Verkehrte Welt: Erste Erdbeeren im Garten

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Gerhard.1
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Re: Verkehrte Welt: Erste Erdbeeren im Garten

Beitrag von Gerhard.1 »

[quote=Hobbypilger post_id=6173 time=1579516201 user_id=573
(.....)
Außer meiner Freude am Wandern und dem Kennenlernen mir unbekannter Gebiete, auch Kontakt zu anderen Menschen, habe ich weder religiöse noch sonstige spirituellen Gründe.

Könnt ihr mir sagen wie sich ein nicht religiöser Wanderer auf einem Jakobsweg zu verhalten hat, oder ist es gar unanständig ohne triftigen Grund einen Jakobsweg zu begehen?

Ciao
Detlef
[/quote]

Hallo Detlef,

allen Menschen, die sich auf den Camino de Santiago einlassen, wird in den Tagen und Wochen des Unterwegsseins die Chance geboten, die Wirkung des Weges und die Motivationen von "richtigen" Pilgern bis zur Ankunft in Santiago selbst erfahren, beurteilen und die eigene Meinung von Religiosität überdenken und ggf. revidieren zu können. ;) :) Das wäre ein großer Erfolg und das schönste Geschenk des Weges an Fernwanderer, die ihn ohne religiöse oder sonstige spirituellen Gründe gehen wollen. :lol:

Es gibt also auf Jakobswegen grundsätzlich keine Verbote, allenfalls das, nicht in öffentlichen Herbergen übernachten zu dürfen, wenn kein Credencial vorgelegt wird, da nur der Pilgerausweis dazu berechtigt.
Sicher weißt Du das längst und deine Fragen waren nur als kleine "Nadelstiche" zu verstehen. :D

Symbadische Grüße und
buen camino
Gerhard
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Hobbypilger
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Re: Verkehrte Welt: Erste Erdbeeren im Garten

Beitrag von Hobbypilger »

Gerhard.1 hat geschrieben: 20. Jan 2020, 20:53
Sicher weißt Du das längst und deine Fragen waren nur als kleine "Nadelstiche" zu verstehen. :D

Gerhard
Hallo Gerhard,natürlich hast du da recht. :oops:

Ich denke allerdings früher war nicht alles besser, vermutlich nur anders, der jeweiligen Zeit angepasst.

Ciao
Detlef
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Mirabilis
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Re: Verkehrte Welt: Erste Erdbeeren im Garten

Beitrag von Mirabilis »

Klar, früher war alles anders. Man hat versucht den Gegebenheiten entsprechend, das Richtige zu tun.

Manchmal, gestern wie heute, merkt man erst hinterher, das es vielleicht doch nicht das Richtige war.

LG Notburga
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Thüringer
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Re: Verkehrte Welt: Erste Erdbeeren im Garten

Beitrag von Thüringer »

Mirabilis hat geschrieben: 21. Jan 2020, 07:53 Klar, früher war alles anders. Man hat versucht den Gegebenheiten entsprechend, das Richtige zu tun.
Manchmal, gestern wie heute, merkt man erst hinterher, das es vielleicht doch nicht das Richtige war.
…..da stimme ich uneingeschränkt zu....z.B. beim heiraten :D

Thüringer
4 mal den Camino auf Wegen durch die Schweiz, Frankreich und Spanien von der Haustür nach Santiago.
Den de Norte, den Primitivo, der Ingles und Muxia/Finiterre mehrmals. Den Portuguese von Lissabon und von Faro nach Santiago...1500 km in Deuschland
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Gerhard.1
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Re: Verkehrte Welt: Erste Erdbeeren im Garten

Beitrag von Gerhard.1 »

Simsim hat geschrieben: 20. Jan 2020, 09:19 Grüß Euch Greta, Gerhard und alle anderen,
(.....)
Ich musste einfach nur mal einen großen Seufzer loswerden....

