15 Tage im Hochsommer - welchen Camino?

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Matt Merchant
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Re: 15 Tage im Hochsommer - welchen Camino?

Beitrag von Matt Merchant »

Ihr Lieben,

gerade befinde ich mich bei der täglichen Bibel-Lektüre und neben mir dampft ein dreifacher Espresso.
Aaalso: wenn ich als feministisch engagierter Mann mal versuchen darf, die Ehrenrettung anzutreten:
Das berühmte 'Lob der tüchtigen Hausfrau' findet sich im Buch der Sprüche: Spr 31,10-31.

Zugegeben wird gerade dort ein etwas patriarchales Bild vermittelt. Während jahrhundertelang diese Stelle bei Trauungen gerne rezitiert wurde, hat sich das heute zumeist erledigt. Die Hausfrau ist heute definitv ein emanzipierteres Berufsbild, das gerade in unserer Status- und Leistungs-Gesellschaft Respekt abnötigt.
Ersichtlich wird dies am Evangelischen Pfarrhaus: Jahrhundertelang hat dieses vor allem deshalb funktioniert, weil hinter den Kulissen eine tüchtige Pfarrersfrau die Regie führte, derweil sich der Herr Pfarrer auf die (Selbst-)Darstellung konzentrieren konnte. Dieses traditionelle Bild bröckelt langsam - und fast möchte ich sagen: Das ist gut so.

Lieber Stefan, können wir uns nicht drauf einigen, statt 'Hausfrauen-Camino' in Zukunft besser 'DJ-Ötzi-Camino' zu sagen, wenn wir über den Portugues lästern?
Das trifft Deine Intention noch besser.

Liebe Grüße,
Matthias
"Das Unscharfe um das Display herum, das ist der Camino.“ (frei nach M. M. Profitlich) :geek:
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chrisbee
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Re: 15 Tage im Hochsommer - welchen Camino?

Beitrag von chrisbee »

„Hausfrauencamino“? Bloß nicht aufregen, ist nur Mackergedöhns,
chrisbee
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Annkatrin
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Re: 15 Tage im Hochsommer - welchen Camino?

Beitrag von Annkatrin »

Matt Merchant hat geschrieben: 28. Apr 2021, 08:23 Ihr Lieben,

Das berühmte 'Lob der tüchtigen Hausfrau' findet sich im Buch der Sprüche: Spr 31,10-31.
Dagegen wendet sich mein Protest auch nicht, aber Anhalter hat's noch nicht verstanden.. Zitat: Der Camino für die deutsche Hausfrau, ein bisschen aufregend, aber nicht zu viel.

Soweit von mir, ich klinke mich jetzt wieder aus, will ja nicht den Starke-Männer-Faden verwässern ;) :lol:
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Matt Merchant
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Re: 15 Tage im Hochsommer - welchen Camino?

Beitrag von Matt Merchant »

Annkatrin hat geschrieben: 28. Apr 2021, 08:34 ...will ja nicht den Starke-Männer-Faden verwässern ;) :lol:
Wie gesagt:
"DJ-Ötzi-Camino".

Cool down! ;)
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ilfuchur
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Re: 15 Tage im Hochsommer - welchen Camino?

Beitrag von ilfuchur »

"Das bisschen Haushalt macht sich von allein, sagt mein Mann...." (kennen die Jüngeren von euch wahrscheinlich gar nicht und das ist auch nicht wirklich eine kulturelle Wissenslücke)

Ich kann mich darüber gerade gar nicht echauffieren, weil mir über die 14 Tage für Primitivo/Portugues UND Finisterre noch der Kopf sauselt. Anhalter, es ist ja in Ordnung, wenn du das kannst, aber du musst mir bitte nicht so unverholen unter die Nase reiben, dass ich das nicht kann. So. 😉

Ich finde, die Wege haben beide ihre Schönheiten, wie schön sie sind, liegt im Auge des Begehers. Der Portugues ist flach, in Portugal sehr pflasterlastisch, riecht auf der Küstenroute herrlich nach Salz... aber die Holzstege, die ich so sehr liebe, gehen vielen nach den ersten Kilometern ziemlich auf die Nerven. Die anstrengendste Steigung auf dem Zentralweg ist die "hinauf" zum Cruz dos Franceses und der einzige Abstieg der eben danach.

Beim Primitivo bin ich in Sachen Sachlichkeit komplett raus. Der ist einfach nur schön, rauf und runter und rauf und runter und so schön rauf, dass "Mutter" (ich bestand auf diese Berufsbezeichnung immer in unseren Steuererklärungen, weil man in denen ja nich schwindeln darf) gar nicht merkt, dass es anstrengend ist.

Ich denke, es ist einfach eine Frage, was dir mehr Spaß macht, Raufundrunter, Salzluft oder etwas zwischendrin.

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Pooh_der_baer
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Re: 15 Tage im Hochsommer - welchen Camino?

