis eines deutschen Fahrradpilgers hat mich sehr beeindruckt.
Vielleicht habe ich die Geschichte schon mal erzählt... Ich verbrachte damals ein paar Tage in Manjarín. Da kam dieser Radfahrer an. Er war ganz aus dem Häuschen. Zitterte. Und erzählte, noch völlig aufgelöst, was ihm soeben am Cruz de Ferro widerfahren war.
Er habe großen Mist gebaut in seinem Leben, erzählte er. Geld in den Sand gesetzt, die Arbeit verloren, mit der Frau Schluss gemacht. Dann einfach weg von zu Hause, nur weit weg, auf den Jakobsweg. Und da vorhin, an dem Steinhaufen, da hätte er nun auch gern einen Stein hingeworfen. Aber er hatte keinen mitgebracht, und nun einfach irgendwo einen Kiesel aufzuklauben, das war ihm dann doch zu läppisch. Da fiel ihm sein Schlüsselanhänger ein - eine kleine, metallene Weltkugel. Genau - das war es! Das war jetzt seine ganze alte, miese Scheißwelt, die wollte er jetzt loswerden! Er schmiss die Kugel auf den Haufen, ging zu seinem Rad und ergriff den Lenker. Sein Blick fiel auf den Kilometerzähler - und der stellte sich, genau in diesem Augenblick, vor seinen Augen, auf NULL!
Matten
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Re: Cruz de Ferro...Ein Ort wie jeder andere?

Beitrag von Matten »

Am Cruz de Ferro war es für mich jedesmal ein besonderes Erlebnis. Jedesmal hatte ich einen Stein mit einer Sache „belastet“, die ich abschließen wollte und den damit verbundenen seelischen Ballast los werden wollte. Am emotionalsten war es beim ersten Mal.
Als Kraftort habe ich eigentlich noch keinen Ort erlebt. Möglicherweise bin ich zu unsensibel. Menschen sind halt unterschiedlich, in ihren Empfindungen.
Nach meiner Erfahrung bekommt jeder Ort oder jede Sache den Wert, den ich ihm/ihr gebe.
Auf einem Camino habe ich mal Kontakt zu einer Frau aus Neuseeland gehabt. Sie bezeichnete sich als weiße Maori. Die exakte Erklärung dazu habe ich nicht behalten. Aber die behauptete Kraftorte spüren zu können.
Die Punkte an denen sie den Frauen die sie um sich versammelte, die Kraftorte zeigte, wiesen relativ hohe Massen auf. Also viel Stein.
Möglicherweise ist das eine Erklärung für Kraftorte.
Denn es gibt ja das physikalische Gesetz der Massenanziehungskraft.
Der Mond zieht das Meerwasser an und schafft so die Gezeiten.
Ein Nautiker hat mir erklärt, dass für große Schiffe ein Mindestabstand (z. B. Tanker) vorgeschrieben ist, um Kollisionen zu vermeiden.
Wie gesagt meine sensorischen Fähigkeiten sind diesbezüglich begrenzt. Aber möglicherweise können andere Menschen dort etwas erspüren.

BC
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Shabanna
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Re: Cruz de Ferro...Ein Ort wie jeder andere?

Beitrag von Shabanna »

Hey Martin,

da die "Kraft" in Kraftorten nicht naturwissenschaftlich nachweisbar ist, ist es vermutlich schwierig, sie für alle in gleichem Maße und an den gleichen Orten erlebbar zu machen. Gleichwohl gibt es natürlich Orte wie das Cruz de Ferro, wo eine Art von "Energie" von vielen spürbar ist.

Kann sein, dass eine innere Bereitschaft Voraussetzung ist, eine gewisse Offenheit, sich auf so etwas Starkes einzulassen. Aber wie gesagt - mich hat die "Kraft" am Cruz de Ferro aus heiterem Himmel überfallen. Vielleicht wird es mehr darauf ankommen, was du vorher erlebt hast, psychisch wie physisch, wann das "Maß voll ist", wann das Puzzleteil eben grade passt, wann du es vielleicht "brauchst". Ich zum Beispiel habe auch noch ganz andere Kraftorte erlebt, auch zum Teil völlig überraschend, die für andere überhaupt keine Bedeutung haben.