Und Gerhard: es sind natürlich keineswegs nur Erstpilger, die schnell mal einen Camino ausprobieren wollen....sondern ich denke, die allermeisten, auch "Atlpilger" reisen per Flugzeug an, und auch an nähergelegene Startpunkte. Aber das ist eh nur ein Detail. Es gibt vieles an der Auffassung des "modernen Pilgerns", was ich nicht nachvollziehen kann und mich oft traurig macht, (.....).

Herzlich,
Simone
Hallo, liebe Simone,

deinen großen Seufzer habe ich sogar in Karlsruhe vernommen und ging mir so zu Herzen, dass ich erst jetzt darauf antworten kann. :lol:
Doch Spaß beiseite, Ernst komm raus :!:

Ich möchte deine Gedanken noch etwas drastischer formulieren und sehe in den jährlich fast schon beängstigend zunehmenden Pilgerzahlen ein großes Problem für die Caminos in Spanien, vor allem für den Camino francés. Die vielen Puplikationen zum Hauptpilgerweg durch Bücher, Foren, Zeitungsartikel etc. ließen die Statistiken des Pilgerbüros in Santiago von 61.428 im Jahr 2001 (unserer ersten Pilgerschaft Somport - Burgos) auf insgesamt 347.578 im Jahr 2019 anschwellen. Allein der im Jahr 2006 aufgelegte Bestseller von Hape Kerkeling "Ich bin dann mal weg" sorgte im Folgejahr für einen sprunghaften Anstieg der deutschen Pilgerzahlen um 70,9 % und blieb nach der Übersetzung ins Englische selbst in Übersee nicht ohne Auswirkungen.

Dehalb gehe ich auch nicht davon aus, dass die Zuwächse nur aus "echten" Pilgern besteht, sondern ein Großteil davon aus "Pseudopilgern", die sich zwar gerne bewegen, aber durch die ausgezeichnete Infrastruktur und die Vielzahl der kostengünstigen Übernachtungsmöglichkeiten in Herbergen, ja selbst in Pensionen und Hostales, angelockt werden, wobei ich von dieser Vermutung ausdrücklich alle registrierten User des Pilgerforums hier ausnehme. Wo, außer in Spanien und/oder Portugal, kann man überhaupt noch mit so geringem finaziellen Aufwand wochenlang unterwegs sein :?:

In unserer Anfangszeit ab 2001 war es noch so, dass man von nahezu allen LKW- und PKW-Fahrern angehupt wurde und deren Daumen nach oben zeigte, was uns zunächst verwunderte, aber dann auch sehr erfreute, als uns klar war, dass sie uns als Pilger erkannten und grüßten. In den kleineren Orten am Weg bekreuzigten sich sogar ältere Frauen, wenn man ihnen begegnete, aber nicht weil wir wie Leibhaftige mit Klumpfuß aussahen, sondern sie eine Pilgerschaft nach Santiago als etwas ganz Besonderes empfanden. :) Alle Einheimischen waren stets sehr aufmerksam, freundlich und hilfsbereit. Stand man unschlüssig an einer Kreuzung, ging manchmal sogar ein Fenster auf, wurde "aqui" gerufen und die Richtung angezeigt. :o Wir empfanden das wunderbar und einmalig. Gibt es sowas heutzutage überhaupt noch, oder ist durch die immens große Anzahl der jetzigen Pilgerwanderer das Niveau insgesamt abgesunken? :cry: Würde mich jedenfalls nicht wundern.

Buen camino siempre
Gerhard

PS: Anfangs der Woche bin ich wieder, wie so oft, zu Fuß in den knapp 3 km entfernten Garten und habe auch nach den Erdbeeren an der Gartenmauer geguckt. Sie blühen jetzt allesamt. :roll:
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Simsim
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Re: Verkehrte Welt: Erste Erdbeeren im Garten

Beitrag von Simsim »

Hallo Gerhard,
es ist doch wirklich erstaunlich....aber erstmal danke für die schönen Erinnerungen an die Atmosphäre von vor fast 20 Jahren!

