Pilgererkenntnisse
Pilgererkenntnisse
Ich habe für mich beim Pilgern so eine Art „Lebensmotto“ gefunden.
Ich finde kein besseres Wort dafür und erzähle euch einfach mal, was ich meine:
Das Pilgern habe ich ja vor der Haustüre angefangen und bin nach 6 langen Jahren in Santiago angekommen. In den endlosen hohen Bergen der Schweiz oder im Zentralmassiv hatte ich irgendwann ein „pense pas“ – denk nicht – im Kopf. Das war mein Rhythmus, mein Mantra, das mich durchhalten ließ und das ich manche Stunde bergauf stumm wiederholte.
In den endlosen Maisfeldern von Südfrankreich änderte sich der Rhythmus, es kam dann noch ein drittes Wort dazu: „pense pas, fait“ – denk nicht, mach. Beim „fait“ kann man wunderbar aufstampfen
Die Ankunft in Santiago war für mich dann bei weitem nicht so toll, wie ich es mir immer ausgemalt hatte. Und die Monate danach habe ich mich oft und oft gefragt, was mir das Pilgern eigentlich gebracht hat. Keine Gotteserfahrung, die hatte ich auch gar nicht gesucht. Klar, jeder einzelne Tag war einzigartig und schön. Aber in Summe, was war mein „Geschenk“ für all die harten Stunden?
Ich habe lange gebraucht, um zu erkennen, dass es genau dieses „denk nicht, mach“ ist.
Meine Gedanken kreisen oft. Ich überlege, wäge ab, relativiere, recherchiere, überlege wieder.... Und komme zu keiner Entscheidung. Das `Machen` fällt mir unendlich schwer.
Aber ich finde in den letzten Jahren immer schneller einen Ausstieg aus diesem Gedankenkreisen. Plötzlich schießt mir ein „pense pas – fait“ durch den Kopf, ich stampfe auf, entscheide und fühle mich dann leicht und beschwingt.
Ob die Entscheidung dann „richtig“ oder „falsch“ ist, ist ziemlich egal. Hauptsache, ich entscheide überhaupt und mache den nächsten Schritt.
Ich liebe dieses Geschenk
Mich würde jetzt brennend interessieren, ob ihr beim Pilgern auch Erkenntnisse für euch gewonnen habt, die für andere vielleicht selbstverständlich sind oder die ihr schon oft gehört habt, die ihr aber erst mit der Zeit für euch verinnerlichen konntet?
Ich wünsche euch einen sonnigen Tag und allzeit gute Entscheidungen
Ich finde kein besseres Wort dafür und erzähle euch einfach mal, was ich meine:
Das Pilgern habe ich ja vor der Haustüre angefangen und bin nach 6 langen Jahren in Santiago angekommen. In den endlosen hohen Bergen der Schweiz oder im Zentralmassiv hatte ich irgendwann ein „pense pas“ – denk nicht – im Kopf. Das war mein Rhythmus, mein Mantra, das mich durchhalten ließ und das ich manche Stunde bergauf stumm wiederholte.
In den endlosen Maisfeldern von Südfrankreich änderte sich der Rhythmus, es kam dann noch ein drittes Wort dazu: „pense pas, fait“ – denk nicht, mach. Beim „fait“ kann man wunderbar aufstampfen
Die Ankunft in Santiago war für mich dann bei weitem nicht so toll, wie ich es mir immer ausgemalt hatte. Und die Monate danach habe ich mich oft und oft gefragt, was mir das Pilgern eigentlich gebracht hat. Keine Gotteserfahrung, die hatte ich auch gar nicht gesucht. Klar, jeder einzelne Tag war einzigartig und schön. Aber in Summe, was war mein „Geschenk“ für all die harten Stunden?
Ich habe lange gebraucht, um zu erkennen, dass es genau dieses „denk nicht, mach“ ist.
Meine Gedanken kreisen oft. Ich überlege, wäge ab, relativiere, recherchiere, überlege wieder.... Und komme zu keiner Entscheidung. Das `Machen` fällt mir unendlich schwer.
Aber ich finde in den letzten Jahren immer schneller einen Ausstieg aus diesem Gedankenkreisen. Plötzlich schießt mir ein „pense pas – fait“ durch den Kopf, ich stampfe auf, entscheide und fühle mich dann leicht und beschwingt.
Ob die Entscheidung dann „richtig“ oder „falsch“ ist, ist ziemlich egal. Hauptsache, ich entscheide überhaupt und mache den nächsten Schritt.
Ich liebe dieses Geschenk
Mich würde jetzt brennend interessieren, ob ihr beim Pilgern auch Erkenntnisse für euch gewonnen habt, die für andere vielleicht selbstverständlich sind oder die ihr schon oft gehört habt, die ihr aber erst mit der Zeit für euch verinnerlichen konntet?
