mit Zelt ?

Von St. Jean Pied de Port auf dem navarrischen oder vom Somportpass auf dem aragonischen Weg nach Santiago
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Jogi
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mit Zelt ?

Beitrag von Jogi »

Hallo Leute,

wie sieht es eigentlich mit Zelten auf dem Caminon Frances aus?
Gibt es Wanderer die ein Zelt mitnehmen um nicht schon am frühen Nachmittag an einer Herberge anzustehen um noch einen Schlafplatz zu ergattern sondern die späten Nachmittag und führen Abendstunden zum gehen nutzen.

Ich schlage mich mit dem Gedanken dies so zu tun. Weis aber nicht wie das so von den Anwohnern des Weges gesehen wird.
In Frankreich ist das nie ein Problem gewesenen und ich würde es gerne hier auch so handhaben.

Gruß
Jürgen
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Michael Heininger
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Re: mit Zelt ?

Beitrag von Michael Heininger »

Hallo Jürgen,

ich bin dreimal von zu Hause nach Santiago gewandert – mit kleinem Zelt. Übernachtet habe ich in D und F, falls möglich, auf Campingplätzen. Ich habe keine Probleme, mich irgendwo „wild“ hinzulegen – teilweise nur im Schlafsack, ohne das Zelt aufzubauen. Warum dann aber Campingplatz? Man ist sicherer vor allem möglichen, es gibt Duschen und Gelegenheit zum Wäschewaschen. Die Campingplätze sind in F in der Regel günstiger als die in D. In Saint-Jean-Pied-de-Port angekommen, habe ich dort noch drei, vier Nächte gezeltet, dann mein Zelt per Postpaket nach Hause geschickt. Die nächste (letzte in F) Nacht habe ich in einer Herberge übernachtet.
Auf dem Camino Frances fand ich die wenigen von mir besuchten Campingplätze nicht schön, selbstverständlich gibt es da Ausnahmen. Der Platz in Espinal (zwischen Roncesvalles und Zubiri) ist beispielsweise äußerst angenehm. Die Plätze in Pamplona und Estella sind mir zu weit außerhalb gelegen, der Platz in Logrono ist dazu noch recht teuer und dank seines Schotterbelages (zumindest in meiner Parzelle) eher ein Abstellplatz für Wohnmobile.
"Wild" zelten würde ich auf dem CF nur in Ausnahmefälle. Die Leute am Weg sind, sofern sie nicht ihr Auskommen durch die Pilger haben, zum Teil genervt durch all die Menschen die tagein, tagaus durch ihren Ort kommen. Wenn dann auch noch Zelte aufgebaut werden... Vor allem würde ich vorher fragen. Ja, bei manchen Herbergen darf man im Garten sein Zelt aufbauen (das kenne ich von F). Aber den Betreiber ist das meist nicht erlaubt, denn dank (EU-?) Bestimmungen muss das Verhältnis von Schlafplätzen zu den Sanitäranlagen in einem genau geregelten Verhältnis stehen. Zeltplätze würden zu den Betten hinzugerechnet werden und dann reicht die Anzahl der Duschen/WCs nicht aus. Das diese Regelung auch eingehalten wird, davor sorgen schon die örtlichen Mitbewerber - denen gefällt es nicht, wenn in ihrer Herberge noch freie Betten sind und bei der Konkurrenz gezeltet wird.

Aber vielleichst machst Du andere Erfahrungen!

Michael
Wo ein Weg ist, da ist auch ein Wille.
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Jogi
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Re: mit Zelt ?

Beitrag von Jogi »

Hallo,
...nun ja, in Frankreich sind die Leute den Pilgern gegenüber ziemlich aufgeschlossen und freundlich aufgestellt. Sie freuen sich einem Pilger zu begegnen und helfen ihm mit Begeisterung.
Schlimm zu hören, dass es auf dem Frances anders ist.
(Wenn auch verständlich bei den Massen)

Aber ich würde ja mein Zelt nicht auf dem Dorfplatz oder im Stadtgarten aufstellen wollen, sondern eher etwas versteckt am Wegesrand außerhalb der Gemeinden und bewohnten Gegenden
Wie reagieren den die Behörden auf so was?

Gruß
Jürgen
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Michael Heininger
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Re: mit Zelt ?

Beitrag von Michael Heininger »

Jogi hat geschrieben: 26. Dez 2019, 13:05 Aber ich würde ja mein Zelt nicht auf dem Dorfplatz oder im Stadtgarten aufstellen wollen, sondern eher etwas versteckt am Wegesrand außerhalb der Gemeinden und bewohnten Gegenden
Wie reagieren den die Behörden auf so was?
Dann wird mit großer Sicherheit nichts passieren. Baue das Zelt in der Abenddämmerung auf und am nächsten Morgen ganz früh wieder ab. Du musst halt vorher im Ort Lebensmittel einkaufen. Bleiben halt noch die Fragen "Duschen" und "WC".
Wo ein Weg ist, da ist auch ein Wille.
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Jogi
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Re: mit Zelt ?