Erstaulich, weil ich tatsächlich sogar auf dem Camino Frances immer noch manchmal genau das erlebe, was du beschreibst.
Ich kenne den Weg erst seit 10 Jahren und bin ihn gefühlte 25 mal gelaufen, warum so oft etc, ist jetzt aber nicht das Thema. In den letzten Jahren allerdings nur im Winter. Hin und zurück, manchmal mehrmals.
Ja, es hat sich extrem viel verändert, und dennoch....meine große Bewunderung gilt den vielen Hospitalero/as, die teils seit Urzeiten immer noch ständig für die Pilger und sonstigen NutzerInnen der Infrastruktur da sind.
Angesichts des Verhaltens vieler, wär bei mir da schon längst die Luft raus.
Aber es ist wahr, neben allem, was sich äußerlich beobachten und großteils bedauern lässt, wenn man den Weg aus früheren Zeiten kennt,
bleibt der Weg sehr wirkungsvoll für viele Menschen.

Für mich ist der Camino inzwischen wie ein Freund, eine Person, jemand der so viel größer und weiser ist, als alles was Menschen mit ihm anstellen können. Wenn man sich wirklich offen auf ihn einlässt, kann man immer noch aus dem Wundern kaum herauskommen.

Wenn man ihn sucht, dann lässt er sich finden :), auch mitten im Konsumgedöns.
OK im Sommer (also April bis November :) ) ist das vielleicht schwierig geworden...auf dem CF, das weiß ich nicht, da gehe ich nie.

Aber in den ruhigeren Monaten, ..-Du ahnst nicht wie oft ich überrascht werde!
Hier nur eins von vielen Details: als ich vor drei Jahren erstmals im Winter zurück lief von Santiago Richtung Frankreich, rannte mir bei Reliegos ein alter Schäfer entgegen, der sogar seine Schafe dafür einen Moment alleinließ, um mich begeistert zu beglückwünschen "Vuelta, vuelta, ya, ya !!!" Sowas! Mir kamen die Tränen...
Und sehr oft sagen Leute in großen Städten leise im Vorbeigehen mindestens noch "buen Camino" und mehr. Wenn man den Weg verfehlt (was bei mir manchmal Absicht ist), ruft immer noch irgendwer eine Warnung...etc.
Aber es gibt auch viele Überraschungen seitens der Pilger. Unglaubliche, phantastische und sehr berührende Momente.

Und ok, die Leute, die einfach nur konsumieren wollen, nur billig unterwegs sein wollen, saufen was geht, die Nächte durchdaddeln etc., die erleben vielleicht auch nicht, was der Weg zu bieten hätte. Ja immer noch. Ich versuche auf meinen Caminos, ganz absichtslos und nur wenn es sich ergibt, Menschen dazu einzuladen, sich dem Weg mehr anzuvertrauen.
Selbst reise ich einfachst, mit Zelt und Kocher (ja auch im Winter), weil ich mir bei meinen langen Wegen auch die billigen Herbergen nicht jede Nacht leisten kann und auch weil ich es liebe, zwischendurch allein draussen zu sein, in der Nacht. Auch ist es für mich ein fast unerträglicher Streß in den Herbergen, mit den vielen Smartphones, WLAN u.s.w. Eine extreme Unruhe, wenn man elektrosensibel ist....auch so eine Veränderung...seufz....

Na dir dann mal eine gute Erbeerernte im Februar.... :shock:

Herzlich grüßt Simone
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Gertrudis
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Re: Verkehrte Welt: Erste Erdbeeren im Garten

Beitrag von Gertrudis »