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There is a crack, a crack in everything
That′s how the light gets in
Leonard Cohen
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Re: Pilgererkenntnisse
Christine, was du schreibst, kenne ich auch so gut! Mir geht es ganz ähnlich, auch wenn ich dafür nicht so einen schönen und treffenden Satz wie du gefunden habe. Ich neige auch sehr dazu, über Dinge so lange nachzudenken, bis mir tausend Zweifel kommen, ob es nun richtig ist, irgendeine Entscheidung zu treffen.
Auf meinen Pilgerwegen habe ich gelernt, mir selbst und meinen Entscheidungen mehr zu vertrauen. Und wenn ich eine Entscheidung treffe, die am Ende falsch war, ist es auch nicht schlimm, besser als nie etwas zu riskieren. Immer öfter gelingt es mir, die Zweifel in mir abzuschalten, und das ist eine wunderschöne Erkenntnis, die mir dank dir gerade nochmal bewusst wird
Auf meinen Pilgerwegen habe ich gelernt, mir selbst und meinen Entscheidungen mehr zu vertrauen. Und wenn ich eine Entscheidung treffe, die am Ende falsch war, ist es auch nicht schlimm, besser als nie etwas zu riskieren. Immer öfter gelingt es mir, die Zweifel in mir abzuschalten, und das ist eine wunderschöne Erkenntnis, die mir dank dir gerade nochmal bewusst wird
Jedes Gehen auf unvertrauten Wegen ist eine Reise ins Vertrauen.
Re: Pilgererkenntnisse
tsetse & Uti: So viele Pilger haben mir immer erzählt, dass sie pilgern um nachzudenken, um Lösungen für Probleme zu finden oder endlich fokussiert eine lang aufgeschobene Entscheidung zu treffen. Anfangs dachte ich dann immer, na toll, nicht mal das funktioniert bei dir.
Ich bin eigentlich immer mit leerem Kopf unterwegs. Ich denke einfach ... NICHTS. Pense pas.
Und es ist herrlich.
LG,
Andrea
Ich bin eigentlich immer mit leerem Kopf unterwegs. Ich denke einfach ... NICHTS. Pense pas.
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No creo en casi nada que no salga del corazón.
(Fito Páez)
http://und-die-haare-im-wind.blogspot.com
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- Giselle de compostelle
- Beiträge: 139
- Registriert: 15. Jul 2019, 12:12
- Wohnort: Belgien
Re: Pilgererkenntnisse
Hallo zusammen,
mir kam beim ersten camino die Erkenntnisse:
" Ich bin in der Lage mein "Päckchen" zu tragen, täglich neu zu schultern; auszutarieren, und meinen Weg zu gehen- egal wie schwierig er ist, denn: Ich bin stark!"
Und auch auf dem 2. camino hatte ich ne Erkenntnis:
" Probleme gehören zu. Leben! Problem erkennen, Lösungsweg in Ruhe erarbeiten, und weiter geht's!"
Das hat mir bis jetzt, wenn verfahrene Situationen aufkamen, gut geholfen um nicht zu verzweifeln.
LG. Giselle
mir kam beim ersten camino die Erkenntnisse:
" Ich bin in der Lage mein "Päckchen" zu tragen, täglich neu zu schultern; auszutarieren, und meinen Weg zu gehen- egal wie schwierig er ist, denn: Ich bin stark!"
Und auch auf dem 2. camino hatte ich ne Erkenntnis:
" Probleme gehören zu. Leben! Problem erkennen, Lösungsweg in Ruhe erarbeiten, und weiter geht's!"
Das hat mir bis jetzt, wenn verfahrene Situationen aufkamen, gut geholfen um nicht zu verzweifeln.
LG. Giselle
Camino de Santiago es como respirar el alma ...
CF 07.05.11-05.06.11
Camino Finisterre-Muxia 16.06.13-26.06.13
VdP Sevilla-SdC 22.08.15-03.10.15
CdN Bilbao-SdC 01.09.17-30.09.17
Camino Primitivo 19.06.21-04.07.21
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Re: Pilgererkenntnisse
Liebe Giselle, wunderschön hast Du geschrieben und mich sehr zum Nachdenken gebracht.Giselle de compostelle hat geschrieben: ↑10. Okt 2019, 09:26 Hallo zusammen,
mir kam beim ersten camino die Erkenntnisse:
" Ich bin in der Lage mein "Päckchen" zu tragen, täglich neu zu schultern; auszutarieren, und meinen Weg zu gehen- egal wie schwierig er ist, denn: Ich bin stark!"