Vielleicht hast du deinen eigenen persönlichen "Kraftort" einfach noch nicht gefunden. Ich würd mich schon mal drauf freuen ;)

Es gibt übrigens auch "Kraftmenschen" ..., das ist auch was ganz Verrücktes, sag ich dir ...

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Re: Cruz de Ferro...Ein Ort wie jeder andere?

Beitrag von Fred »

Hi Martin,
Matten hat geschrieben: 26. Apr 2020, 10:02 Als Kraftort habe ich eigentlich noch keinen Ort erlebt. Möglicherweise bin ich zu unsensibel. Menschen sind halt unterschiedlich, in ihren Empfindungen. [...]
Denn es gibt ja das physikalische Gesetz der Massenanziehungskraft.
Der Mond zieht das Meerwasser an und schafft so die Gezeiten.
Ein Nautiker hat mir erklärt, dass für große Schiffe ein Mindestabstand (z. B. Tanker) vorgeschrieben ist, um Kollisionen zu vermeiden.
ich denke mal, das Wahrnehmen dieser "Kraftorte" ist ein äußerst persönliches Phänomen, zu dem es eine innere Bereitschaft braucht. Ob bewusst oder unbewusst. Und dann kann sich die sogenannte "selbsterfüllende Prophezeihung" (self-fulfilling prophecy) einstellen. Ein wenig wie bei der Religion. Das kann man mit objektiven Maßstäben nicht beurteilen. Und das ist auch gut so.

Anders ist es bei den Gezeiten und dem Bernoulli-Effekt.

Die Gezeiten gibt es, weil Erde und Mond in der Physik ein Zweikörpersystem bilden (genaugenommen zusammen mit der Sonne ein Dreikörpersystem). Erde und Mond kreisen um einen gemeinsamen Schwerpunkt, der sich aus dem Massenverhältnis von 81 zu 1 errechnen lässt. Diese Kreisbewegung ist natürlich mit Fliehkräften verbunden und diese Kräfte bewirken die Gezeiten. Die direkte Gravitaionsanziehung des Mondes kann nämlich nicht erklären, warum es auf der gegenüberliegenden Seite der Erde ebenfalls einen 'Flutberg' gibt.

Bild
Quelle: Wikipedia

Der Mindestabstand bei großen Schiffen zollt dem selben Phänomen Rechnung, wie bei schnellen Zugvorbeifahrten auf den Bahnhöfen. Hier geht es um den Bernoulli-Effekt. Zwischen den beiden Kontrahenden gibt es einen Unterdruck und der bewirkt die Anziehung. Dazu braucht es ein strömendes Medium wie Luft oder Wasser. Im Vakuum des Weltraums ist dieses Phänomen nicht vorhanden.

Zum Cruz de Ferro gibt es ja immer noch die Behauptung, der ursprüngliche Ort, auf keltische und/oder römische Spuren zurückreichend, wäre 300 m abseits im Wald gelegen und aus touristischen Gründen, wie der Parkmöglichkeit von Bussen und des schnelleren Besucher-Durchsatzes, aufgrund der eingesparten zweimal 300 Metern Laufstrecke, hätte die galicische Straßenbauverwaltung den touriekompatiblen Steinhaufen mit mehreren LKW-Ladungen direkt neben der Passstraße aufgeschüttet. Hier kam also bildlich der Berg zum Propheten.

:-)

Mario
Matten
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Re: Cruz de Ferro...Ein Ort wie jeder andere?

Beitrag von Matten »

@ Mario: Bernoulli-Effekt. Wieder etwas gelernt.

@ Shabanna: den Kraftmenschen bin ich noch nicht begegnet.

Generell bin ich der Ansicht, dass man Dingen und vielleicht auch Menschen die Bedeutung gibt, die man in ihnen sieht.

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Camineiro
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Re: Cruz de Ferro...Ein Ort wie jeder andere?

Beitrag von Camineiro »

Matten hat geschrieben: 28. Apr 2020, 12:01 @ Mario: Bernoulli-Effekt. Wieder etwas gelernt.

@ Shabanna: den Kraftmenschen bin ich noch nicht begegnet.

Generell bin ich der Ansicht, dass man Dingen und vielleicht auch Menschen die Bedeutung gibt, die man in ihnen sieht.

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Bis zur coronabedingten Schließung meines Fitnessstudios sind mir dort Kraftmenschen mehrfach wöchentlich begegnet ... 😄
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