Wie ich schon oft erzählt habe, war ich ja schon 11 Jahre vor dem Gerhard auf dem Camino Frances, 1988, und da war natürlich alles noch anders. Noch mehr anders. 1993 (!) haben wir damals angefangen zu jammern, dass der Camino seinen Geist verliert, seine Ursprünglichkeit, dass er zu kommerziell wird... damals war ein Heiliges Jahr, die Autobahn wurde gebaut, Herbergen mit Betten und Dusche eröffnet, Medien berichteten über den Jakobsweg und die Pilgerzahlen stiegen an...
Die von Gerhard geschilderte Erfahrung, dass Pilger als etwas ganz Besonderes, ja, manchmal fast "Heiliges" galten, hab ich auch gemacht.
Und selbst konnte man sich auf dem Jakobsweg durchaus als etwas Besonderes fühlen, irgendwie elitär, auf der Suche nach Initiation, unterwegs auf einem nur Eingeweihten bekannten Pfad, der von Spiritualität und uraltem Geheimwissen geradezu vibriert... Coelho hat das ja dann, noch etwas überzogener, in seinem Roman aufgegriffen.
Es war wohl für die "Pioniere" eine wichtige Lernerfahrung, sich damit auszusöhnen, dass da jetzt jeder gehen kann, einfach so... Dass es denen, die nicht besonders wagemutig, asketisch und hart im Nehmen sind, so leicht gemacht wird.

Aber genau das ist inzwischen, finde ich, das neue Großartige des Camino: dass da jetzt jeder gehen kann, einfach so... und dass Menschen, die es niemals geschafft hätten, sich zu Fuss auf einen fremden Weg zu begeben, ohne zu wissen, was sie erwartet, jetzt diese Möglichkeit haben, den Weg zu gehen, ihre Füße zu benutzen, Natur zu erleben, mitgeschleppte Lasten zu reduzieren, Menschen aus fremden Ländern zu treffen etc. und wenn es gut geht, vielleicht eine neue Richtung in ihren Alltag mitnehmen...
Schön, dass immer mehr Menschen das erleben wollen!
Neue Herausforderungen gibt es auch. Gruppen in Partylaune. Ermogelte Bettplätze. Bettwanzen. Und so fort.

Und diese ganz besonderen unglaublichen, phantastischen und berührenden Momente, von denen Simone schreibt, ja, die gibt es natürlich auch :D

Für einsamkeitsliebende und anspruchsvolle PilgerInnen gibts inzwischen jede Menge Zubringer- und Alternativwege. Und da gibts dann auch noch die Plauderei mit Anwohnern (gut, wenn man die Sprache ein bisschen kann).

Buen Camino
Gertrudis
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Mirabilis
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Re: Verkehrte Welt: Erste Erdbeeren im Garten

Beitrag von Mirabilis »

Was Erdbeeren im Januar so alles auslösen können........
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Hobbypilger
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Re: Verkehrte Welt: Erste Erdbeeren im Garten

Beitrag von Hobbypilger »

Gerhard.1 hat geschrieben: 23. Jan 2020, 18:39 Dehalb gehe ich auch nicht davon aus, dass die Zuwächse nur aus "echten" Pilgern besteht, sondern ein Großteil davon aus "Pseudopilgern",
................................
Gibt es sowas heutzutage überhaupt noch, oder ist durch die immens große Anzahl der jetzigen Pilgerwanderer das Niveau insgesamt abgesunken? :cry: Würde mich jedenfalls nicht wundern.
Gläubige, „echte“ Pilger würden deine Meinung vermutlich nicht teilen. Als Elite haben sich „echte“ Pilger sicherlich nicht verstanden. Pilger im 10.Jahrhundert und später hatten nicht deine Annehmlichkeiten, beginnend bei der Anreise, den Unterkünften, der Kleidung oder dem Essen.

Die Vielzahl der Pilger sind heute Studenten und ältere Menschen. Schon weil diese Gruppen mehr Zeit für einen Jakobsweg haben.

Es würde mich sehr interessieren wie du ein für dich genehmes Niveau eines Jakobswegs definierst.