Beitrag von Jogi »

Hallo
und Danke für Deine Einschätzung

...abundzu 'ne Herberge und/oder ein Campingplatz wird schon drin sein.
Letzte Tour hat' ich mir an schlechtem Wasser oder schlechtem Käse den Magen verdorben... :-(
und das in eine einsamen Gegend
… how to shit in the woods? Ich weis wie's geht :-)
Gruß
Jürgen

Git's noch andere Einschätzungen oder Erfahrungen ?

.
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tormix
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Re: mit Zelt ?

Beitrag von tormix »

Hi!
Ich war auch mit Zelt von D aus unterwegs und habe es dann in Burgos zurück gesendet.
Habe einige gesehen, die auf dem CF gezeltet haben. Bzw. Plätze gesehen an denen vor kurzem gezeltet wurde, am niedergedrückten Gras etc.(Was aber oft auch der Pinkelplatz der Mitpilger war. :shock: r)
Ich nach F aber auch froh mich mal wieder mit anderen am Abend austauschen zu können.
Alleine, irgendwo im Gebüsch ist das ja nicht so einfach.
Meine Meinung, es geht, aber bei 6 oder glaube jetzt 8 Euro was so ne Übernachtung kostet, wäre es mir nicht Wert das ganze Campinggeraffel mitzuschleppen.
Es kommt immer darauf an auf was man Wert legt.
Das die Anwohner auf Zelter gar nicht so dolle zu sprechen sind, ist aufgrund des Müll, Fäkalien, Feuer etc. Problems eigentlich klar.
Nicht jeder hat sich in der Vergangenheit und wohl auch heute so verhalten, dass Zelten niemanden stört.
Und Umsatz geht ja auch verloren dadurch.
Soweit ich informiert bin, kostet es 200€ Strafe, wenn man erwischt wird. Ob sich allerdings jemand die Mühe macht nach Zeltern zu suchen die man von der befahrbaren Strasse aus nicht sieht, bezweifel ich mal.
Aber ich habe öfters Polizeiwägen auf den Wegen gesehen, die Nachts noch durchgefahren sind. Ob sie verirrte Pilger suchten oder was auch immer, keine Ahnung.
Campingplätze hab ich so gut wie keine gesehen, aber es soll wohl drei oder 4 am Weg geben.
Und ich war auch nicht der, der um 4 losgerannt ist um der erste beim Pilgerrennen zu sein. Im Grunde war ich immer einer der letzten. Bin viel am Nachmittag noch gelaufen und nach meiner Einschätzung war es bis 18 Uhr immer möglich noch ein Bett zu bekommen. Erst da wurde hin und wieder das "Completo" Schild rausgehängt.
Laufzeit war auf dem CF August und September und voll erst ab Saria.
Jedenfalls viel Spaß, wie immer Du Dich auch entscheidest. Mein Rat ganz klar, lass es zu Hause. ;)
Gruß Peter :)
ZZTop22
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Re: mit Zelt ?

Beitrag von ZZTop22 »

Wir sind ja jetzt erst in Trier gestartet und planen ab Metz auch mit dem Zelt, weil es anders für uns sonst zu teuer wird.
Sollten günstige Herbergen verfügbar sein werden wir ganz sicher dort übernachten, nur Hotels für 50- 60,-€ sind uns dann doch zuviel. Und ab dem Camino Francés planen wir aber ohne Zelt.
LG Tom
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Pooh_der_baer
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Re: mit Zelt ?

Beitrag von Pooh_der_baer »

Hier ein Link.
Einige Gemeindeherbergen sind recht günstig.
haltesverscompostelle.fr/
Wer sich nicht erinnert, den bestraft die Zukunft.
ZZTop22
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Re: mit Zelt ?

Beitrag von ZZTop22 »

Pooh_der_baer hat geschrieben: 27. Dez 2019, 10:58 Hier ein Link.
Einige Gemeindeherbergen sind recht günstig.
haltesverscompostelle.fr/
Danke, da werde ich mich mal umschauen :)
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Via2010
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Re: mit Zelt ?

Beitrag von Via2010 »

In Spanien ist "wildes Camping" offiziell verboten. Die Herbergsinfrastruktur am CF ist so dicht und die Preise sind durch die Konkurrenz so günstig, dass sich das Mitschleppen eines Zeltes auch finanziell nicht lohnt. Deiner Sorge, dass Du dann schon mittags an der Herberge anstehen musst, kannst Du begegnen, wenn Du Deine Etappen etwas antizyklisch planst.
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Jogi
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Re: mit Zelt ?

Beitrag von Jogi »

Ich habe keine Probleme, mich irgendwo „wild“ hinzulegen – teilweise nur im Schlafsack, ohne das Zelt aufzubauen.