Beim Pilgern kenne ich solche Erkenntnisse wie Deine beiden sehr gut. Da fühle ich mich auch stark und allen Anforderungen gewachsen, denn ich habe schon so viele davon erfolgreich gemeistert.
Im Alltag zweifle ich aber leider oft an mir, da fehlt mir das Gottvertrauen? oder das Selbstvertrauen?, das sich am Ende alles gut fügt.
Wenn Du erlaubst, werde ich mir Deine erste Erkenntnis für eine aktuell anstehende wichtige Entscheidung ausleihen und mir immer wieder in Erinnerung rufen. Sie ist allerdings ein bissl lang für mich, ich hoffe, ich kann sie im Lauf meines Entscheidungsprozesses auf wenige Worte reduzieren . Falls ja, werde ich berichten.
Ich danke Dir fürs teilen
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- Frau Holle
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- Beiträge: 1457
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Re: Pilgererkenntnisse
Meinen ersten Camino bin ich ohne "großes Thema" oder so gelaufen. Aber ich habe viele getroffen, die ein Anliegen an den Weg hatten oder Gründe, den Weg (jetzt) zu gehen.
Trennungen, Tod naher Angehöriger, neuer Lebensabschnitt, berufliche Veränderungen, Sinnsuche etc.. Manchmal fühlte ich mich als "Pilgerin ohne Mission" schon fast etwas allein
Irgendwann hatte ich dann die Erkenntnis: Mein Leben ist super, so wie es ist und ich liebe es!
Das war zwar etwas, was mir eigentlich bereits bewusst war, aber zwischen so vielen, denen es ganz anders erging und nachdem ich es mir bewusst gemacht hatte war es eine sehr schöne Erkenntnis
Trennungen, Tod naher Angehöriger, neuer Lebensabschnitt, berufliche Veränderungen, Sinnsuche etc.. Manchmal fühlte ich mich als "Pilgerin ohne Mission" schon fast etwas allein
Irgendwann hatte ich dann die Erkenntnis: Mein Leben ist super, so wie es ist und ich liebe es!
Das war zwar etwas, was mir eigentlich bereits bewusst war, aber zwischen so vielen, denen es ganz anders erging und nachdem ich es mir bewusst gemacht hatte war es eine sehr schöne Erkenntnis
u l t r e i a
Re: Pilgererkenntnisse
So wie es Frau Holle geht, so geht es mir auch. Eine super Erkenntnis, die mir manchmal sogar ein schlechtes Gewissen macht, wenn ich sehe was manch Einer für “Päckchen“ zu tragen hat.
- Giselle de compostelle
- Beiträge: 139
- Registriert: 15. Jul 2019, 12:12
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Re: Pilgererkenntnisse
Klar darfst Du :-*tsetse hat geschrieben: ↑13. Okt 2019, 22:14Giselle de compostelle hat geschrieben: ↑10. Okt 2019, 09:26 Hallo zusammen,
mir kam beim ersten camino die Erkenntnisse:
" Ich bin in der Lage mein "Päckchen" zu tragen, täglich neu zu schultern; auszutarieren, und meinen Weg zu gehen- egal wie schwierig er ist, denn: Ich bin stark!"
Wenn Du erlaubst, werde ich mir Deine erste Erkenntnis für eine aktuell anstehende wichtige Entscheidung ausleihen und mir immer wieder in Erinnerung rufen.
LG. Giselle
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Re: Pilgererkenntnisse
Frau Holle hat geschrieben: ↑13. Okt 2019, 23:11 Meinen ersten Camino bin ich ohne "großes Thema" oder so gelaufen. Aber ich habe viele getroffen, die ein Anliegen an den Weg hatten oder Gründe, den Weg (jetzt) zu gehen.
Trennungen, Tod naher Angehöriger, neuer Lebensabschnitt, berufliche Veränderungen, Sinnsuche etc.. Manchmal fühlte ich mich als "Pilgerin ohne Mission" schon fast etwas allein
Irgendwann hatte ich dann die Erkenntnis: Mein Leben ist super, so wie es ist und ich liebe es!
Das war zwar etwas, was mir eigentlich bereits bewusst war, aber zwischen so vielen, denen es ganz anders erging und nachdem ich es mir bewusst gemacht hatte war es eine sehr schöne Erkenntnis
Ja, das ist eine schöne Erkenntnis.
Das ich mein Leben so liebe, wie es ist, würde ich definitiv auch von mir sagen und das war mir ebenfalls schon vor meinem ersten Camino bewusst. Das heißt für mich persönlich aber nicht, dass ich keine Erkenntnis beim Pilgern haben kann oder es keine Themen gibt, die ich mit auf den Weg nehme. Denn ich liebe mein Leben so wie es ist, trotz mancher Macke die habe und meinem, mal kleineren und mal etwas größeren Päckchen das ich mit mir trage
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