Ich fand es wunderbar, als ich sah wie sich junge Leute zu Gruppen gefunden haben. Wie beim Abendessen Menschen unterschiedlichster Herkunft gemeinsam am Tisch saßen. Von SJPDP bis Santiago ist mir niemand aufgefallen dessen Niveau zur Beanstandung Anlass gegeben hätte.
Gerhard.1 hat geschrieben: 23. Jan 2020, 18:39 Ich möchte deine Gedanken noch etwas drastischer formulieren und sehe in den jährlich fast schon beängstigend zunehmenden Pilgerzahlen ein großes Problem für die Caminos in Spanien, vor allem für den Camino francés.
Das Problem kann man nur beurteilen sofern man mehrmals auf Jakobswegen unterwegs war. Ich kann es nicht, da ich erst im März meinen zweiten Weg gehe.
Erlaube mir aber die Frage: Hätte die Jugend das Recht zur Meinung, wer schon häufig auf dem Jakobsweg war sollte ihr, der Jugend, mal den Vorrang lassen?

Insgesamt kommen mir deine Aussagen eher ich-bezogen vor, Schuld an Veränderungen haben die anderen. Dass du den Jakobsweg bereits gegenüber deinen Vorgängern verändert hast, scheinst du nicht in Betracht zu ziehen.

Ciao
Detlef
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Annkatrin
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Re: Verkehrte Welt: Erste Erdbeeren im Garten

Beitrag von Annkatrin »

Gerhard.1 hat geschrieben: 23. Jan 2020, 18:39 (…)Gibt es sowas heutzutage überhaupt noch, oder ist durch die immens große Anzahl der jetzigen Pilgerwanderer das Niveau insgesamt abgesunken? :cry: Würde mich jedenfalls nicht wundern.
Lieber Gerhard,
bei aller Wertschätzung "früher hatten wir auch mehr Lametta". Das kann man bedauern oder sich freuen, dass die entsorgten Tannenbäume nicht mehr ganz so giftig sind. Ja ich weiß, ganz früher hat man das Lametta wieder eingesammelt und glattgezogen ;-).


In Santiago angekommen bin ich nur, weil die Infrastruktur so gut ist. Ich hatte eine Verletzung an der Ferse und konnte zeitweise nicht die Wanderschuhe anziehen. Tagesetappen, die ich eh schon verkürzt hatte (dafür habe ich mein ursprüngliches Ziel Finisterre aufgegeben) konnte ich in Sandalen nur schaffen, wenn ich meinen Rucksack aufgegeben habe. Weil ich mich ohne Rucksack nicht wohlfühlte, habe ich meine Einlagen gewechselt mit dem Ergebnis, dass ich nicht mehr den optimalen Halt hatte und die beiden kleinsten Zehen irgendwann nur noch aus Blasen bestanden. So konnte ich wenigstens den halben Tag mit Stiefeln laufen. Ein Amerikaner, der mit mir litt, wenn ich nachmittags mal wieder am Wegesrand saß um die Schuhe zu wechseln, strahlte mich in der Kathedrale an und meinte :"You did it!" Ja, ich hab's geschafft, aber nur mit zeitweisem Rucksacktransport. …und dann auch nach Möglichkeit im Einzelzimmer geschlafen, weil ich einfach meine Ruhe brauchte. Damit habe ich mich dann wohl in die Kategorie "Pseudopilger" abqualifiziert. Oder doch nicht? Schließlich bin ich NICHT nach Hause gefahren oder mit dem Bus, sondern habe mich durchgebissen.

Nur mal so als Denkanstoß. Bitte ,bitte nicht wieder die Diskussion über wahre Pilger.

Lieben Gruß
Annkatrin
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Simsim
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Re: Verkehrte Welt: Erste Erdbeeren im Garten

Beitrag von Simsim »

Annkatrin,
bitte nicht wieder die Diskussion über wahre Pilger.
genau...es tut mir so leid, dass ich das offenbar doch wieder ausgelöst habe!