Beitrag von Pooh_der_baer »

Hallo,

war auf beiden Kurz-Caminos unterwegs.
Beide unterscheiden sich landschaftlich. Jeder hat seinen eigenen Reiz.
Für mich waren beide schön. Möchte keinen missen.
Bin damals den Portugues durch das Landesinnere gegangen. Dauer 12 Tage, aber kurz Etappen.
Den Primitivo ging ich über die Friol-Variante, dauerte 13 Tage.

Liebe Chrisbee,
ich als Mann habe auch einiges gegen Mackergedöns. Die Zeiten sind eigentlich doch schon vorbei, oder ?

Lieber Drache,
ich kenne das Lied auch noch. So wurde damals gedacht. siehe Zeilen oben.
Wer sich nicht erinnert, den bestraft die Zukunft.
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Shabanna
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Re: 15 Tage im Hochsommer - welchen Camino?

Beitrag von Shabanna »

Irgendwie hab ich immer so ein Bauchgefühl, welcher grade der richtige Camino für mich ist. Die Kurzbeschreibungen mit den hard facts kennt man ja. Und dann muss man halt für die soft facts ein bisschen in sich reinhören.

Mal schreit alles in mir: "Abenteuer!" Dann ab auf die Via Son Giachen oder den Cammino Jacopeo d'Anaunia.
Höhenangst? Egal! Pilger = null? Egal! Trainingszustand mangelhaft? Egal!

Mal sehn ich mich nach (ich hätte beinahe geschrieben: Umarmung. Nähe. Aber sagen wir in diesen Zeiten:) Gemeinschaft. Ein Netz mit doppeltem Boden. Laufen lassen. Dann wird's wohl eher der Frances oder der Portugues.

Und manchmal sagt mein Bauchgefühl das eine, und es kommt dann trotzdem ganz anders. Und auch daraus ist dann irgendwie Magie geworden.

Also Fazit: Völlig schnuppe. Lauf einfach irgendwo los. Passt.

:)
No creo en casi nada que no salga del corazón.
(Fito Páez)

http://und-die-haare-im-wind.blogspot.com
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Simsim
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Re: 15 Tage im Hochsommer - welchen Camino?

Beitrag von Simsim »

Na immerhin hab ich jetzt kapiert, was das sein soll, ein "Hausfrauencamino" 😟.....bin so weit weg von solchen merkwürdigen Klischees, dass ich dachte Anhalter meint vielleicht die vielen unglaublich gastfreundlichen Hausfrauen am Camino Portugues, die vorbeikommende Pilger nett grüßen und zum Kaffee einladen oder so, und man deswegen nicht sportlich genug vorankommt.. 😂
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Anhalter
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Re: 15 Tage im Hochsommer - welchen Camino?

Beitrag von Anhalter »

ilfuchur hat geschrieben: 28. Apr 2021, 09:20
Ich kann mich darüber gerade gar nicht echauffieren, weil mir über die 14 Tage für Primitivo/Portugues UND Finisterre noch der Kopf sauselt. Anhalter, es ist ja in Ordnung, wenn du das kannst, aber du musst mir bitte nicht so unverholen unter die Nase reiben, dass ich das nicht kann. So. 😉
Ich hatte nicht die Absicht, irgendwem irgendwas unter die Nase zu reiben. Ich muss aber auch nicht verstecken, dass ich mich als theoretisch für in der Lage betrachte, das zu schaffen. Ob ich das auch will, ist ja die eigentlich spannendere Frage, deswegen eben auch das Wort "Stress" auf der Contraseite für diesen Plan.

Für die Themenrelevanten Hinweise aller Beteiligten bin ich übrigens sehr dankbar. Es bildet sich die Meinung heraus, dass der Primitivo wohl doch besser passen würde. Vermutlich würde ich dann aber (mal wieder) auf den Weg nach Fisterra verzichten müssen. Aber mal schauen, was die Zeit bis dahin noch bringt.

edit: @Matt: Wegen mir können wir den auch BWL-Justus Camino nennen. Auch ein Klischee, aber eins das scheinbar noch OK ist.
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ilfuchur
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Re: 15 Tage im Hochsommer - welchen Camino?

Beitrag von ilfuchur »

Oh, war so gar nicht gemeint, sondern nur selbstironisch. Aber das sieht man den Buchstaben ja nicht an. Tschuldige.

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ilfuchur
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Re: 15 Tage im Hochsommer - welchen Camino?

Beitrag von ilfuchur »

Oh, darf ich noch etwas sagen?

Ich mag es eigentlich nicht so gerne, "gute Ratschläge" zu geben, aaaaber....

Also, ich bin einmal losgegangen, um so viel Camino wie möglich zu machen, bevor mich das Heimweh einholt. Das war auf alle Fälle schneller als meine Mitpilger, die ich alle nach und nach verloren habe. Mir fehlten dann einfach die schönen Gespräche am Abend und die Menschen, die mir schon mal in der nächsten Bar einen Cafe con Leche bestellten.
Und einmal verließ ich meine "Herde", weil ich noch eine Wegvariante zusätzlich angucken wollte.
Beides war für mich keine gute Idee.