@Michael,

Ich hab ja in Frankreich immer "mit" Zelt genächtigt. Meist war dann auch die Außenhülle vom Tau recht nass.
Wenn Du jetzt ohne Zelt draußen geschlafen hast wie sah dann Dein Schlafsack aus?
Hattest Du da auch mir der Taufeuchtigkeit zu tun ?

Ich habe eine Daunenschlafsack den ich nicht unbedingt eine Feuchtigkeit aussetzen möchte.
Gruß
Jürgen
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Jogi
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Re: mit Zelt ?

Beitrag von Jogi »

@Tom,

in Frankreich wird es nicht so eng gesehen mit dem Zelten.
Die Leute da sind recht offen und entspannt wenn sie am Wegesrand ein Zelt entdecken.

Einen guten Weg wünsch ich Euch.

Ich bin diesen Weg über Vezelay auch gegangen. War echt ein super schöner Weg.
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Jogi
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Re: mit Zelt ?

Beitrag von Jogi »

@Alexandra ,

...ein Grund um mit Zelt zu Wandern ist, dass ich die späteren Abendstunden zum gehen nutzen kann und somit auch die Massen an Pilger ein wenig zu umgehen und mal für mich sein kann.

...und planen möchte ich schon gar nicht. Nur einfach gehen. :-)

LG
Jürgen
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Michael Heininger
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Re: mit Zelt ?

Beitrag von Michael Heininger »

SlowWege hat geschrieben: 26. Dez 2019, 19:54 Wir sind ja jetzt erst in Trier gestartet und planen ab Metz auch mit dem Zelt, weil es anders für uns sonst zu teuer wird.
Sollten günstige Herbergen verfügbar sein werden wir ganz sicher dort übernachten, nur Hotels für 50- 60,-€ sind uns dann doch zuviel. Und ab dem Camino Francés planen wir aber ohne Zelt.
LG Tom
Das ist auch der Grund, warum ich ein Zelt dabei hatte - um Geld zu sparen.

Es gab Nächte in meinem Ein-Mann-Zelt, drinnen kalt und außen strömender Regen, da wünschte ich mir, in einem Hotelbett zu liegen. Der kleine französische Übernachtungsort hatte zwar Charme, aber weder Bar noch Épicerie. Ich war hungrig, ich war durstig, mir war es kalt. Und draußen regnete es unablässig in Strömen. Jetzt in einem Hotel! In der Badewanne! Anschließend ins Restaurant und zu einem Absacker in die Hotelbar. Vielleicht eine Damenbekanntschaft? Aber ich lag im Zelt und draußen... Da wurde mir klar: Die Alternative zu meiner harten Lage im Zelt war nicht ein weiches Hotelbett sondern die Arbeit bei irgendeinen Krauterer - montags bis freitags. Ich aber durfte wandern, durfte mich an der Landschaft erfreuen, konnte meinen Gedanken nachgehen - montags bis sonntags.
Wo ein Weg ist, da ist auch ein Wille.
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Simsim
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Re: mit Zelt ?

Beitrag von Simsim »

Ola,
als meinen Senf zum schon Geschriebenen kann ich dazugeben, dass ich den CF immer mit Zelt laufe (bin ihn schon mehrmals gegangen).
Ich übernachte, so oft das Wetter nicht allzu klatschnass ist, viel lieber draussen als in den Herbergen, denn ich empfinde dort die Schlafsituation als Stress pur (bin halt super-sensibel auf alles mögliche, nicht nur Geräusche, auch Gerüche, nächtliche Unruhe durch Smartphones etc etc).
Allerdings gehe ich nie in der Saison, sondern immer erst ab Ende Oktober, wenn es ruhig wird. Und absolut immer suche ich mir einen gut verborgenen, abgelegenen Platz ausser Sicht. Der Nachteil ist, dass das etwas Organisation erfordert, vor allem wegen des Wassers.
Lustig fand ich, dass jemand hier fragte, wie man es da draussen denn mit dem (nicht vorhandenen) WC macht....:):), duschen ist da schon eher manchmal ein Mangel, aber bei warmen Wetter lässt es sich improvisieren und bei kaltem Wetter schwitzt man kaum, da brauch ich nicht ständig zu duschen.
Einen Kocher schlepp ich auch immer mit, so hab ich warmes Essen und meinen Kaffe am Morgen. Es ist eben auch eine Frage des Budgets für mich. Hotel kommt nicht in Frage, auch nicht Bar und Restaurant. Dafür kann ich lang unterwegs sein.
Übrigens beutze ich als Zelt ein "Gatewoodcape", das ist die geniale Lösung, weil super-leicht!
Aber klar, es ist für die meisten zu unkomfortabel. Für mich ist es pures Glück, draussen zu übernachten, auch wenn es (nicht zu) kalt ist. Bis 0 Grad gewöhnt sich der Körper bestens dran, brauchst halt einen guten Schlafsack. Der für mich einzige wirkliche Nachteil ist das Gewicht des Rucksacks. Aber ich komm inzwischen mit 10 kg Basis hin. Plus Essen und Wasser.

So long,
Simone
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