Und ich bin so einig mit Gertrudis:
Aber genau das ist inzwischen, finde ich, das neue Großartige des Camino: dass da jetzt jeder gehen kann, einfach so... und dass Menschen, die es niemals geschafft hätten, sich zu Fuss auf einen fremden Weg zu begeben, ohne zu wissen, was sie erwartet, jetzt diese Möglichkeit haben, den Weg zu gehen, ihre Füße zu benutzen, Natur zu erleben, mitgeschleppte Lasten zu reduzieren, Menschen aus fremden Ländern zu treffen etc. und wenn es gut geht, vielleicht eine neue Richtung in ihren Alltag mitnehmen...
Mirabilis:
Was Erdbeeren im Januar so alles auslösen können........
:lol: :lol: :lol:

Ist so! Und trotzdem bleiben wir irgendwie beim Thema: "Früher war alles anders" keine Erdbeeren im Januar und das Klima auf dem Camino hat sich auch gewandelt....

Also ich wandele nächste Woche wieder los...

Frieden, liebe Leute!

Vive el Camino!

Simone
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Gerhard.1
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Re: Verkehrte Welt: Erste Erdbeeren im Garten

Beitrag von Gerhard.1 »

Nun denn, ihr lieben Mitpilger*innen hier im Forum,
bin ich an der Reihe, "Prügel" einstecken zu dürfen.

Ich weise aber darauf hin, was ich weiter oben besonders betont und jetzt noch zusätzlich unterstrichen habe:

Dehalb gehe ich auch nicht davon aus, dass die Zuwächse nur aus "echten" Pilgern besteht, sondern ein Großteil davon aus "Pseudopilgern", die sich zwar gerne bewegen, aber durch die ausgezeichnete Infrastruktur und die Vielzahl der kostengünstigen Übernachtungsmöglichkeiten in Herbergen, ja selbst in Pensionen und Hostales, angelockt werden, wobei ich von dieser Vermutung ausdrücklich alle registrierten User des Pilgerforums hier ausnehme. Wo, außer in Spanien und/oder Portugal, kann man überhaupt noch mit so geringem finaziellen Aufwand wochenlang unterwegs sein :?:

Bezieht also bitte nicht alles auf euch persönlich, war auch nicht meine Absicht.

Hallo Detlev,

Zitat:
Insgesamt kommen mir deine Aussagen eher ich-bezogen vor, Schuld an Veränderungen haben die anderen.
Zitatende

Als Ich-bezogener Mensch wäre ich nicht gewillt und in der Lage, seit nahezu 15 Jahren in gängigen Foren und auch direkten Fragen per eMails von Neu- und Altpilgern zu verschiedenen Startpunkten, vor allem zu Hin- und Rückreise, mitunter sehr zeitaufwändig zu recherchieren und zu beantworten. Letztlich führte es dazu, dass ich vor 10 Jahren nach und nach mein Blog "Jakobswege: Was - Wo - Wie" in vielen Wochen und Monaten entwickelte und ständig erweiterte, um mir selbst die Arbeit und den Fragesteller*innen die Suche zu erleichtern. Immerhin nutzten bis heute nahezu 400.000 interessierte Menschen den Blog aus mehr als 120 Ländern rund um den Globus. Darauf bin ich heute schon ein bisschen stolz und verspüre etwas Genugtuung.

Liebe Annkatrin,

Zitat:
Ja, ich hab's geschafft, aber nur mit zeitweisem Rucksacktransport. …und dann auch nach Möglichkeit im Einzelzimmer geschlafen, weil ich einfach meine Ruhe brauchte. Damit habe ich mich dann wohl in die Kategorie "Pseudopilger" abqualifiziert. Oder doch nicht? Schließlich bin ich NICHT nach Hause gefahren oder mit dem Bus, sondern habe mich durchgebissen.
Zitatende

Ich habe den Begriff "Pseudopilger" nirgendwo definiert und werde mich hüten, es zu tun. Dass Du nun aber davon ausgehst, damit wärst Du abqualifiziert worden, ist völlig aus der Luft gegriffen und macht mich eher traurig.

