250 Jahre Hölderlin

Antworten
Christoph Kühn
Beiträge: 332
Registriert: 24. Jul 2019, 23:02
Wohnort: Köln
Kontaktdaten:

250 Jahre Hölderlin

Beitrag von Christoph Kühn »

Vor 250 Jahren, am 20. März 1770, wurde der Dichter Friedrich Hölderlin in Lauffen am Neckar geboren. Womöglich habe kein anderer, so urteilte der Tübinger Kunsthistoriker und Hölderlin-Experte Josef Nolte, den Sinn von Pilgerschaft greifbarer ins Wort gesetzt als dieser Lyriker aus Württemberg.

Mitte der 1980er Jahre ist Josef Nolte in 60 Tagen durch Frankreich und Spanien nach Santiago de Compostela gegangen. Als Reiselektüre führte er die kleine Dünndruckausgabe von Hölderlins Werken aus dem Insel-Verlag mit sich. In Hölderlin hatte er dabei ein direktes Vorbild. Denn der Lyriker war selber lange Strecken zu Fuß gegangen, schon 1781 als Elfjähriger in der Schweiz, 1795 von Schwaben durch Franken nach Sachsen und Anhalt oder 1796 in Nordhessen. Seine längste Wanderung führte ihn 1801/02 quer durch Frankreich nach Bordeaux, wo eine neue Stelle als Hauslehrer und Prediger auf ihn wartete. Er legte sowohl den Hin- als auch den Rückweg in Eilmärschen zurück. Diese Reiseeindrücke und Wegeerfahrungen verarbeitete er – ganz im Sinne der damals gepflegten „empfindsamen Reise“ – in seinem lyrischen Œuvre.

Über die Lektüre Hölderlins auf seiner Pilgerwanderung nach Santiago de Compostela hat Josef Nolte mit gutem Gebrauch von Textzitaten auf der ersten Jahrestagung der Deutschen St. Jakobus-Gesellschaft im September 1987 berichtet. Durch Hölderlin sei ihm deutlich geworden, wie sehr der Mensch in doppelter Hinsicht ein Fremder ist. Zugleich habe er gelernt, seine eigene Heimat in einem neuen Licht zu sehen:

Josef Nolte: Wege und Wandlungen. Erfahrungen mit einem zentralen Motiv der Dichtung Hölderlins. In: Deutsche Jakobspilger und ihre Berichte, hrsg. von Klaus Herbers. Tübingen 1988 (Jakobus-Studien 1), S. 149-163.

Der 250. Geburtstag bietet einen guten Anlass, wieder etwas von Hölderlin zu lesen. Deshalb hier einige Lesetipps mit den Texten, die Josef Nolte auf seinem Weg nach Santiago de Compostela besonders inspiriert haben:

– die Elegien „Menons Klagen über Diotima“, „Der Wanderer“, „Der Gang aufs Land“, „Heimkuft“ und „Brot und Wein“
– die Hymnen „Andenken“, „Mnemosyne“, „Friedensfeier“ und „Patmos“
– die Oden „Heidelberg“ und „Der Main“
– das Hexameter-Gedicht „Der Archepelagos“
– das Fragment „An die Madonna“
"70 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs sind in Europa wieder Städte von der Auslöschung bedroht."

Karl Schlögel, 2015
Benutzeravatar
chrisbee
Beiträge: 213
Registriert: 18. Jul 2019, 22:09
Wohnort: Frankfurt/Main

Re: 250 Jahre Hölderlin

Beitrag von chrisbee »

Danke für Hinweis! Inzwischen stieß ich auf den Hölderlinpfad von Frankfurt nach Bad Homburg:
https://taz.de/Kultpoet-Hoelderlin/!5668443&s=burghoff/
Es war eine gute Idee, diesen interessanten Weg zu gehen, gerade zu Zeiten von Corona und den Einschränkungen. Auch in Bad Driburg soll es einen Hölderlin-Wanderweg geben.
chrisbee
Benutzeravatar
VerlaufNix
Beiträge: 38
Registriert: 14. Apr 2020, 13:22
Wohnort: Stuttgart
Kontaktdaten:

Re: 250 Jahre Hölderlin

Beitrag von VerlaufNix »

Danke Dir Christoph ebenfalls für diesen Literaturtipp. Hölderlin selbst ist schon nicht einfach heutzutage zu lesen aber Josef Nolte kommt auf die Leseliste.
Jakobsweg-Tagebücher:
https://verlaufnix.wordpress.com/
Antworten