Wenn ich an den Primitivo denke, dann sind da so viele Stellen, wo ich einfach nur im Gras lag, an einer Mauer saß, den Wolken hinterher guckte... und einfach nur war.

Pläne zu haben, ist eine gute Sache, sich von ihnen stressen zu lassen...

Oh, ich mach das anders. Ich geb dir keine "guten Ratschläge", sondern wünsche dir einfach die Ruhe, die für dich genau richtig ist.

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chrisbee
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Re: 15 Tage im Hochsommer - welchen Camino?

Beitrag von chrisbee »

@anhalter: die Option Jena-Frankfurt würde ich nicht ganz so schnell verwerfen. Ich kenne zwar den ökumenischen Pilgerweg zwischen Jena und Vacha/Werra noch nicht (kenne im Thüringer Wald nur den Rennsteig), aber ab Vacha könnte man sich auch nach Süden orientieren zum Hochrhöner (die Ostvariante gefällt mir gut) und ab dem Kloster Kreuzberg weiter auf dem Pilgerweg nach Würzburg gehen. Wenn aber das Ziel Frankfurt sein sollte: ab Fulda gibt es auch die Jakobswegvariante über Herbstein und über den Vogelsberg (mehr oder weniger identisch mit dem E3). Hat mir sehr gut gefallen! Der Weg von Frankfurt nach Mainz am Main entlang macht mir (als Frankfurterin) sowieso Freude.
Gruß chrisbee
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Anhalter
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Re: 15 Tage im Hochsommer - welchen Camino?

Beitrag von Anhalter »

Warum so defensiv? Ratschläge sind doch nichts schlechtes, auch wenn sie nicht passen.
Mein besonderes "Problem" ist, ich bin gern in Bewegung. Mir bereitet das Freude. Auf dem Frances hab ich eine Weile gebraucht das zu merken. Nach den Tagen mit "nur" 20km war ich nicht zufrieden (glücklich? ausgelastet?). Nach den Tagen mit 30-40km schon deutlich mehr. Mich unterwegs ins Gras zu legen, das ist nicht meins. Habs probiert, passt nicht ;)
Daraus ergibt sich natürlich die besondere Herausforderung, mit den Leuten in Kontakt zu bleiben, die einem so begegnen. Ich hab in der Vergangenheit dann immer einen extra Tag in den Städten verbracht, so konnte man mich einholen. Das wäre jetzt aber in der "Stressvariante" nicht möglich. Deswegen überlege ich eher, den Weg nach Fisterrra zu streichen und dann in dem einen oder anderen Örtchen einen Tag länger zu verweilen.

Die "Übung" die Coelho in seinem Buch zum Thema Langsamkeit beschreibt ist mir übrigens nicht unbekannt. Habe mich daran auch versucht. War eine Tortur.

edit: Durch das verkürzen müsste ich auch nicht so viel vorplanen sondern könnte natürlich einfach so lange laufen wie es mir gefällt. Das ist natürlich auch was, das für eine Portugisische Variante sprechen würde. Auf dem Primitivo sind die Herbergen dann wohl doch schon etwas seltener.
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Pater Norbert
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Re: 15 Tage im Hochsommer - welchen Camino?

Beitrag von Pater Norbert »

Hallo Anhalter,

wenn ich deine Beschreibung lese, möchte ich doch noch alternative Routen ins Gespräch bringen, wo die Infrastruktur anders ist und damit auch die Tagesplanung mehr Kilometer bedeutet:

Camino de Madrid (der beginnt dort und du kannst von Ort X gut mit ALSA oder dem Zug wieder dahinkommen)
Camino de Ebro (Anflug nach Barcelona, Zug nach Tortosa und dann los in Richtung Logroño)
Camino Catalan (Anflug nach Barcelona), und dann entweder von dort zu Fuß in Richtung Montserrat und weiter oder mit ÖPNV nach Montserrat und von dort dann Richtung San Juan de la Peña.
Bei diesen drei Wegen habe ich jeweils wenig Pilger*innen erlebt, was die individuelle Tagesgestaltung noch einfacher macht.

Entweder kommst du bis zum Ziel durch oder nutzt nach 13 Tagen den ÖPNV für den Weg nach Madrid oder Barcelona.
Wer pilgert, wird von einem Virus infiziert, das nicht vergeht.
Gemerkt im März 2022. Avatar stammt aus Juni 2023.
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Pooh_der_baer
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Re: 15 Tage im Hochsommer - welchen Camino?

Beitrag von Pooh_der_baer »

Hallo,

eine Mögichkeit ist es, den Lutherweg zu gehen.
a) Eisenach - Worms
b) Worms - Eisennach

Dazu gab es vor einiger Zeit mal einen Bericht im Fernsehen.
Wer sich nicht erinnert, den bestraft die Zukunft.
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