Sehr gut gefallen haben mir die schönen und aufschlussreichen Beiträge von Simone und Gertrudis, für die ich mich recht herzlich bedanken will.

Falls sich jemand durch meine Beiträge gekränkt oder verletzt fühlt, tut es mir leid und entschuldige mich.

Ein frohes Wochenende und
besonders für Simone
buen camino

Gerhard
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Thüringer
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Re: Verkehrte Welt: Erste Erdbeeren im Garten

Beitrag von Thüringer »

Gerhard.1 hat geschrieben: 24. Jan 2020, 23:51 bin ich an der Reihe, "Prügel" einstecken zu dürfen.

Wo, außer in Spanien und/oder Portugal, kann man überhaupt noch mit so geringem finaziellen Aufwand wochenlang unterwegs sein :?: [/i]
Bezieht also bitte nicht alles auf euch persönlich, war auch nicht meine Absicht.

Immerhin nutzten bis heute nahezu 400.000 interessierte Menschen den Blog aus mehr als 120 Ländern rund um den Globus. Darauf bin ich heute schon ein bisschen stolz und verspüre etwas Genugtuung.
Hallo Gerhard
Du musst dich nicht zum "Prügel" einstecken anbieten, dazu besteht kein Grund. Die Diskussionen um die Beweggründe , mit den Pilgern zu beginnen...
und es für sich zu entdecken, sind doch so vielfältig und unterschiedlich, wie die Pilger selbst. Und viele kommen mit den pilgern ….wenn es sie erst mal gepackt hat....doch in ganz andere Sichtweisen über ihr Leben, Gott und die Welt. Ich bin froh und dankbar, dass ich so lange in der Lage war,
zu pilgern und den Camino zu erleben.

Das es außer in Spanien und Portugal ein erheblicher finanzieller Aufwand ist und mich die ersten beiden Caminos von der Haustür …..besonders durch
die Schweiz und Frankreich ….mehr als gedacht gekostet hat. Es ist halt für mich nicht immer möglich, dort in Pilgerunterkünften zu übernachten, muss
dann auf die teureren Varianten ausweichen und schlägt dann zu Buche. Will aber die schönen Begegnungen und Übernachtungen, die spontan, manchmal
von privat auf Einladung oder einen symbolischen Betrag in einer Pension oder Herberge erwähnen....Camino :) :) ….die aber die Ausnahme sind.

Gerhard....wer soviel Zeit und Aufwand in die Vorbereitung der Caminos steckt, diese Info dann kostenlos zu Verfügung stellt....darf etwas mehr als ein bisschen stolz sein. Viele sind auf Infos angewiesen....die nicht oder nicht umfassend im Pilgerführer stehen, und dort etwas kosten...

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Bicigringo
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Verkehrte Welt: Erste Erdbeeren im Garten

Beitrag von Bicigringo »

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/ˈfɪʃɪŋ fə ˈkɔmplɪmənt͜s,- - …mɛnt͜s/
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Annkatrin
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Re: Verkehrte Welt: Erste Erdbeeren im Garten

Beitrag von Annkatrin »

Lieber Gerhard,
es tut mir Leid, wenn ich dich "geprügelt" habe, das war nicht meine Absicht, und ich unterschreibe was Thüringer gepostet hat. Zitat:..wer soviel Zeit und Aufwand in die Vorbereitung der Caminos steckt, diese Info dann kostenlos zu Verfügung stellt....darf etwas mehr als ein bisschen stolz sein...

Ich reagiere nur etwas allergisch auf "früher war alles besser" . Wir ALLE ziehen den Nutzen aus dem Pilger-/Wanderboom. Allein die Weiterentwicklung der leichten Klamotten oder Rucksäcke.... würde sich das für ein paar Individualisten lohnen? Ob das alles so sinnvoll ist steht auf einem anderen Blatt. Ich erinnere an die Überschrift des Themas.

Liebe Grüße aus dem grünen Norden - früher hatten wir mehr Schnee... ;) :lol:
Annkatrin
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